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Full text: 65, 1937

Wirtz. C.: Sonnenfinsternis und Optik der Atmosphäre, 
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gewesen ist. Auf der ganzen Strecke zwischen Mitteleuropa-Mittelmeer und 
Japan, über 10000 km hinweg, schwankte der Luftdruck unregelmäßig nur um 
20 mm Hg hin und her von Ort zu Ort, Der Abstand des Beobachtungsortes 
von der Zone der Totalität betrug 2000 km. 
Der meteorologische Erkenntniswert einer Finsternis in dem behandelten 
Sinne wächst im allgemeinen mit der Größe ihrer Phase. Die Mitarbeiter zur 
See und in der Luft, die der Deutschen Seewarte schon Material von unschätz- 
barem Range liefern, kommen wohl mit ihren Fahrzeugen in die Zonen großer 
Finsternisphasen und der Totalität; sie können dann ihre Beobachtungen auch 
auf diese seltenen Ereignisse in verschiedenen Klimaten ausdehnen. Schon heute 
stehen Freihandaktinometer für den Bordgebrauch zur Verfügung, die gewiß 
nicht mehr Übung verlangen als Spiegelsextant und Libelleninstrument. Partielle 
Finsternisse kleiner und großer Phase mag man nicht außer acht lassen. 
Seegang und Dünung. 
Von Kurt Wegener, Graz, 
Solange es Seefahrt und Seeflug gibt, werden diese mit Seegang und Dünung 
zu tun haben, Es wird sich deshalb vielleicht verlohnen, einige kurze Be- 
trachtungen über diese Erscheinungen anzustellen. 
1. Wenn ein schwacher Wind über eine glatte Wasserfläche bläst, so ruft er 
zunächst die sogenannten „Katzenpfötchen“, das sind sehr kleine und verhältnis- 
mäßig unregelmäßige Wellensysteme, hervor, die bei stärkerem Wind zum Seegang 
werden. Die Erscheinung ist die gleiche, wie sie an der Grenzfläche von zwei 
Flüssigkeits- oder Gasschichten eintritt, Denken wir uns die untere Schicht in 
der einen, die andere in der entgegengesetzten Richtung bewegt, so entsprechen 
diese Systeme von sogenannten „Schwerewellen“ dem Geschwindigkeitsunterschied 
der beiden Schichten, Beim Wasser können wir die untere Schicht, nämlich das 
Wasser selbst, als ruhend ansetzen und brauchen nur die Bewegung der Luft 
über diesem Wasser als Ursache der Schwingungen, die nun an der Oberfläche 
ües Wassers eintreten, betrachten, Angenähert wird dann im Wellenberg die 
Geschwindigkeit des Wassers etwa die halbe der darüber bewegten Luft sein und 
in der gleichen Richtung liegen. Im Wellental dagegen wird das Wasser sich 
mit der gleichen Geschwindigkeit zurück gegen den Wind bewegen, Wir erhalten 
also zwischen Wellenberg und Wellental erhebliche Geschwindigkeitsunterschiede, 
die durch die allgemeine Wellengleichung : 
A=c=T 
genähert bestimmt sind, 2 ist hierbei die Wellenlänge, von Wellenkamm zu 
Wellenkamm gemessen, ce die Geschwindigkeit, mit der der Wellenkamm fort- 
schreitet und T die Schwingungsperiode, d. h. die Zeit in Sekunden, die vergeht, 
bis ein Teilchen der Welle, mit dem Wellenkamm vorwärts eilend, zum Stillstand 
gelangt, im Wellental zurückgeflossen und auf der Vorderseite des Wellenberges 
wieder aufgestiegen ist. Die Wellenlänge und ebenso die Geschwindigkeit, mit 
der die Wasserteilchen sich bewegen, ist also durch die Windgeschwindigkeit 
bedingt. Sehr große Windgeschwindigkeiten entsprechen langen Wellen mit großer 
Kammgeschwindigkeit und ebenso großem Rücklauf im Wellental, 
Mit der Zunahme des Windes ist ein Überkämmen der Wellen verbunden. 
Dies hängt offenbar damit zusammen, daß das Wasser, das in unmittelbarer 
Berührung mit der Luft ist, von dieser mitgerissen wird. Das Wasser an der 
Oberfläche, dessen Weg wir bei seiner kreisähnlichen Bewegung verfolgen, kehrt 
also nicht genau zu dem Ausgangspunkt zurück, sondern wird hierbei vom Wind 
etwas mitgeschleppt. Dies bewirkt nun weiterhin, daß bei zunehmendem Wind 
die Wellenform keine harmonische ist, sondern daß die Vorderseite der Wellen 
steiler als die Rückseite ist, Die Wasserteilchen im Wellenkamm, die mit dem 
Wind, der infolge Strombettverengung am Wellenkamm verstärkt ist, in ihrer 
Richtung weitereilen, trennen sich infolgedessen von der Hauptmasse des Wassers 
unter Schaumbildung.
	        
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