Wirtz. C.: Sonnenfinsternis und Optik der Atmosphäre,
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gewesen ist. Auf der ganzen Strecke zwischen Mitteleuropa-Mittelmeer und
Japan, über 10000 km hinweg, schwankte der Luftdruck unregelmäßig nur um
20 mm Hg hin und her von Ort zu Ort, Der Abstand des Beobachtungsortes
von der Zone der Totalität betrug 2000 km.
Der meteorologische Erkenntniswert einer Finsternis in dem behandelten
Sinne wächst im allgemeinen mit der Größe ihrer Phase. Die Mitarbeiter zur
See und in der Luft, die der Deutschen Seewarte schon Material von unschätz-
barem Range liefern, kommen wohl mit ihren Fahrzeugen in die Zonen großer
Finsternisphasen und der Totalität; sie können dann ihre Beobachtungen auch
auf diese seltenen Ereignisse in verschiedenen Klimaten ausdehnen. Schon heute
stehen Freihandaktinometer für den Bordgebrauch zur Verfügung, die gewiß
nicht mehr Übung verlangen als Spiegelsextant und Libelleninstrument. Partielle
Finsternisse kleiner und großer Phase mag man nicht außer acht lassen.
Seegang und Dünung.
Von Kurt Wegener, Graz,
Solange es Seefahrt und Seeflug gibt, werden diese mit Seegang und Dünung
zu tun haben, Es wird sich deshalb vielleicht verlohnen, einige kurze Be-
trachtungen über diese Erscheinungen anzustellen.
1. Wenn ein schwacher Wind über eine glatte Wasserfläche bläst, so ruft er
zunächst die sogenannten „Katzenpfötchen“, das sind sehr kleine und verhältnis-
mäßig unregelmäßige Wellensysteme, hervor, die bei stärkerem Wind zum Seegang
werden. Die Erscheinung ist die gleiche, wie sie an der Grenzfläche von zwei
Flüssigkeits- oder Gasschichten eintritt, Denken wir uns die untere Schicht in
der einen, die andere in der entgegengesetzten Richtung bewegt, so entsprechen
diese Systeme von sogenannten „Schwerewellen“ dem Geschwindigkeitsunterschied
der beiden Schichten, Beim Wasser können wir die untere Schicht, nämlich das
Wasser selbst, als ruhend ansetzen und brauchen nur die Bewegung der Luft
über diesem Wasser als Ursache der Schwingungen, die nun an der Oberfläche
ües Wassers eintreten, betrachten, Angenähert wird dann im Wellenberg die
Geschwindigkeit des Wassers etwa die halbe der darüber bewegten Luft sein und
in der gleichen Richtung liegen. Im Wellental dagegen wird das Wasser sich
mit der gleichen Geschwindigkeit zurück gegen den Wind bewegen, Wir erhalten
also zwischen Wellenberg und Wellental erhebliche Geschwindigkeitsunterschiede,
die durch die allgemeine Wellengleichung :
A=c=T
genähert bestimmt sind, 2 ist hierbei die Wellenlänge, von Wellenkamm zu
Wellenkamm gemessen, ce die Geschwindigkeit, mit der der Wellenkamm fort-
schreitet und T die Schwingungsperiode, d. h. die Zeit in Sekunden, die vergeht,
bis ein Teilchen der Welle, mit dem Wellenkamm vorwärts eilend, zum Stillstand
gelangt, im Wellental zurückgeflossen und auf der Vorderseite des Wellenberges
wieder aufgestiegen ist. Die Wellenlänge und ebenso die Geschwindigkeit, mit
der die Wasserteilchen sich bewegen, ist also durch die Windgeschwindigkeit
bedingt. Sehr große Windgeschwindigkeiten entsprechen langen Wellen mit großer
Kammgeschwindigkeit und ebenso großem Rücklauf im Wellental,
Mit der Zunahme des Windes ist ein Überkämmen der Wellen verbunden.
Dies hängt offenbar damit zusammen, daß das Wasser, das in unmittelbarer
Berührung mit der Luft ist, von dieser mitgerissen wird. Das Wasser an der
Oberfläche, dessen Weg wir bei seiner kreisähnlichen Bewegung verfolgen, kehrt
also nicht genau zu dem Ausgangspunkt zurück, sondern wird hierbei vom Wind
etwas mitgeschleppt. Dies bewirkt nun weiterhin, daß bei zunehmendem Wind
die Wellenform keine harmonische ist, sondern daß die Vorderseite der Wellen
steiler als die Rückseite ist, Die Wasserteilchen im Wellenkamm, die mit dem
Wind, der infolge Strombettverengung am Wellenkamm verstärkt ist, in ihrer
Richtung weitereilen, trennen sich infolgedessen von der Hauptmasse des Wassers
unter Schaumbildung.