10 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1937,
Wetter und ruhiger See nur schwach angedeutet, bei bewegter Seo besser aus-
geprägt und treten manchmal nur an einer Seite der Linie auf, während an der
anderen das Wasser glatt ist. An einer solchen Linie sammeln sich Holzstückchen,
Gräser, Seegras, Rinde und dgl. an. Ist Wind vorhanden, so bildet sich auch
weißer Schaum und hebt die Linie deutlicher hervor, Oft sammeln sich die
Gegenstände nur an einer Seite der Linie an,
An einem Sommernachmittage beobachtete ich vor der Südeinfahrt zum
Großen Belt bei ruhigem Wetter — Wind OSO 1, Seegang O0SO 2 -— vom ver-
ankerten Schiff eine Stromkonvergenzlinie, die aus Nordosten auf das Schiff zukam,
Die Tafel 20 veranschaulicht den Verlauf der Erscheinung,
Die Linie zog, von Backbord achtern kommend, ganz langsam auf das Schiff
zu. Vor der Linie war der Strom schwach, seine Richtung etwa NOzO, die
Stärke 0.4 bis 0,5 Sm in der Stunde. Auf der vorderen Seite der Linie — vom
Schiff aus gesehen — stand dicht vor ihr eine schwache Kabbelung; in ihr trieben
Holz- und Rindenstückehen, Gräser und dgl. und kennzeichneten dadurch die
Linie sehr gut, Auf der anderen Seite der Linie war die See glatter und reiner,
Um 24h 38m erreichte die Linie das Heck des Schiffes (siehe Zeichnung 1,
Tafel 20). Man konnte deutlich beobachten, daß an der anderen Seite der Linie
ein bedeutend stärkerer Strom in nördlicher Richtung lief. Von 14% 40 bis 14h 50m
passierte die Linie das Schiff. Während dieser Zeit drehte das Schiff in die Richtung
des neuen Stromes, und zwar von 224° um 14h 40m auf 199° um 14b 50%, um
dann von 14% 58» ab endgültig auf etwa 183° liegen zu bleiben. Der neue Strom
setzte in Richtung 356° mit einer Geschwindigkeit von 0.9 Sm in der Stunde.
Die Konvergenzlinie änderte während der Zeit der Beobachtung langsam
ihre Richtung. Während sie zuerst, schwach gekrümmt, etwa in der Richtung
N—8 verlief, änderte sie, als sie unter dem Schiff hindurchging, die Richtung
auf NzO0—8SzW, um später auf etwa NNO—SSW zu drehen. Dieser Verlauf ließ
erkennen, daß der schwache Strom an der Vorderseite der Linie weiter nördlich
stärkeren Widerstand leistete und sich nicht verdrängen ließ, während er weiter
südlich zu schwach war und von dem stärkeren neuen Strom an der Rückseite
der Linie nach Westen gedrängt wurde, Dadurch wurde die Konvergenzlinie im
Süden westwärts herumgeschwenkt.
Das Fortschreiten der Konvergenzlinie erfolgte nicht gleichmäßig, sondern
wies Verzögerungen und Beschleunigungen auf.
Unterschiede in den Wassertemperaturen beider Ströme wurden nicht fest-
gestellt. Eine sofort nach dem Passieren der Konvergenzlinie vorgenommene
Messung der Wassertemperatur ergab 19° C und wies keinen merkbaren Unter-
schied gegen die etwa 3 Stunden vorher ausgeführte Messung der Wasser-
temperatur in dem schwachen Strom an der Vorderseite der Linie, Kurz vor
dem Durchgang der Linie konnte allerdings eine Messung der Wassertemperatur
nicht durchgeführt werden,
Die Beobachtung ergab, daß zwei Strömungen unter verschiedenen Winkeln
in der Linie aufeinander trafen. Der stärkere, von Südosten kommende Strom
drängte den schwächeren, von Südwesten kommenden westwärts und iraf die
Konvergenzlinie unter einem Winkel von etwa 19°, während der schwächere,
von Südwesten kommende, die Linie unter einem Winkel von etwa 41° berührte,
Der Winkel zwischen beiden Stromrichtungen betrug somit etwa 60° (siehe
Zeichnung 8, Tafel 20}.
Zeichnet man das Parallelogramm der Geschwindigkeiten unter Verwendung
der Richtungen und Stärken beider Ströme als Seitenkräfte, so ist die Richtung
der Konvergenzlinie die Richtung der Resultierenden oder die Richtung
giner durch die Seitenkräfte einem Punkt — nicht Wasserteilchen —
der Konvergenzlinie erteilten Bewegung.
1. Seitenkraft: alter Strom 56° 0.5 Sm in der Stunde,
2, Seitenkraft: neuer Strom 356°0.95m „ a» 3
Richtung der Resultierenden oder der Konvergenzlinie 15°,
wie beobachtet worden ist.