Skip to main content

Full text: 65, 1937

Ann. d. Hydr. usw., LXV. Jahrg. (1937), Heit V. 
193 
Tensorielle Theorie der Turbulenz 
Von Hans Ertel, Berlin, 
Inhaltsangabe: Es wird gezeigt, daß zur vollständigen Beschreibung der Turbulenz an Stelle des 
einen Turbulenzkoeffizienten der „skalaren“ Austauschtheorie sechs Koeffizienten, nämlich die Kom- 
ponenten eines symmetrischen Austauschtensors, erforderlich sind, Von den sechs Tensorkomponenten, 
die ein fast vertikal stehendes Austauschellipsoid bestimmen, ist eine Komponente mit dem Schmidt- 
schen Austauschkoeffizienten zu identifizieren, zwei weitere Komponenten sind von der Größenordnung 
des Defantschen „Makroturbulenz“-Koeffizienten, ohne aber deswegen mit demselben in ihrer physi- 
kalischen Struktur übereinzustimmen; die restlichen drei Komponenten hängen von der Lage der 
Hauptachsen des Austauschellipsoids relativ zum gewählten Koordinatensystem ab. Die tensorielle 
Cheorie der Turbulenz ergibt die Reibungsterme nach Prandtl und Taylor als Spezialfälle und ge- 
stattet. eine theoretische Begründung der von Exner gefundenen Abhängigkeit des Schmidtschen 
Austauschkoeffizienten vom vertikalen Temperaturgradienten, 
I. Einleitung. Im Jahre 1921 hat A. Defant (1ı)*) gezeigt, daß die mit der 
Zyklonentätigkeit der gemäßigten Breiten verbundenen Luftmassentransporte 
und die dadurch bedingte Übertragung thermischer Energie als Turbulenz- 
erscheinungen großen Stils aufgefaßt werden können, denen man einen Aus- 
tauschkoeffizienten A von der Größenordnung 
magn A = 107 — 10° gr cm 1 sec} 
zuzuordnen hat, wenn man zur quantitativen Behandlung dieser „Makroturbu- 
lenz“ die Übertragung der in der Theorie der gewöhnlichen Turbulenz („Mikro- 
turbulenz“) entwickelten Transportgleichung als zulässig ansieht. Demnach ge- 
hören zur Makroturbulenz die (horizontalen) Stromkomponenten 
de de 
SA) Sy = Az 
(£ = Austauscheigenschaft pro Masseneinheit), deren Bildungsgesetz dem des 
(vertikalen) Stromes der Mikroturbulenz N 
E 
@) SA 
analog ist, wobei für die Mikroturbulenz 
magna = 101 — 10% gr em 1 sec} 
anzusetzen ist. 
Nach der Untersuchung Defants sind die Ansätze (1) als eine „makro- 
skopische“ Übertragung der Stromgleichung (2) der Mikroturbulenz aufzufassen; 
außer der formalen Analogie von (1) und (2) kann eine Beziehung zwischen den 
Ansätzen der Makro- und denen der Mikroturbulenz nicht bestehen, was sich darin 
ausdrückt, daß in den Gleichungen der Makroturbulenz der Austauschkoeffizient 
der Mikroturbulenz nicht auftritt, während umgekehrt in der Theorie der Mikro- 
surbulenz der Austauschkoeffizient der Makroturbulenz nicht benötigt wird. 
Im folgenden wird eine tensorielle Theorie der Turbulenz entwickelt, in 
deren Gleichungen Austauschkoeffizienten von der Größenordnung der Makro- 
und Mikroturbulenzkoeffizienten gemeinsam auftreten. Daß eine derartige Theorie 
aus physikalischen Erwägungen heraus zu fordern ist, so unwahrscheinlich auch 
auf den ersten Blick eine solche Theorie im Hinblick auf den mehrere Zehner- 
potenzen betragenden Unterschied der Makro- und Mikroaustauschkoeffizienten 
erscheinen mag, zeigt folgende Überlegung: Während der durch (1) gegebene 
Makroaustauschstrom noch drei Zehnerpotenzen größer ist als der Mikroaus- 
tauschstrom (2), sind die Ausdrücke 
5.4. 07. DA 
dx O2 dy dv? 
(3) 
und 
O8, de 
da 
(die maßgebend sind für die Änderung der Austauscheigenschaft £ in einem 
Raumelement des turbulenten Strömungsfeldes) von gleicher Größenordnung! 
%*) Diese und die folgenden Ziffern beziehen sich auf den Literaturnachweis am Schluß dieser Abhandlung, 
Ann. d. Hydr. usw. 1937, Heit V. 
(4)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.