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Full text: 65, 1937

Kleinere Mitteilungen. 
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2 Stunden begleitet. Auf dem Gipfel des 2 km hohen Mit, Washington erfolgte der 
Durchzug der Front zur gleichen Zeit wie in Boston und war von einem Temperatur- 
sturz von 31° C im Verlaufe von 10 Stunden gefolgt.“ 
Abb. 2 stellt die Wetterlage!) kurz vor Durchzug dieser Front in Boston 
dar, wo die Temperatur noch +-13° beträgt, während schon in der Seeen- 
region 30° Kälte unterschritten werden. An der Nordseite der Front liegt ein 
verhältnismäßig schwaches Tief von 995 mb südlich des St. Lorenz-Golfes, flankiert 
von zwei Hochdruckgebieten östlich von Bermuda und über dem Felsengebirge. 
Besonders katastrophal ist die Auswirkung der Kältewelle über den Golfstaaten, 
wo selbst an der Küste der Gefrierpunkt weit unterschritten wird, 
Wenn die Energie eines Sturmwirbels schon vorher an der erzeugenden 
Frontalzone als Höhensturm aufgespeichert ist, so schloß ich beim Studium der 
Willetschen Beschreibung, dann müßte sich das Lorenz-Golf-Tief in kurzer Zeit 
zu einem ganz schweren Sturmwirbel entwickeln, und die im „VWetterb, d. D. 
Seewarte‘“ enthaltene und in Abb. 3 wiedergegebene Wetterkarte vom 10. Februar 
1933, 0 Uhr bestätigt diese Schlußfolgerung in treffendster Weise: Im Verlaufe 
von 36 Stunden hat das Lorenz-Golf-Tief sich um volle 50 mb vertieft, 
ist als Orkanwirbel — genau der Richtung der Frontalzone folgend — nordost- 
wärts zur Davisstraße gezogen und hat den gesamten westlichen Teil des 
Nordatlantiks in seinen Einflußbereich einbezogen, wobei die erzeugende 
Kaltfront noch weit südwärts bis nach Bermuda hin deutlich ausgeprägt ist. 
So außergewöhnlich wie die Frontalzone, so energiereich war auch 
dieses Tief, denn bei seinem Durchzug wurde an der Nordwestküste Grönlands der 
tiefste Luftdruck im Verlaufe mehrerer Jahrzehnte gemessen und noch auf 
der Ostgrönlandsee erzeugte die Druckwelle nach Überschreiten des grönländischen 
Massivs einen Tiefdruckkern von 955 mb. Dabei folgte dieses Tief (vgl. die in 
Abb. 4 eingezeichnete Zugbahn) vom Lorenzgolf aus fast genau dem Größt- 
kreis, während es im Anfangsstadium vom Mündungsgebiet des Mississippi aus 
zunächst etwas polwärts abgebogen war. 
Wenn man die über der Ostgrönlandsee auftauchenden Zyklonen zurück- 
verfolgt, so findet man übrigens, daß fast alle über den östlichen Teilen 
von Nordamerika entstehen, dann zunächst polwärts wandern und schließlich 
bei Innehaltung des Größtkreises im hohen Norden Europas eine mehr nach 
SE gerichtete Bahn aufnehmen. 
Wie die in Boston erfolgte Abkühlung sich durch die gesamte Tropo- 
sphäre erstreckte, zeigt Abb. 5, in der die beiden Aufstiege von Boston kurz 
vor Durchzug der Front und etwa 14 Stunden nach der Passage wiedergegeben 
sind?), Bei 1000 m Höhe überschreitet der Temperaturrückgang 30° und 
beträgt bis zu der am Morgen des 9. II in 4000 m Höhe noch angetroffenen 
Frontfläche 20°, In Gipfelhöhe des Aufstiegs wurde dabei ein Südweststurm 
von mindestens 200 km/Stunde angetroffen, ein Wert, der recht gut zu 
dem Betrag paßt, den man aus der Höhenwetterkarte des Vortages erhält. 
Der Verlauf der Linien gleicher relativer Topographie der 500- über der 
1000 mb-Fläche und der absoluten Topographie der 500 mb-Fläche ist in den 
Abb. 6 und 7 wiedergegeben, und hier hebt sich die Frontalzone durch 
einen Temperatur- und Druckgegensatz in der Höhe so deutlich 
hervor wie nur möglich. Es ist kaum angängig, die Isolinien in der Wetter- 
karteneinheit von 4 zu 4 Dekametern zu zeichnen. Über Chikago und noch 
mehr über Ellendale (wo der Aufstieg allerdings oberhalb 2500 m extrapoliert 
werden mußte) ist die Troposphäre kälter als je über dem europäischen 
Raum und nur in Nordsibirien bisher beobachtet worden, während in 
noch nicht einmal 1000 km Entfernung die Troposphärentemperatur nicht viel 
vom Zustand im Äquatorialgebiet abweicht. Zwischen Cleveland 
und Kap Hatteras erhält man für 5000 m Höhe einen Gradientwind 
von 275 km/h, und dieser Wert beweist, daß man im Ursprungsgebiet 
der atlantischen Sturmzyklonen mit Windgeschwindigkeiten von mehr 
*) Die Wetterkarte wurde gezeichnet auf Grund der vom Mass, Inst. of Techn, herausgeg, Weather Map, 
ergänzt durch einige im „„ Wetterb. d. D. Seewarte‘ enthaltene Schiffsmeldungen. — 2) Zeit: E.S.T.
	        
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