Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1937.
5. Klimatographische Witterungsschilderung. Nr. 93: Seeverkehrsweg:
Golf von Mexiko. — Aus der Sammlung des überseeischen meteorologischen Dienstes
der Deutschen Seewarte. — Witterungsverlauf eines Frühlingstages im
östlichen Golf von Mexiko. Beobachtungstag: 5. Mai 1936.
Schiffsort: 25.3? N, 85.9° W. Der Tag beginnt schön und warm. Am Himmel
treiben einzelne Schönwetter-Cu, und einige kaum sichtbare Ci verschleiern ein
wenig das Blau des Himmels. Die Sicht ist gut. Es weht ein leichter NW in
Stärke 2. 8b: tur 24.6°, twasser 26.0°, £ 70%). Auf der leicht bewegten See bilden
sich zuweilen kleine Schaumköpfe. Allmählich scheinen sich die Schönwetter-Cu
zusammenzuschieben, Immer dichter wird die Cu-Decke, doch bleiben noch
Lücken, durch die die Sonne scheint. Im S entwickeln sich in dieser Cu-Decke
einige Cunb, die sich hoch auftürmen. Um 9%h hängt aus ihnen ein dünner
Regenschleier heraus. Ohne daß die Cunb sich wesentlich zu verschieben scheinen,
regnet es fortgesetzt aus ihnen, wie der dicht gewordene Regenschleier erkennen
läßt. Während der Entwicklung des Cunb nimmt langsam die Cu-Decke an Aus-
dehnung ab, und um 11%h jst der Nordhimmel frei von Wolken. Er strahlt in
schönstem Blau. Der S- und SSW-Himmel dagegen bleibt mit regnenden Cunb
und einigen Cu bedeckt. 12h: t, 24.8°, tw 26.2°, f 68%. Der Wind kommt jetzt
ein wenig stärker (Stärke 3) aus Nord. Das Wetter ist angenehm, und im Fahrt-
wind fühlt man sich sehr wohl. Das Wetterbild ändert sich von jetzt an wenig,
Um 131 jst ein großer Cunb über uns. Etwa zehn Minuten lang regnet es
mäßig stark. Singend schlagen die großen Tropfen aufs Wasser. Weit dehnt sich
die spiegelglatte See. Selig schwimmen in der herrlichen Luft Schönwetter-Cu in
großer Zahl. Im S und SW befinden sich immer noch mächtige Cunb, aus denen
es regnet. Die Schönwetter-Cu sind unten scharf abgesetzt und schweben schein-
bar alle in gleicher Höhe. So erscheinen sie perspektivisch wie in Treppen an-
geordnet. In der glatten See spiegeln sich die hellen Köpfe und bieten ein male-
risches Bild. Um 15% erscheinen im SE hinter den Cu einige leichte Büschel von
Ci. 16h: t, 25.6°, tw 27.8°?2), £ 61%. Um 16% nimmt im E die Zahl der Cu ab,
den W-Himmel aber bedecken noch sehr zahlreiche Cu. Die Sicht ist gut, wenn
auch nicht so gut, daß man die Köpfe von Cu unter dem Horizont sehen kann.
Die Cu in der Nähe des Horizontes heben sich nur wenig vom Himmel ab. Die
Farbe der spiegelglatten See ist der Farbe des Himmels sehr ähnlich: Im E
leuchten beide in herrlichem Hellblau, im W schimmern beide golden. In den Cu
ist scheinbar keinerlei Bewegung. Wolken und Meer bieten ein wunder volles,
malerisches, friedliches Bild,
Die Ci in Büscheln verdichten sich näher zum Horizont zwischen S und SE
zu einer weißlichen, aber ziemlich dünnen Schicht. An vielen Stellen von E bis S
ist die Farbe des Himmels der des Meeres so ähnlich, daß man die Kimm kaum
ausmachen kann. Um 171% ist der E-Himmel bis auf einige Cu in der Nähe
des Horizontes und bis auf die sich von E nach S erstreckende, etwa 20° hohe
Ci-Schicht frei von Wolken, während den N-Himmel in lockerer Anordnung
noch zahlreiche Cu bis zur Höhe von etwa 40° bedecken. Das Wetter ist
wunderschön.
Im Wasser schwimmt viel Golfkraut. In jedem kleinen Büschel oder in seiner Nähe leben stets
10 bis 20 kleine Fische, die bei Annäherung des Schiffes entweder eilig in die Tiefe tauchen oder das
zie bergende Büschel anstreben. Fliegende Fische in allen Größen ziehen hinter sich ein Kielwasser
durchs Wasser, Wenn deren viele zu gleicher Zeit aus einem Punkt aufsteigen, bilden die Kielwasser
eine Art Fächer. Das Wasser ist nirgends ganz klar und rein. Eine feine Schicht irgendeines
kleinkörnigen Stoffes bedeckt seine Oberfläche oder treibt eben unter ihr.
18%: Ringsum von SE über N nach SW erstreckt sich ein Kranz von Cu-
Wolken tief am Horizont. Der Himmel strahlt in tiefem Blau, die Sonne in
leuchtendem Gold, Im S ist die Cu-Schicht gleich hoch geblieben, Das Meer
ist eine Farbensymphonie in Blau und Gold. Segelquallen mit großem violett
gefärbtem Segel treiben vorbei. Ein unbeschreiblich schönes Wetter: Warme, an-
genehme, erfrischende Luft. Um 18%b verschwindet die Sonne hinter den Cu
1) Lufttemperaturen und -feuchten wurden mit einem Aspirations-Psychrometer bestimmt. Die
Wassertemperatur wurde mit einem in Zehntelgrade geteilten Wasserthermometer gemessen, — 23) Mit
„Admiral“ und Assmann-Thermometer gemessen.