Kähler, K, u. Zegula, Kw.: Messungen d. Kern- u. Jonengebaltes d. Luft auf Norderney. 113
Kernzahlen und Luftmassen. Die Wetterlage an den Meßtagen wurde nach
der Methode von Schinze (1) und nach der von Linke-Dinies (1) analysiert.
Die doppelte Bestimmung geschah, um Vergleichsmöglichkeiten mit den für
Potsdam vorliegenden Werten zu haben. Bei der Zusammenstellung nach Luft-
massen und Luftkörpern wurden einige Meßreihen nicht berücksichtigt, da sie
offensichtlich durch Rauch usw. gestört waren und Kernzahlen über 20000 er-
geben hatten. In Tabelle 2a, in der, wie in allen folgenden Tabellen, m die An-
zahl der Meßreihen bezeichnet, sind die Werte der Kernzahlen für die verschie-
denen Luftmassen eingetragen. mAK hat den geringsten Gehalt an Z, N, und N;
auch mPK und mPL haben kleine Kernzahlen. PL und PW sind reich an Kernen.
Das Maximum des Kerngehaltes liegt bei mPW.
Auf Grund des vorliegenden Materials ist noch nicht zu entscheiden, ob die
verblüffend scharfe Abgrenzung im Kerngehalt ein wirkliches Charakteristikum
der Luftmassen darstellt. Es kommt gerade bei Kernzahlmessungen sehr darauf
an, ob die lokale Windrichtung Kerne aus einer Störungsquelle (z. B. Schornstein,
Motor) heranschafft oder nicht. Die Einwirkung einer lokalen Störung kommt
in der Messung vom 27. August 11?/, bis 11%, Uhr recht gut zum Ausdruck. Bei
ruhigem, schönem Wetter wurden anfangs bei NNE-Wind 2930 Kerne gemessen,
noch während der Meßzeit ging der Wind auf ENE und brachte nun aus dem
Wohngebiet der Insel bedeutend mehr Kerne heran, Z stieg auf 5500. Auch bei
reinem, vom Meer herkommenden W-Wind sind nicht immer unverfälschte Werte
zu erwarten. Als Beispiel diene der 28, August. Während der 9-Uhr-Messung,
die bei wolkenlosem Wetter und SW-Wind Z = 9240 ergab, hatte sich bei einem
nach Norddeich fahrenden Dampfer eine Rauchbank im Westen gebildet, die bei
der geringen Luftbewegung (Beaufort 1) fast still lag. Um 11 Uhr machte sie
sich jedoch durch abnorm hohe Kernzahlen (Z = 44 000) bemerkbar. Sie hatte
dabei an die Luft in der Umgebung der Insel schon so viel Kerne abgegeben,
daß um 11%, Uhr, nach Winddrehung auf Nord, noch ein Z = 27300 gefunden
wurde. Erst die Messung um 15 Uhr brachte dann bei NE-Wind wieder „normale“
Werte: Z = 5070.
Erfolgte im Laufe des Tages ein Luftmassenwechsel, so änderte sich auch
der Kerngehalt, sofern keine Störungsquellen einwirken konnten. So löste am
27. August gegen Abend PL die mAK ab; Z, N, und N nahmen zu. Das gleiche
wiederholte sich am 2. September, wo ebenfalls die PL die mAK verdrängte. Am
83. September nahm N zum Abend hin sehr stark zu: an Stelle von PL war mPW
getreten. Selbst der Wechsel von mPL zu der davon nicht wesentlich verschie-
denen Luftmasse mPK brachte am 25. August im ganzen eine leichte Erhöhung
des Kerngehaltes,
Die Zusammenstellung der Meßergebnisse nach den Linke-Diniesschen
Luftkörpern (Tabelle 2b) ergab für Z, N, und N niedrige Werte für maritime
und polar-maritime Luft, hohe für indifferente und Mischluft. Das Minimum der
Kernzahl lag bei PM; PM entspricht ungefähr der Luftmasse mAK. In Potsdam (1)
waren für die Luftkörper PM, M, I und X etwa gleich hohe Kernzahlen (um
25 000) gefunden worden, weil örtliche Einflüsse vorhandene Unterschiede ver-
wischt hatten. Daraus erhellt, wie notwendig solche Untersuchungen in reiner
Luft sind,
Kernzahlen und relative Feuchtigkeit, Die Tabelle 3a bringt die Zusammen-
stellung der Kernzahlmessungen nach fünf Stufen der relativen Feuchtigkeit,
Im Gegensatz zu den meisten Messungen im Binnenlande nahmen Z und N, mit
wachsender Feuchtigkeit ab. N,/Z und N,/N haben bei der Feuchtegruppe 50 bis
59% ihre höchsten, bei der Gruppe > 90% ihre kleinsten Werte, Die Abnahme
der Gesamtkernzahl mit wachsender relativer Feuchtigkeit steht im Einklang mit
den Ergebnissen Lüdelings (e) in Misdroy.
Betrachtet man den Zusammenhang Kerngehalt/relative Feuchtigkeit nur bei
der Luftmasse mAK, bei der am ehesten ungestörte Verhältnisse zu erwarten
sind (Tabelle 3b), so zeigen alle drei Größen Z, N; und N eine deutliche Ab-
nahme der Werte mit wachsender Feuchtigkeit. Man muß annehmen, daß der
bei diesen Messungen herrschende Seewind Kerne herantransportierte, die zum
Ans. d. Hyär. usw. 1937, Heft II.