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Full text: 65, 1937

100 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1937, 
die Waldfreiweide eine große Rolle spielt, Außer dieser Insel, deren Charakter 
ich vorstehend kurz geschildert habe, konnte man westlich noch eine niedrige 
[Insel erkennen, die auf einem Ausläufer der Küstenplattform sich befindet, Beim 
Näherkommen erkennt man, daß es sich um drei Inseln handelt, die alle als 
niedrige Klippen nur wenige Meter aufragen und nur teilweise mit einer Gras- 
und Kräuternarbe bewachsen sind. Sie dienen ebenfalls der Seevogelwelt, 
darunter vielen Eiderenten, als Zufluchts- und wahrscheinlich auch Nistplatz. 
Das interessanteste Merkmal der hier beschriebenen Wattlandschaft war jedoch 
der auf der Skizze 1 dargestellte Geröllsteinblockwall, der guirlandenartig die 
Insel mit dem Festlande verbindet. Bild 3 gibt einen Begriff davon, wenn auch 
das Wallartige nicht genügend zum Ausdruck kommt. In Wirklichkeit war diese 
Bildung so auffällig, daß ich zunächst unwillkürlich an ein künstlich aufgeschüt- 
tetes Stack zu Stromregulierungsbauten erinnert wurde. Nur der ziemlich un- 
regelmäßige Aufbau ließ von einer derartigen Möglichkeit absehen. Vor dem 
Blocksteinwall breitete sich bis zur MNW-Linie noch ein Wattstreifen aus, der 
besonders reich mit zahllosen größeren und kleineren Steinblöcken bedeckt war, 
die wiederum den Ansatzpunkt für eine sehr reiche Tangvegetation bildeten, wie 
auf dem Bild auch deutlich zu erkennen ist, Das Watt zwischen den Steinblöcken 
war grob und sandig und z. T. kiesig. Interessant war die Sandzunge SZ, die 
vermutlich durch das über den Steinwall strömende Wasser aus dem Innen- 
watt gebildet wurde. Auch hier an einzelnen Stellen Rippeln als Oberflächen- 
formen, Arenicola und zahlreiche Molluskenschalen. Durch den Blocksteinwall 
Mießt der Süßwasserpriel ins Meer oder besser in den Fjord. Über die Bildungs- 
ursachen dieses interessanten Steinwalles kann ich nur Vermutungen äußern, da ich 
nur vorübergehend in der dortigen Gegend weilte und nicht alle dort wirkenden 
Kräfte im Jahresablauf kennenlernen konnte. Da an der beschriebenen Stelle der 
Fjord erheblich breit ist und der W- und NW- Wind über eine Strecke von über 
20 km hinwegblasen kann, halte ich es unter Berücksichtigung der außerordent- 
lich großen Tiefe für möglich, daß der Steinwall durch Brandung gebildet 
ist, vielleicht hat Eisgang im Wechsel der Gezeiten an diesem Gebilde mit- 
gearbeitet. 
In viel höherem Maße spielt diese eigentümliche Steinwallbildung nun eine 
Rolle bei der zweiten Wattbildung, die ich zu besuchen Gelegenheit hatte (Watt 2 
auf Skizze 2). Diese sonderbare Wattlandschaft befindet sich im östlichen inneren 
Winkel des Westfjordes, der ja bekanntlich eigentlich nicht mehr ein Fjord, 
sondern ein sehr breiter Meeresteil ist, und zwar etwa auf 68° 22‘ N und 16° 6 0. 
An seiner westlichen Öffnung ist der Westfjord über 90 Kilometer breit, an seinem 
inneren Ende, im Gebiet der hier zu besprechenden Wattlandschaft, immerhin 
noch 10 km. Die Dünung des bewegten Ozeans läuft durch den Westfjord herein 
und bricht sich an seinem östlichen Ende an den Klippen Tjeldöys, Bei starkem 
Westwind muß hier eine ungeheure Brandung stehen, von deren Ausmaßen man 
sich an unsern flachen Sandküsten schwer einen Begriff machen kann, Diese 
gewaltige Brandung schafft nun, so möchte ich hier als sicher annehmen, die 
eigentümlichen und gewaltigen Steinblockwähle, die guirlandenartig Inseln und 
Halbinseln der flachen Küstenplattform miteinander verbinden und ein eigen- 
artiges Watt vor und besonders hinter sich lassen, Die Küstenplattform besteht 
auch aus gewachsenem Fels, der bei den äußeren Klippen der Inseln und Halb- 
Inseln durch Brandungs- und Windwirkung entweder völlig kahl und glatt oder 
bis zur MHW-Linie mit Tangen dicht bewachsen ist, zwischen denen dickschalige 
Brandungsschnecken, vor allem Kegelschneckenarten (Patelia) festgesogen sitzen. 
{m Windschutz bilden sich weiter landeinwärts über der MHW-Linie Rasen von 
Krähenbeere (Empetrum higrum) und Gras, in den Senken des Felsens kleine 
Miniaturmoore mit Wollgras und Torfmoospolstern, Soweit die über MHW auf- 
Fragenden Teile der Küstenplattform. Die unter der MHW-Linie befindlichen 
Teile derselben bilden nun wiederum ein eigenartiges Watt, dessen auffälligste 
Bildung die erwähnten Steinblockwälle sind. Vor denselben befindet sich ein mehr 
Ddder weniger weit ausgedehntes Watt voller loser Felsblöcke, die alle dick mit 
Tangen (Fucusarten, Laminarien und Meersaiten) bewachsen sind, Zwischen den
	        
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