174 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1937,
Herausgeber des Sydow-Wagnerschen Schulatlas, H. Lautensach, 1931 vor-
behalten blieb, „die gute alte Tradition aus den Zeiten der Gothaer Geographen
Berghaus, Petermann und Supan“ aufgegeben und den Namen „Humboldt-
strom“ in die Karte der Meeresströmungen eingesetzt zu haben. Für die deutsche
Schulgeographie ist übrigens diese Frage durch den Erlaß des Reichs- und
Preußischen Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom
4, Februar 1936 nunmehr generell geregelt!).
4. Der „durchschlagende geographische Grund, »Peru-Strom« beizubehalten‘,
ist für Schott die „vollkommene Namenanalogie mit den genau entsprechenden
drei anderen Meeresströmungen, dem Kalifornischen, dem Kanarischen und dem
Bengula-Strom“, wodurch das allgemeine Verständnis erleichtert werde. Grund-
sätzlich ist die deutsche Ozeanographie schon seit 1880 dazu übergegangen,
geographische Namen zu verwenden, die „entweder von dem betreffenden Meere
selbst oder von den benachbarten .Ländern hergenommen sind“ (Supan 1899).
Jedoch wie sie aus Pietät gegenüber den großen ausländischen Entdeckern die
seit langem gebräuchlichen, mit Personennamen verknüpften Benennungen größerer
Meeresgebiete, wie Baffin-Meer, Bering-Meer, Hudson-Meer, Barents-See, Beaufort-
See, Nordenskiöld-See, Weddell-See, RoBß-See, Bellingshausen-See, Cabot-Strom
und Irminger-Strom beibehält, so darf man wohl andererseits die Beibehaltung
der seit langem gebräuchlichen Benennung „Humboldt-Strom“, in welcher der
Name des großen deutschen Erforschers Südamerikas fortlebt, auch in der
internationalen Wissenschaft trotz mancher „sachlich-fachlicher“ Bedenken, die
gegen jede solche Namengebung erhoben werden können, erwarten, ohne bei
gerechten ausländischen Beurteilern in den Verdacht übertriebener nationaler
Wünsche zu kommen, Überdies ist es wohl der einzige Fall, daß mit einem
größeren Gebiete des Weltmeeres der Name eines großen deutschen Entdeckers
verknüpft wird.
5, Schott bemerkt schließlich: „Sie strömt also nicht »vornehmlich vor
der chilenischen Küste«, wie Wüst schreibt. Das Gegenteil ist der Fall“, und
gibt dem Worte „vornehmlich“ eine Deutung, die dem Sinne meiner Ausführungen
nicht entspricht. Der „Humboldt-Strom“ ist im bisherigen Sprach-
gebrauch die übergeordnete Bezeichnung für das System von Wasser-
bewegungen und Stromerscheinungen vor der Westküste Südamerikas,
welche das meridional und zonal weit ausgedehnte Gebiet negativer Temperatur-
Anomalie an der Meeresoberfläche zur Folge haben, umfaßt also die fast rein
meridionalen Küstenströmungen mit ihren Auftriebserscheinungen und die mehr
ozeanische Strömung mit stärkerer zonaler Komponente?). Er ist von etwa
50° S bis etwa 5° S über etwa 5000 km längs der südamerikanischen Küste, also
in meridionaler Erstreckung vornehmlich vor der chilenischen Küste
zu verfolgen. Der Name. „Peru-Strom“ (oder „Peru Coastal current“) kann daher
sinngemäß nur als eine fachliche Teilbezeichnung für den nördlichsten Abschnitt
(20° bis 5° S) dieses meridional weit ausgedehnten Stromsystems, d.h. für den
Küstenstrom vor der peruanischen Küste angesehen werden, vor welcher freilich
die Stromstärken ihre höchsten Werte erreichen und die Auftriebserscheinungen
kalten Küstenwassers zugleich am stärksten entwiekelt sind.
Die Stratosphäre und die Troposphäre des Atlantischen Ozeans.
(Nach dem „Meteor“werk.)
Von 1. Thorade,
(Hierzu Tafeln 24 bis 29.)
In den beiden letzten Jahren ist der Darstellung der Bodenwässer des
Atlantischen Ozeans durch G, Wüst (1933)*), über die bereits G. Castens (19)
1) Vgl. Petermanns Mitteilungen 1936, S 147, — ?) Über den Bewegungsmechanismus in solchen
ausgedehnten negativen Anomaliegebieten vgl. auch A. Defant, Das Kaltwasserauftriebsgebiet vor der
Küste Südwestafrikas, Festschrift Norbert Krebs, Stuttgart 1936, 8. 52 f,
*1 Die Jahreszahlen verweisen auf das Schriftenverzeichnis am Schlusse des Aufsatzes.