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Full text: 65, 1937

Kleinere Mitteilungen. 
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In Höhe des 500 mb-Niveaus (stark gezeichnete Linien der Abb. 2) ist da- 
yegen die von Westrußland nach Mitteleuropa sich erstreckende Kältezunge durch 
einen Tiefausläufer deutlich markiert, und der Druckgegensatz ist etwa im Gebiet 
zwischen Böhmen und Ostfrankreich am größten. 
Die dünn gezeichneten Linien geben die 24stündige Druckänderung vom 
Abend des 9. bis zum 10. Februar 19 Uhr wieder, angenähert kann man also die 
in dieser Zeit eingetretene Druckänderung mit der momentanen Druckänderung 
am Morgen des 10. Februar gleichsetzen. Man sieht dann ein Zentrum stärkster 
Druckabnahme über Korsika, das in der 3stündigen Tendenzkarte des Tägl, 
Wetterberichts d. Deutschen Seewarte auch ungefähr an der gleichen Stelle liegt, 
Dieses Druckfallgebiet liegt also gerade vor dem Gebiet, wo — über Südfrank- 
reich — in den nächsten Stunden die größte Verschärfung des Temperatur- 
gegensatzes und Höhendruckgefälles zu erwarten ist, Der Verlauf der Linien 
gleicher . Druckänderung zeigt überdies ebenfalls deutlich, daß der bis zum 
Alpenfuß gelangten Kaltluft im Augenblick noch eine zunehmende Beschleu- 
nigung in westlicher Richtung nach Südfrankreich hin erteilt wird. 
Die verhältnismäßig schwachen Höhenwinde über Italien (Foggia) und über 
der südlichen Adria (Saseno) belegen gleichzeitig, daß das Höhendruckgefälle 
dort noch ziemlich schwach ist, 
wo am nächsten Morgen das Zen- 
irum des entstandenen Sturm- 
tiefs liegt. 
Dessen Lage, die mit der- 
jenigen stärkster 24stündiger 
Druckabnahme vom 10. bis 11. 
8 Uhr genau zusammenfällt, ist 
in unserer Abbildung durch ein 
Kreuz gekennzeichnet, und man 
muß geradezu staunen, wie genau 
auch in diesem Beispiel Fall- 
gebiet und entstehende Sturm- 
zyklone der Höhenströmung 
folgen! Nur ganz gering ist die 
Abweichung von der Isopoten- 
tiale 536 Dekameter, auf der am 
Morgen des 10. das Zentrum des 
entstehenden Druckfallgebiets 
liegt, und wir sehen hier, daß 
trotz der großen Mannig- 
faltigkeit der Oberflächengestaltung der Erde in dem betreffenden Gebiet 
und trotz des Dazwisehentretens des gesamten Alpenmassivs die Be- 
ziehung zwischen Höhenströmung und Zugrichtung der Neubildungen 
sehr eng bleibt. 
Bis zum Abend des 10, Februar schreitet die Entwicklung erst langsam fort, 
mittags ist erstmalig ein geschlossener Wirbelkern von 1000 mb über dem Golf 
von Genua zu erkennen, der sich bis zum Abend erst wenig verlagert und nur 
auf 998 mb vertieft hat, Zu diesem Zeitpunkt hat die Kaltluft die Südseite der 
Alpen erreicht und wird nun in die Rückseitenströmung des Tiefs einbezogen. 
Der eingetretene weitere Druckfall verstärkt einerseits die Kaltluftzufuhr aus 
Nordost, und zugleich beschleunigt er auch die Warmluftadvektion aus dem 
afrikanischen Hoch, wobei die Temperaturen z. B, in Algier mittags 21° erreichten. 
Während der Nacht gelangt nun das mitteleuropäische Drucksteiggebiet zum 
Mittelmeer und mit ihm die arktische Kaltluft. Die außerordentliche Heftigkeit 
der nun eintretenden Bora wird aber erst dadurch herbeigeführt, daß sich vor 
der Front zugleich ein Sturmtief entwickelt, in dessen am 11, Februar über 
Westgriechenland angelangten Zentrum (Abb, 3) der Luftdruck unter 990 mb 
abgenommen hat, Der Druckgradient hat auf diese Weise auf der Adria außer- 
ordentliche Beträge angenommen, und von mehreren Stationen der italienischen 
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