Skip to main content

Full text: 65, 1937

42 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1937. 
diese z. T. durch Regen bewirkt, während 37mal die (in der Skala nicht vor- 
gesehene) Sicht „10“ zur Kennzeichnung der besonderen Transparenz notiert ist. 
Sehr wenige Gewitter, innerhalb mehr als Jahresfrist nur 6, wurden von 
Bord beobachtet, und der Umstand, daß von 86 Fällen Wetterleuchten 62 inner- 
halb 100 km und nur 3 außerhalb 200 km Küstenabstand auftraten, zeigt die 
dortige Landgebundenheit der Gewitter. 
Daß die Schwankungen des Luftdrucks, der Luftfeuchte, der Luft- und 
Wassertemperatur im Ostindischen Archipel sehr gering sind, bedarf keiner 
Hervorhebung. Um so bemerkenswerter sind bei vielen meteorologischen Ele- 
menten die Unterschiede zwischen der Küste, dem Seesaum, für den Visser die 
Zone zwischen Küste und 100 km Küstenabstand setzt, und der außerhalb 100 km 
Küstenabstand gelegenen See. 
Im Tagesgang des Luftdrucks tritt mit zunehmendem Küstenabstand die 
halbtägige Schwankung gegenüber der eintägigen deutlicher hervor; allerdings 
hat auch außerhalb 100 km Küstenabstand das 16h.Minimum noch fast die doppelte 
Abweichung vom Mittel (—1.3 mm) der des 4h-Minimums (—0.7 mm). Da ist es 
denn sehr auffällig, wie weit auf See sich die Komponenten von Land- und 
Seewind noch bemerkbar machen: Visser zeigt, daß in der Celebes-See, in 
300 km Entfernung von Borneo und 220 km von Celebes, der Einfluß beider 
Inseln noch deutlich nachweisbar ist! 
Die tägliche Schwankung der Elemente nimmt im allgemeinen nach See 
zu ab; die tägliche Amplitude der Lufttemperatur z. B. beträgt an Küstenplätzen 
3.4°, innerhalb der 100 km-Linie 1.0°, außerhalb 0.6°. Aber es gibt auch Ab- 
weichungen von der Regel: so haben Windstärke und Dampfdruck außerhalb 
der 100 km-Linie eine größere Amplitude als innerhalb (0.7 m/sec gegen 0.3 m/sec; 
bzw. 0.8 gegen 0.5 mm). Die Regenfälle haben auf See ein deutliches Maximum 
in den Frühstunden (6h), an der Küste ein noch ausgeprägteres nachmittags 
(185); in der 100 km-Zone dazwischen ist die Verteilung gleichförmiger, 
Die das Buch durechziehende Betrachtungsweise Vissers der Küste, der 
küstennahen und küstenfernen Zonen erscheint bei dem dauernden ÖOrtswechsel 
des Forschungsschiffes und in Anbetracht dessen, daß es sich hier um ein 
Gebiet schwacher Allgemeinzirkulation und dementsprechend starker Wirk- 
samkeit der „endogenen“ Wetterfaktoren handelt, recht glücklich und ergebnis- 
reich, Daß daneben auch andere Fragen, die sich bei der Materialbearbeitung 
einstellten — wie z. B. der Einfluß des Windes auf die Regenmessung an Bord, 
oder die Ursache der Sichtschwankungen —, behandelt werden, trägt des weiteren 
dazu bei, das Buch über eine reine Darbietung geordneten Beobachtungsstoffes 
herauszuheben, 
Was die Kontrolle der Brücken-Beobachtungen betrifft, so ergibt sich, 
daß das Hüttenthermometer tagsüber die Temperatur im Mittel 0.1 bis 0.2° zu 
hoch anzeigt gegenüber dem Aßmann-Psychrometer. Dieser Betrag erscheint 
ziemlich gering; deshalb ist zu bemerken, daß hierbei der Bearbeiter alle ge- 
legentlich vorgekommenen Abweichungen von 1° und mehr als besondere Störungen 
anberücksichtigt gelassen hat. Die Beaufort-Schätzungen der Windstärke 
weisen gegenüber den gemessenen Geschwindigkeiten ebenfalls verhältnismäßig 
kleine Abweichungen auf: Geringe Windgeschwindigkeiten (Beaufort 1 und 2} 
yurden im Mittel um 0,2 m/sec unterschätzt, höhere (Beaufort 4 bis 7) um 
gleichsinnig von 0,3 bis 0.8 m/sec steigende Beträge überschätzt, ein Ergebnis, 
das wohl vom „Gewöhnungsfaktor“ (Kuhlbrodt) in dem ruhigen Gebiete abhängt, 
Den Schluß des Bandes bilden Extensotabellen der zweistündlichen Luftdruck- 
werte, Lufttemperaturen, Wassertemperaturen, relativen Feuchten, Windkompo- 
penten; dazu solche der Regenfälle und der Strahlungsmessungen. — Wenn such 
über die meteorologischen und klimatischen Verhältnisse Niederländisch-Indiens 
und der benachbarten Gewässer schon größere Abhandlungen (so von C. Braak 
and J. P. van der Stok) und die Atlanten des Kon, Nederl, Meteorol. Instituut,. 
De Bilt, vorliegen, so bietet doch der meteorologische Band der Snellius-Expedition 
— in Material und Fragestellung bei dessen Auswertung — eine willkommene 
Bereicherung der maritimen Klimatologie und Meteorologie, M, Rodewald.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.