Thorade, H.: Die Stratosphäre und die Troposphäre des Atlantischen Ozeans, 177
als Gegenstück Wasser von 0.6° und 34.68°/ (Weddellsee) betrachtet, entwirft er
für die Kernschicht die in Abb. 3, Taf. 24 gegebene TS-Darstellung, die durch
ihre einer Geraden nahe kommende Form anzeigt, daß es sich in der Kernschicht
in der Hauptsache um eine Mischung zweier Wasserarten handelt, wenn auch
gewisse Störungen eine leichte Biegung der Linie bewirken,
Nach dieser Auffassung wäre also „Mittelmeerwasser“, allerdings in winzigem
Maße, noch bis an den Rand der Weddellsee nachweisbar! Ein Gedanke, der
angesichts der immerhin engen Öffnung der Straße von Gibraltar kühn erscheint.
Aber ein ganz roher größenordnungsmäßiger Überschlag zeigt, daß der Gedanke
Wüsts nicht von vornherein abwegig ist: Aus der Straße von Gibraltar fließen
im Jahre etwa 52 000 cbkm Mittelmeerwasser (M) aus (vgl. Schott 1915, S. 77);
bei einer Geschwindigkeit von 4 cm/sec, die sicher zu hoch gegriffen ist, würde
ein Wasserteilchen den 5700 Sm weiten Weg bis 60° S-Br. in 8!/, Jahren zurück-
legen. Während dieser Zeit würden sich also rund 433 000 cbkm M in den At-
Jantischen Ozean ergießen. Selbst wenn man diese gleichmäßig auf alle Schichten
zwischen 1000 und 3000 m verteilte, käme man immerhin auf 2.3%; somit wäre
die Bedeutung des Mittelmeers für die stratosphärische Zirkulation doch wohl
höher einzuschätzen, als man es bisher gewohnt war. Übrigens hat schon Defant
(19804) in dieser Hinsicht auf die Wichtigkeit der Nebenmeere aufmerksam gemacht.
Einen etwas abweichenden Standpunkt hat C. O’D. Iselin (196) eingenommen;
er entwirft auf Grund von Beobachtungen der „Atlantis“ eine ausgleichende
TS-Linie der Sargassosee (Abb. 3, Taf. 24), untersucht nach dem Vorgange von
B. Helland-Hansen die Abweichungen der einzelnen Beobachtungen von seiner
go erhaltenen Normalkurve (= Anomalie des Salzgehalts) und findet in etwa
{200 m Tiefe bis zum Nordäquatorialstrom (20° N-Br. hin) in der Tat Überschüsse;
dann aber treten negative Anomalien auf als Folge des subantarktischen Zwischen-
wassers, und er folgert daraus im Gegensatz zu Wüst, daß Mittelmeerwasser
nicht über 20° N-Br. hinaus südwärts vordringt. Wie man nun aus den TS-Kurven
leicht erkennt, rührt die Meinungsverschiedenheit aus verschiedener Definition
her: Nach der Iselinschen Auffassung gilt als Mittelmeerwasser nur solches,
das, auch bei nur 4°C, noch mindestens 35°, Salzgehalt hat, während Wüst,
indem er von der Tatsache des Maximums ausgeht, auch den Südatlantischen
Ozean (s. die Grenze in der Abb, 3) mit seinen geringen Salzgehalten einbezieht;
freilich fällt hier die m-förmige Biegung der Linie auf, bei der man vielleicht
an Änderungen in den Mischvorgängen (Einfluß des Tm?) denken könnte,
Der Hauptschnitt (Abb. 4, 5, Taf. 26) zeigt, daß die obere Grenze des To
gegen das Zs durch das Minimum des Sauerstoffs klar festgelegt ist, so weit
das Zs reicht; wo dies im nördlichen Atlantischen Ozean fehlt, trennt das
O,-Minimum zwischen To und Troposphäre, zu der hier die ganze Warmwasser-
ansammlung der salzreichen Sargassosee gehört; die Sauerstoffverteilung führt
somit zu der Auffassung, daß das Wasser der Sargassosee nicht, wie man bisher
geglaubt hat, die Hauptquelle des nordatlantischen Tiefenwassers ist, sondern
daß es nur in unbedeutendem Maße dazu beiträgt,
4. Das mittlere und untere nordatlantische Tiefenwasser, Tm und Tu, und das
antarktische Bodenwasser, Bs. Nicht so scharf ist nach der Untersuchung Wüsts
die untere Grenze des To ausgeprägt. Das darunter befindliche Tm und das
noch tiefere Tu kennzeichnen sich nicht durch den Salzgehalt, sondern durch je
ein Sauerstoffmaximum. Sie leiten damit, wie schon Wattenberg aussprach,
ihren Ursprung aus den kälteren subpolaren und polaren Teilen namentlich des
westlichen nordatlantischen Ozeans her. Das erstere weist hin auf die Gegend
nordöstlich von Neufundland und Labrador als Entstehungsgebiet. Seine Kern-
schicht, das O,-Maximum, gleitet bald auf 2000 m ab und hält diese Tiefe mit
wenigen Änderungen etwa bis 25° S-Br. ein, von wo ab es allmählich weiter sinkt,
bis zu 3000 m, um dann südlich wieder anzusteigen. Das Tu, im Norden mit
dem polaren Bodenwasser identisch, bewegt sich, wie der Schnitt zeigt, zwischen
3000 und 4000 m, doch sind die Beobachtungen zu weitabständig, um genaueres
auszusagen. Es ist interessant, daß die TS-Kurve des Tm mit dem südlichen
Teile derjenigen des To übereinstimmt, was auf eine weitgehende Mischung