Kähler, K. u. Zegula, Kw.: Messungen d. Kern- u. Tonengehaltes d, Luft auf Norderney. 111
Messungen des Kern- und lonengehaltes der Luft auf Norderney.
Von K. Kähler und Kw. Zegula.
Aus dem Meteorologischen Observatorium Potsdam des Reichsamts für Wetterdienst.]
{Hierzu Tabellentafel 21 mit Tabellen 1 bis 6.)
Im Auftrage des Reichsamts für Wetterdienst wurden von uns im August
und September 1936 auf Norderney Messungen der Kleinionen und der Zahl der
geladenen und ungeladenen Kerne vorgenommen. Sie waren in erster Linie dazu
bestimmt, die in Potsdam (1) *) während des internationalen Polarjahres 1932/1933
gefundenen Ergebnisse in reiner Luft nachzuprüfen, Darüber hinaus sollten sie
Aufschluß geben über einige, das Kernaerosol betreffende Fragen.
Die Messungen wurden ausgeführt an der NW-KEcke der Insel in unmittel-
barer Nähe der „Segelbuhne“ auf einer alten Düne, Der Meßplatz lag etwa 20 m
von der Flutlinie entfernt und
etwa 7 m über MHW., Seine
Lage ist als sehr günstig zu
bezeichnen, da bei den vorherr-
schenden westlichen und nörd-
lichen Winden reine Luft zum
Meßplatz gelangen konnte, An
dieser Stelle des Strandes war
kein passendes Meßhaus vor-
handen; auf unsere Bitte stellte
uns die Badeverwaltung, die auch
sonst die Messungen in jeder
Weise förderte, zwei Badekarren
zur Verfügung. In ihnen wurden,
nachdem sie dafür im Innern
umgebaut worden waren, die
Meßapparate aufgestellt (Abb. 1).
Um auch im Freien ungestört
messen zu können, wurde ein
Drahtzaun um die Badekarren gezogen. In beide Karren wurde Stromanschluß
gelegt; eine elektrische Heizung schützte bei feuchtem Wetter die Isolatoren
der Instrumente, Als Erdleitung wurde Kupferlitze verwendet, die an eine
ständig im Wasser befindliche eiserne Spundwand angelötet war. Diese Erd-
leitung funktionierte vollkommen einwandfrei. Die Badekarren waren so gut im
Boden verankert und so stabil, daß sie selbst einen NW-Orkan mit Böenspitzen
>40 m/sec ohne Schaden überstanden.
Gemessen wurde mit einem großen Scholzschen (:) Kernzähler die Gesamt-
kernzahl sowie die Zahl der ungeladenen Kerne und mit einem in Potsdam ent-
wickelten Kondensator (1,s) die Zahl der positiven und negativen Kleinionen.
Ferner wurde mit einem Aßmannschen Aspirationspsychrometer Temperatur und
Feuchtigkeit bestimmt. Die Windrichtung ließ sich von einer Windfahne ablesen,
die in der Nähe des Meßplatzes auf einem erhöht stehenden Gebäude („Marien-
höhe“) angebracht war. Die Windstärke wurde nach der Beaufort-Skala, die Sicht-
weite und der Seegang nach der maßgebenden internationalen Skala geschätzt.
Außerdem wurden bei jeder Messung die Gezeiten notiert, Im allgemeinen wurden
vier Meßreihen am Tage durchgeführt, zwei am Vormittag, zwei am Nachmittag.
Die Tabelle 1 enthält die Ergebnisse aller Messungen mit den Angaben über
Sicht, relative Feuchtigkeit und Seegang. Die Werte für Z, Gesamtkernzahl, Na
Zahl der ungeladenen Kerne, n,, Zahl der positiven, n_, Zahl der negativen
Kleinionen, sind Mittelwerte von längeren Meßreihen,
I. Messungen der Kernzahl,
Der benutzte Kernzähler nach Scholz (2) ist der erste von ihm gebaute und
hat noch nicht in allem die ihm später gegebene Form, die Pumpvorrichtung ist
*) Diese und die folgenden Ziffern beziehen sich auf das Schriitenverzeichnis am Schluß dieser Abhandlung,
Ahhbh_