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Full text: 65, 1937

Blüthgen, Dr. J.: Neuere Arbeiten über die Vereisung der Ostsee. 
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Deutschland war bisher wenig hervorgetreten mit Arbeiten über die Ostsee- 
vereisung. Außer der allgemeinen Darstellung von Joeden (Zeitschr. d. Ges. f. 
Erdk. zu Berlin 1918) gab es keine größere deutsche Abhandlung, die diesen 
Erscheinungen gewidmet war. 1933 begann die Deutsche Seewarte mit der Her- 
ausgabe von Eisarbeiten, Die erste war die von J. Richter über die Vereisung 
der südlichen Ostsee und Beltsee im Winter 1928/29, die aber vorerst nur dem 
Problem der Windrichtung und Eistrift galt. 1936 erschien dann die Arbeit 
des Verf. über die Vereisung des Bottenbusens (Dr. J, Blüthgen: Die Eis- 
verhältnisse des Bottnischen Meerbusens, Aus dem Archiv der Deutschen See- 
warte Bd. 55, 3. Hamburg 1936). Eine weitere ausführliche Darstellung der 
Eisverhältnisse der östlichen Teile der Ostsee von mir steht vor dem Abschluß. 
Wie sich ergibt, ist eine Beschäftigung mit den fremdländischen Veröffent- 
lichungen über das Problem der Ostseevereisung angebracht. Im folgenden sei 
nun zuerst auf die polnische Arbeit eingegangen. 
Die Verfasserin hebt zu Beginn ihrer Ausführungen mit Recht hervor, daß 
die Behandlung wegen der Verschiedenartigkeit des Ausgangsmaterials schwierig 
ist. In der Reihe der benutzten Berichte treten jedoch erhebliche Mängel auf, 
Daß die Verfasserin die Täglichen Eisberichte, hrsg. v. d. Deutschen Seewarte, 
Aicht kennt, trägt wesentlich dazu bei, daß ihre Ausführungen über die Ver- 
eisung der gesamten Ostsee lückenhaft und ungleichwertig sind. Gerade dieses 
Material bietet, da es aus allen Teilen der Ostsee stammt, wenigstens eine Ge- 
währ für Gleichmäßigkeit, Daß trotzdem noch genug an Ungleichwertigkeit in 
Kauf genommen werden muß, konnte Verf, (1936) feststellen. Die in den Annalen 
der Hydrographie usw. veröffentlichten jährlichen Sammelberichte geben zwar 
einen guten Überblick, können aber für genauere Darstellungen die Täglichen 
Eisberichte nicht ersetzen, — Weiterhin fällt beim Lesen der polnischen Arbeit 
auf, daß die seit 1923/24 erschienenen jährlichen Eisberichte der Tartu Ülikooli 
Eesti Veekogude Uurimise Komisjoni-väljaanne (Veröffentlichungen der Kommission 
zur Erforschung der estnischen Gewässer der Universität Dorpat) überhaupt 
nicht benutzt sind, obschon sie in deutsch bzw. englisch abgefaßt sind. Fernerhin 
vermißt man eine Heranziehung der Arbeiten des verdienstvollen dänischen 
Eisforschers Speerschneider (abgesehen von einem Aufsatz von ihm in den 
Annalen usw.) über die Eisverhältnisse in den dänischen Fahrwässern von 690 
bis 1906 (Veröffentlichungen des dänischen Meteorologischen Instituts: Meddelelser 
Nr. 2 und 6). Alle diese genannten Arbeiten und Berichte bestanden bereits 
vor 1933, dem Abschlußtermin der Arbeit von M.Czekanska. 
Sind also die Grundlagen der Eisforschungen der Verfasserin nicht voll 
ausgenutzt, so ist verständlich, wenn bei der im übrigen sehr übersichtlichen 
und klaren Darstellung einzelne Lücken hervortreten und einige Dinge nicht 
richtig gesehen worden sind. Daß die russischen Arbeiten nicht in vollem Maße 
erreichbar waren, ist wegen der Sprachschwierigkeiten verständlich. Es darf 
aber aus dem Fehlen der russischen Berichte nicht der Schluß gezogen werden, 
daß z. B. die Vereisung in den Schären von Wiborg (S. 50 unten) beginne. Die 
Karten zeigen nämlich, daß der Winkel von Leningrad den frühesten Beginn 
und die längste Dauer besitzt. 
Bezüglich der Darstellung der Eisverhältnisse des Bottnischen Meerbusens, 
die ja inzwischen ausführlicher behandelt worden sind (Blüthgen 1936), sind 
etliche Fehler unterlaufen. Hier vermißt man wiederum eine Heranziehung der 
ausführlichen Darstellung der Vereisung der Bottensee und ihre Abhängigkeit 
von Wind und Temperatur von Hellström. Beispielsweise wird die Erscheinung, 
daß die schwedische Küste der Bottensee im Frühjahr lange von Packeis blockiert 
ist (vgl. u. a. die Bilder von Sandström in Svenska Turistföreningens Ärsbok 1936 
„Den svenska vintern“), gar nicht berücksichtigt. Auch der merkwürdige arktische 
Auftauprozeß in der Bottenwiek, auf den erstmalig Granquist aufmerksam ge- 
macht hat, wird nicht erwähnt, obwohl die betreffenden Schriften Granquists 
herangezogen worden sind. Die Abb. 1 mit der mittleren Dauer der Eis- 
periode gibt demnach tatsächlich kein richtiges Bild (vgl. auch die Karte von 
Braun 1924).
	        
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