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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1937,
Abstände für Tiefen, so würde man die Bodengestalt Z A A, C, CD, dann das
Stück D, E, und FG annehmen mit echolosen Stücken zwischen D und D, und
zwischen Er und F, Dergleichen Täuschungen erscheinen bei dem etwa im
Azimut NNW verlaufenden Mindanao-Graben auf den von der „Emden“ gesteuerten
Kursen durchaus möglich.
Ich halte es deshalb für sehr wahrscheinlich, daß die vereinzelt erhaltenen
sehr großen Echoabstände solche Schrägabstände und nicht Meerestiefen be-
deuten. Dies gilt besonders von den größten Echoabständen der Profile I, IV,
YI und VIL die durch die dick gestrichelten Geraden 1, 4, 4a, 6 und 7 hervor-
gehoben sind und die als Tiefen aufgefaßt mit den benachbarten Tiefen ganz
ungeheuerliche Böschungswinkel oder Stufenabbrüche ergeben würden, Deshalb
habe ich durch jene Teile der Profilziekzacklinien, die als Profilformen un-
wahrscheinlich sind, ausgleichende punktierte Linien gelegt, die wir als wahr-
scheinlichere Formen des Meeresbodens auffassen dürfen. Nach diesen Linien
fällt die bisher als größte Emden- Tiefe geltende Stelle 1 (dreifacher Kreis in
der Skizze) als solche aus; und es wird nun die größte Tiefe, die von jenen
der Nachbarorte nicht unwahrscheinlich abspringt, die mit 2 bezeichnete Tiefe
im Profil IX sein, die zu rund 10540 m abgelesen werden kann. Merkwürdiger-
weise wird eine Minute nach dieser Lotung eine als versucht angegeben, bei der
kein Echo gehört wurde; es ist dies der einzige Fall unter den 332 Echolotungen
der „Emden“ zwischen 12%hb und 18%b, wo Ausbleiben des Echos vermerkt wird,
Nun muß ferner berücksichtigt werden, daß alle diese Echozeiten nur mit
der Stoppuhr erhalten sind und maximal bis zu !/, Sekunde unsicher sein
können. Bei den 49 Vergleichen, die später auf der „Emden“ vorgenommen
wurden, ist die Stoppuhrzeit 41mal zu groß und nur 8mal zu klein ausgefallen.
!/, Sekunde Echozeitunterschied bedeutet aber bei diesen Tiefen rund 200 m
Tiefenunterschied, so daß ich glaube sagen zu können:
Nach dieser Nachprüfung hat sich die Emden-Tiefe zu 10540 m er-
geben, wobei diese Zahl wahrscheinlich noch zu groß ist, und zwar
bis zu 200 m zu groß sein könnte. Der Ort dieser Tiefe ist nach den Orts-
bestimmungen der „Emden“ 9° 41,7’ N, 126° 51.2’ E, In der Skizze ist eine dick
gestrichelte Linie mit der Bezeichnung 10 000 (Emden) eingetragen. Östlich von
ihr sind die Tiefen nach den Profilen der Emden-Kurse I bis V größer als
10000 m. Um einen Vergleich mit den Echolotungen der „Snellius“ zu ermög-
lichen, sind deren Lotorte aus dem Spezialkärtchen Nr. 14 „Mindanao-Trog“ in
die Skizze übertragen worden, und zwar 7 Orte mit Tiefen >> 10000 m (liegen-
des Kreuz im Kreis}, 10 Orte mit Tiefen zwischen 9000 und 10000 m (liegendes
Kreuz ohne Kreis) und 3 Orte mit Tiefen zwischen 8800 und 9000 m (aufrechtes
Kreuz). Östlich von der dick gestrichelten Linie mit der Bezeichnung 10000
‘Snellius) liegen nach den Beobachtungen dieses Schiffes die Tiefen %> 10000 m,
Der Unterschied in der Lage dieses Gebietes nach „Emden“ und „Snellius“ dürfte
auf die Schwierigkeit der Ortsbestimmung zurückzuführen sein. Bei einer
Parallelverschiebung der Emden-Linie um etwa 1 Seemeile nach ENE und eben
so großer Parallelverschiebung der Snellius-Linie nach WSW würden sich die
Linien ziemlich gut decken. Der £o0 verbesserte Ort der Emäden-Tiefe wäre
9° 42.1’ N, 126° 52,1‘ E.
Die Erörterung möge nicht ohne den Hinweis des Bedauerns bleiben, daß
der Einzelzahl von 14.0 Sekunden Echozeit, weil sie die bisher gefundene Re-
kordzahl auf der Erde darsteilte, eine höhere Wichtigkeit und Genauigkeit zu-
gesprochen worden ist, als man bei einer solchen Beobachtung nach der Stopp-
uhr hätte annehmen dürfen, und daß man den aus ihr errechneten Echoabstand
einfach als den absolut richtigen Wert der größten Meerestiefe hat gelten lassen.
Man bewegt sich hier auf einem ziemlich unsicheren Gebiet, und zwar nicht nur
wegen der Ungenauigkeit einer Echozeit nach der Stoppuhr an sich. Hinzu
tritt die seit dem Snellius-Werk in ein neues Stadium gelangte Frage der Be-
ziehungen zwischen Echoabständen und aus ihnen etwa erschließbaren Formen
des Meeresbodens überhaupt, wenn dieser keine waagerechte Ebene ist, Auf
einige meiner früheren Aufsätze über die Schwierigkeiten dieses Problems sei