Thorade, H.: Die Stratosphäre und die Troposphäre des Atlantischen Ozeans. 179
größenordnungsmäßig für das Verhältnis A/u (die „Vermischungsgröße“ genannt),
über den Schwellen Werte zwischen 2 und 3, in den Mulden zwischen 5 und 6 cgs
heraus, Zahlen, die wohl am besten die außerordentliche Bedeutung des Aus-
iausches erweisen, Würde man ganz roh überall A == 4 cgs& schätzen, was plausibel,
aber sonst natürlich ganz willkürlich ist, so würde die Geschwindigkeit auf den
Schwellen 1.5 bis 2 em/see, in den Mulden 0.5 bis 1 em/see und im darüber
liegenden Tu 0.3 bis 0.8 em/sec betragen. Für das Zs wird an der amerikanischen
Küste unter passenden Voraussetzungen in der Kernschicht A/u==0.82, an der
oberen und unteren Grenzschicht 2.64 und 3.18, was der dort geringeren Ge-
schwindigkeit entspricht und auf Mischungswege (im Sinne Prandtls) von 1 bis
12/. m führt; das Zs breitet sich ähnlich einem Freistrahl aus. Auch die TS-Dar-
stellung läßt sich, wie Defant in theoretischer Darlegung zeigt, für die Berechnung
ron A/u verwerten und führt auf die gleiche Größenordnung, Mit A == 5 cgs würde
man in der Kernschicht Ausbreitungsgeschwindigkeiten von 5 bis 10 cm/sec finden,
Sogar eine unperiodische Störung des Zs auf der Höhe von Kap 8. Roque läßt sich
mittels einer theoretischen Betrachtung verfolgen, und die ebenfalls von Defant
entwickelte Theorie einer jahreszeitlichen Schwankung im Ursprungsgebiete der
Wasserart liefert eine Stütze für die oben erwähnten ablehnenden Bemerkungen
Wüsts über die Ermittlung der Geschwindigkeit aus der Folge der O,-Maxima.
Leider verbietet der Raum, auf diese interessanten Dinge näher einzugehen,
Eine andere Frage ist es, ob sich die erhaltenen Ergebnisse über die Aus-
breitung der Wässer noch auf anderem Wege bestätigen und verfeinern lassen.
Schon früher wurde in dieser Hinsicht auf die Bedeutung der Stabilität
[Castens (1927)] aufmerksam gemacht. Da eine stabile Schichtung der Auf- und
Abbewegung der Wasserteilchen hinderlich ist und sie sogar gänzlich unmöglich
machen kann (8. u. S. 181), so konnte man weitere Einblicke erwarten von einer
Untersuchung der Stabilität, für die Hesselberg und Sverdrup ((1914/15); Hessel-
berg (1918); vgl. B. Schulz (19ı7)] ein Maß geschaffen haben in der Änderung der
Dichte (0) mit zunehmender Tiefe (z), E==do/odz. Aber, wie v. Schubert (198) in
siner sehr eingehenden kritischen Darlegung zeigt, sind in der Stratosphäre die
Unterschiede der Dichte so gering, daß auch bei den genauen heutigen Methoden die
anvermeidlichen winzigen Fehler der Dichtebestimmungen immer noch in vielen
Fällen die Dichtedifferenzen zu sehr fälschen, um sichere Schlüsse zu ziehen; hinzu
kommt, daß aus den Reihenmessungen ja nur die durchschnittliche Stabilität einer
Wassersäule von mehreren hundert Metern Höhe zu ermitteln ist, so daß die an
eine Bearbeitung der Stabilität geknüpften Erwartungen sich leider nicht erfüllen
konnten. Trotzdem kann v. Schubert einen Längsschnitt entlang dem Haupt-
schnitte Wüsts zeichnen, in dem man zwei Maxima unterscheiden kann. Das erste
verläuft oberhalb des antarktischen Bodenwassers und bestätigt damit den schon
aus dem O,-Minimum gelolgerten geringeren Grad der Vermischung. Das andere
knüpft sich an die 1000 m-Tiefe, hat aber keine einheitliche Ursache, Es tritt
im Zs infolge der Salzgehaltsänderungen auf, würde aber auch im Mittel aller
Ozeane durch die mittlere Verteilung der Temperatur hervorgebracht werden,
Gegenüber der Stratosphäre ist die Stabilität der sogleich zu besprechenden
Troposphäre bis zu mehreren Zehnerpotenzen höher, nimmt freilich von den
mittleren Breiten polwärts stark ab, so daß hier ein Absinken möglich erscheint,
ohne daß sich jedoch genauere Angaben machen lassen. Übrigens fand H. Mosby
(1934 S. 60) in den antarktischen Gewässern des öfteren labile Schichtung, die er
aber als vorübergehend ansieht und auf die Eisschmelze in der Tiefe zurück-
führt, Dagegen stellt v. Schubert zwischen 20° und 30° S-Br. große Gebiete
fest (vgl. a. die Abb. 7 weiter unten 58. 181), in denen die Schichtung nicht nur
an der Oberfläche und nicht nur für den Augenblick, sondern länger und zum
Teil bis in 100 m Tiefe labil ist! Es sind dies jene Flächen nach Wüst, in denen
die Verdunstung den Niederschlag übertrifft. — Ein Mittel zu einer verschärften
Unterscheidung von Wasserschichten verschiedenen Ursprungs bietet sich für die
Zukunft vielleicht in den Unterschieden, die sich ergeben, wenn man die Dichte
einmal aus dem Chlorgehalte, das andere Mal aus Beobachtungen am Interferometer
ermittelt [Bein-Hirsekorn-Möller (1085); s, bes, L, Möller S, 194 ff,], vgl. oben S. 176.