Rodewald, M.: Das Grüne Kap Westafrikas usw.
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3. Der Treffpunkt Passat-—-Harmattan—Monsun als Dreimasseneck. Da Passat
und Monsun maritime Strömungen sind, wirken sie gegenüber dem kontinentalen
Harmattan als Kaltluft.
Huberts Karten der mittleren Temperaturmaxima (für alle Monate des
Jahres 1923) veranschaulichen am besten die aus dem Windsystem folgende
Temperatur verteilung. Statt vieler Monatskarten, die alle im Typus dasselbe
Bild zeigen, möge hier wieder die Karte vom Mai als Abb. 2 Platz finden,
Man sieht, daß im Bereich des Harmattan das heißeste Gebiet mit mittleren
Maxima von 40° und mehr liegt. An der „Monsun“küste zwischen Kap Verde
und Nigermündung werden etwa 30°, an der „Passat“küste nördlich Kap Verde
nur 25° erreicht. Der Übergang nach dem extrem heißen Gebiet ist aber nicht
stetig: Eine besondere Gefällszone verläuft etwa längs des 12. Breitengrades ost-
westlich, die ungefähre Reichweite des Monsuns bezeichnend; die zweite, noch
stärker ausgeprägte grenzt den Harmattan vom Passat ab. Beide Gefällszonen
treffen sich, in Übereinstimmung mit der Strömungskarte vom Mai, südlich vom
Grünen Kap.
Es stoßen hier also drei verschiedene Luftkörper zusammen, die auch bei
weiterer Zurückverfolgung ihres Weges normalerweise drei verschiedene Her-
kunftsgebiete aufweisen (Harmattan: Sahara, Mittelmeergebiet; Passat: Azoren-
hoch; Monsun: Südatlantisches Roßbreitenhoch), weshalb man von einem Drei-
masseneck sprechen kann.
Das Druckbild am Boden sieht dabei so aus, daß sich die über dem Ozean
sehr schmale (nordwärts verschobene) äquatoriale Tiefdruckrinne — von ihrer
südlich Kap Verde liegenden Übertrittsstelle auf das Festland aus — zum Sudan-
tief hin erweitert. Abb. 3, welche den ungefähren Isobarenverlauf im Juli nach
Hubert zeigt, läßt das Typische erkennen.
Aus dem Isobarenverlauf wird die Nordgrenze des Monsuns — wie einge-
zeichnet — mittelbar ziemlich deutlich, nicht aber die Grenze Passat—Harmattan.
Deren frontmäßige Ausbildung erscheint vielmehr als das Ergebnis der Land-
konfiguration: Indem der westafrikanische Küstenverlauf nördlich vom Grünen
Kap aus der Südostrichtung in eine dem Nordostpassat angeglichene Richtung
übergeht, vermag des maritimen Passats und des kontinentalen Passats (= Har-
mattan) angenähertes Parallelströmen eine etwa isobarenparallele Luftmassen-
grenze zu schaffen. Diese liegt, wegen der thermisch bedingten Ablenkung des
atlantischen Passats, über dem Festlande selbst, wobei zur Verschärfung der
Gegensätze das kalte Auftriebswasser vor der Nordwestküste Afrikas wesentlich
beiträgt,
4. Die Druckverteilung in der Höhe über Westafrika. Aus der Verteilung
von Bodendruck und Temperatur läßt sich schließen, daß schon von 1 bis 2 km
Höhe an ein Hochdruckkern über Nordafrika liegt, Die Abb. 4 zeigt die etwas
ausgeprägtere Druckverteilung in 4 km Höhe für den Juli, wie sie sich bei
Bjerknes!) nach den von Sir Napier Shaw entworfenen Karten findet,
Der Kern des saharischen Höhenhochs liegt danach westlich des Plateaus
von Ahaggar, von wo aus Hochdruckkeile nach Oberägypten und dem Senegal
reichen. Am Südrande des Hochs herrscht eine östliche Höhenströmung, die
auch über den Kaltluftkörper des Südwestmonsuns hinweggeht,
Der Monsun stellt eine nach dem Äquator zu an vertikaler Mächtigkeit
gewinnende Kaltluftmasse dar, weshalb die östliche Luftströmung, die nördlich
seiner landinneren Front als Harmattan dem Boden aufliegt, in der Höhe auch
am Golf von Guinea noch weht. Der Harmattan überweht anderseits auch den
maritimen Passat, denn dessen Kaltluftschicht ist vor der Westküste Afrikas
ziemlich seicht, weil die Strömungsabzweigung vom Nordostpassat auf das Fest-
land zu (Bodendivergenz) mit Luftabsinken aus der Höhe und deshalb mit
Absteigen der Passatinversion gekoppelt ist,
5. Die Höhenströmungsdivergenz am Grünen Kap. Welche Abweichung der
allgemein östlichen Höhenströmung des Harmattan ergibt sich nun im Bereich
4 V.Bjerknes u. Mitarbeiter, Physikalische Hydrodynamik, Fig. 109B, 8. 638.