Kalle, K,: Nährstoff-Untersuchungen als hydrographisches Hilfsmittel usw. 13
schließen. Die durch die Oberflächenuntersuchungen belegten Ergebnisse spiegeln
durchaus nicht eine rein zufallsmäßig gewonnene Verteilung der gerade an der
Oberfläche vorhandenen Nährstoffverhältnisse wider, sondern sind der Ausdruck
der ganzen in der betreffenden Gegend vorhandenen Wassermasse. Das Ver-
halten der am engsten mit den Planktonverhältnissen gekoppelten Nährstoff-
komponenten des Geformten und Organischen Phosphors steht mit einer örtlich
oder zeitlich bedingten Schichtung der Planktonbevölkerung im Einklang.
Eine mehr ins einzelne gehende Bearbeitung des verhältnismäßig spärlichen
Tiefenmaterials dürfte zur Zeit auf Schwierigkeiten stoßen. Wünschenswert
wäre es gewesen, das Tiefenmaterial durch lückenlose Erfassung mehrerer Tiefen-
stufen auf allen Stationen erheblich reichhaltiger zu gestalten. Doch stehen
diesem Wunsche, zumal bei einem derartig ausgedehnten Gebiet wie dem’ vor-
liegenden, vorläufig unüberwindliche Hindernisse technischer Art entgegen.
Februarfahrt 1936, mittlere Nordsee,
Die Reise im Februar 1936 führte in das Gebiet, das sich nördlich an das
im vorhergehenden Jahre bearbeitete Hoofdengebiet anschließt. (Abb. 11, Tafel 5.)
Da es an Ausdehnung noch erheblich größer war, so mußte auf eine Unter-
suchung der Tiefenwässer vollkommen verzichtet werden. Trotzdem mußten
aber außerdem im letzten Teile der Reise im Gebiete der Deutschen Bucht bei
den Gesamtphosphorbestimmungen verschiedene Stationen übergangen werden,
uam eine Bearbeitung des Materials in der verfügbaren Zeit nicht vollständig
unmöglich zu machen. Obwohl das Untersuchungsgebiet durch die große Anzahl
der Schnitte gut aufgeteilt ist, mußten aus zeitlichen und Witterungsgründen
einige größere nicht mit Stationen belegte Stellen, besonders im Norden und
Nordwesten des Untersuchungsgebietes mit in Kauf genommen werden. Infolge-
dessen ist es hier teilweise schon recht schwierig, die einzelnen Teilergebnisse
bei dem weiten Abstand der einzelnen Stationen mit einigermaßen Wahrschein-
lichkeit in bezug auf Naturtreue einander zuzuordnen.
Entsprechend der auf Seite 8 und 9 gegebenen Aufteilung unterscheiden wir auf
dieser Reise folgende verschiedene Wasserkörper und damit in Zusammenhang
stehende Erscheinungen (Abb. 12, Tafel 5):
i. Den treppenförmigen Verlauf des durch den maximalen Salzgehalt ge-
kennzeichneten ozeanischen Wassers. Besonders charakteristisch hierfür ist das
Vordringen des vor der holländischen Küste liegenden Wassers, das sich keil-
lörmig in nordwestlicher Richtung in das ozeanische Wasser einzuzwängen sucht,
einmal auf der Höhe von 53° 10’ N-Br. und zum andern auf der Höhe von etwa
54° N-Br. (Bezeichnung: Treppenförmiger Verlauf der Isolinien.)
2. Die zungenförmige Aufspaltung des vor Terschelling bei 54° 40’ N-Br.,
5° 10’ O-Lg. liegenden holländischen Küstenwassers, (Bezeichnung: Terschel-
lingzunge.) .
3. Die zungenförmige Aufspaltung des südlich von Helgoland auf etwa
54° 10’ N-Br., 7° 50’ O-Lg. liegenden Wassers. (Bezeichnung: Helgolandzunge.)
4. Den großen Wirbel der Deutschen Bucht, der charakterisiert ist durch das
in großem Bogen vor der schleswig-holsteinischen Küste zuerst nördlich sich
hinziehende und auf der Höhe von Sylt auf etwa 54° 50’ N-Br. nach Westen
zungenförmig vordringende Küstenwasser der Deutschen Bucht. Ihm entgegen
stehen in großen Zügen drei Gegenzungen aus der offenen Nordsee, zwei
Zungen auf 54° 10’ N-Br. und 54° 30’ N-Br., die in östlicher Richtung verlaufen,
und ein nach Norden sich erstreckender Ast auf etwa 6° O-Lg. (Bezeichnung:
Deutscher Buchtwirbel.)
5. Den kleinen Dogger-Teilwirbel, der vor allem durch ein von Norden vor-
dringendes Minimumgebiet auf etwa 54° 45’ N-Br., 3° 30’ O-Br. gekennzeichnet
ist. (Bezeichnung: Dogger-Teilwirbel.)
6. Das Vordringen einer Wassermasse auf etwa 54° N-Br. in zwei Zungen
auf 3 und 4° O-Lg., welche einen dazwischen liegenden sich nach Norden auf
der Cleaverbank erstreckenden Wasserkörper zangenförmig zu umklammern
suchen. (Bezeichnung: Cleaver-Bank-Zungen,)