Maurer, H.: Eine Nachprüfung der Emden-Tiefe,
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auch hier hingewiesen!). Endlich bleibt die Frage der Genauigkeit der Orts-
bestimmungen im Ozean zu berücksichtigen... Das ganze hier beigefügte Skizzen-
blatt stellt nur ein Rechteck von 8.8 X 16 km, also eine Fläche kleiner als Berlin
dar; und das Gebiet von mehr als 10000 m Tiefe im Mindanao-Graben dürfte
nur einen kleinen Bruchteil einer solchen Fläche umfassen,
Berlin. Januar 1937.
Über Stromkonvergenzlinien und -kabbelungen.
Von GC. Thiel, Deutsche Seewarte,
(Hierzu Tafel 20.}
Zusammenfassung. Es wird eine allgemeine Betrachtung über Kabbelungen, kabbelige See,
Kreuzsee und Stromkonvergenzlinien angestellt und die Beobachtung einer Stromkonvergenzlinie mit
Angaben über die diese hervorrufenden Kräfte gegeben.
Eine Kabbelung ist nach A. Stenzel: „Deutsches Seemännisches Wörter-
buch“ „eine in langer Linie sich erstreckende, von der Umgebung sich scharf
abhebende, kräuselnde Bewegung der See, die durch Strömungen verursacht
wird“. Dieser für ein Wörterbuch bestimmten kurzen Erklärung sollen hier
einige Ergänzungen hinzugefügt werden,
Kabbelungen treten nicht immer in Linien, sondern auch, besonders an vor-
springenden Kapen und Huken, mehr oder weniger flächenförmig auf, Sie
können auch über unebenem Boden oder über Bodenschwellen entstehen; dann
dürfen die Tiefen aber nicht zu groß sein. Kabbelungen können auch durch
aufquellendes Tiefenwasser oder untertauchendes Oberflächenwasser hervor-
gerufen werden. In beständig in einer Richtung fließenden Strömungen können
durch entgegengesetzt setzende Gezeitenströme oder durch Winde, die entgegen-
gesetzt der Stromrichtung wehen, Kabbelungen entstehen. Auch können Kabbe-
lungen auftreten, wenn ein ÖOberflächenstrom über einen in anderer Richtung
und mit geringerer Stärke setzenden Tiefenstrom hinwegstreicht. In allen solchen
Fällen brauchen die Kabbelungen nicht linienförmig aufzutreten. Ist die Kabbelung
infolge des Zusammenwirkens von Wind, Unebenheiten des Bodens, Gezeiten und
verschiedener Strömungen besonders stark, so kann sie das Aussehen einer
Brandung annehmen und wird von einem Rauschen, das durch die übereinander-
stürzenden Wellen verursacht wird, begleitet,
In den Fällen, wo ein Seegang durch einen Wind, der entgegengesetzt der
Richtung des Stromes weht, entsteht, spricht man auch von einer kabbeligen
See. Eine solche kann auch entstehen, wenn in einem Tief oder einem Tiefaus-
läufer der Wind plötzlich umspringt, aus einer der bisherigen entgegengesetzten
Richtung zu wehen beginnt und einen dem bisherigen entgegengesetzt laufenden
Seegang aufwirft. In solchen Fällen wird man aber nur bei leichteren oder
mäßigen Winden von einer kabbeligen See sprechen, Bei stärkeren Winden und
Stürmen bezeichnet man eine solche See als Kreuzsee.,
Abgesehen von dieser „kabbeligen See“ ist in allen anderen Fällen des Auf-
tretens von Kabbelungen die Strömung als Hauptursache anzusehen; denn nur
bei einer Strömung — nur bei fließendem Wasser — kann eine Kabbelung auf-
treten. Bei stillstehendem, nicht in Bewegung befindlichem Wasser kann keine
Kabbelung entstehen.
Dort, wo in offener See oder auch in der Nähe von Inseln oder Küsten zwei
Strömungen aufeinandertreffen, bildet sich eine Stromkonvergenzlinie. Sie kann
gradlinig, gekrümmt oder mehr oder weniger spiralig verlaufen. Sie kann
manchmal ganz scharf ausgeprägt und nur wenige Meter breit, ein andermal
breiter und stellenweise, wenn die beiden die Linie hervorrufenden Ströme in-
einander zu fließen beginnen, unterbrochen sein. Sie kann bei ruhigem Wetter
und ruhiger See besonders deutlich in Erscheinung treten, ist aber auch bei
bewegter See wahrnehmbar. An solchen Linien treten infolge der Reibung der
aufeinandertreffenden Ströme Kabbelungen und Wirbel auf. Sie sind bei ruhigem
1) Ann. d. Hydr. 1928 S. 347: 1930 8. 323: 1931 S. 341.