Kleinere Mitteilungen.
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oder Minimum bestimmt ist; denn schließlich kann über einen solchen Punkt
nicht durch Würfeln oder Knobeln entschieden werden. Andererseits ermöglicht
dieses Durcheinander sofort die Auffindung des richtigen Maßstabes für die
Bewertung der kritischen Abhandlung des Herrn Dr. Stoye.
Dr. Gerhard Kunze, Berlin.
5. Klimatographische Witternngsschilderung. Nır. 95: Kamerun, — Aus
der Sammlung des überseeischen meteorologischen Dienstes der Deutschen Seewarte. —
Witterungsverlauf in der Mitte der Trocken- (Harmattan-) Zeit in
Ndu [Kumbo-Hochland]!). Beobachtungstag: 15. Januar 19387.
Die gewöhnlich bis Anfang/Mitte November dauernde Regenzeit®) hat sich
1936 bis in das zweite Drittel des Monats Dezember erstreckt, Erst am 20. Dezember
hörten die Regenfälle auf und setzte die eigentliche Trocken- (Harmattan-) Zeit
ein?). Da das Gras der Steppe gegen Ende des Jahres noch ziemlich frisch und
grün war, konnte es nicht wie sonst um diese Zeit von den Eingeborenen
gebrannt werden. Die Folge davon war, daß auch die Vorbereitungen für die
Feldbestellung sich um vier Wochen hinausschoben.
Am Beobachtungstage erscheint die Sonne um 6'h über dem östlichen Rand
der die Station umgebenden Höhen als blutroter Feuerball. Die gegenüber-
liegenden Höhen sind für einige Minuten in rötlich-magisches Licht getaucht.
Nach 10 bis 15 Minuten geht die Färbung schnell in Gelb und dann in fahles
Weiß über, — Ähnlich ist es bei Sonnenuntergang, nur erfolgt die Farbentönung
in umgekehrter Reihenfolge. Um 17%“ tritt die Sonne in den oberen Rand der
dem Erdboden aufliegenden Dunstschicht ein, nimmt blutrote Färbung an und
verblaßt dann von Minute zu Minute mehr und mehr, Um 1810h vermag die
Sonne die Dunstschicht nicht mehr zu durchdringen, und sie ist daher die letzte
Zeit vor ihrem Untergange nicht mehr sichtbar. Nur die oberen Ränder der
Dunstschicht im Westen sind schwach gerötet. —
Sicht: Während der ganzen Regenzeit hat man von der Missionsstation Ndu
eine klare Fernsicht bis auf die etwa 20 bis 30 km entfernten Bansso-Höhen.
Selbst die annähernd 45 km entfernten Oku-Berge sind noch gut zu sehen. Seit
etwa drei Wochen, dem Beginn der Harmattanzeit, ist jedoch die ganze weitere
Landschaft mit einem grauen Schleier behangen. Am Becobachtungstage sind
morgens die Umrisse der Bansso-Berge zwar noch schwach zu erkennen, aber
eine klare Sicht ist doch nur auf etwa 5 km möglich. Von 11h ab nimmt die
Verschleierung noch merklich zu, und am Spätnachmittag ist selbst die nächst-
gelegene Hügellandschaft mit der grauen Dunstschicht bedeckt. Die gleiche
Erscheinung macht sich übrigens während der ganzen Harmattanzeit (bis März)
bemerkbar: morgens dünne Dunstschicht, die sich im Laufe des Tages immer
mehr verdichtet. —
Wind: Der Wind weht gleichmäßig den ganzen Vormittag aus E in Stärke 3
bis 4. Zwischen 11b und 12% frischt er auf Stärke 6, zeitweilig sogar auf 7, auf,
Am Nachmittag flaut er wieder ab, und abends tritt meist Windstille ein. —
Bewölkung: Am Morgen zeigen sich, unregelmäßig über das ganze Firma-
ment verstreut, dünne, faserige Ci-Wölkchen, die aber nicht bis zum Zenit reichen
und auch nur 7 des Himmels bedecken. Gegen Mittag nimmt die Himmels-
bedeckung auf etwa 3 zu. Dann setzt langsame Auflösung der Wolken ein, und
um 18h ist der Himmel völlig wolkenlos. —
Temperatur: 6b 11°, langsam steigend, bis um 14%hb die Höchsttemperatur
mit 31° erreicht wird. Von 16h fällt die Temperatur schnell, so daß das Thermo-
meter um 18%b nur noch 13° zeigt. —
Wirkung des Harmattans auf den menschlichen Körper*%): Die
trockene. mit feinem Staub durchsetzte Luft verursacht vielfach Beschwerden der
1) Wegen der Lage der Missionsstation Ndu und weiterer klimatogr. Witterungsschldrg. d. Verf,
8. Ann. d. Hydr. usw. 1937, S. 92f. — *) a.a. O0. 8.92. -— % Die eigentliche Harmattanzeit begann
in ganz Oberguinea im Jahre 1936 allgemein am 22,/23. Dezember. Semmelhack. — 4) Vgl. hierzu
die entsprechenden Ausführungen in Ann, d. Hydr. usw. 1932, S. 123ff, (Semmelhack]; 1932,
8.216 ff, [Semmelhack]; 1933, S, 264 [Reider]; 1933, S. 394 [Huppenbauer]; 1934, S. 276
Semmelhack]: 1936, 8. 374 | Schirrmacher]. Semmelhack.