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Full text: 20, 1897

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S!)7 No. 3 
Es wurde versucht, die direkte Abhängigkeit der Richtungsänderung von den bei Skagen und Kopen 
hagen wehenden Winden darzuthun und deshalb vorn die Richtung der Winde beider Stationen beigefügt. 
Es ergab sich zwar, dass von hundert Beobachtungen 81 östlichen oder garkeinen Strom ergaben, wenn 
der Wind im Kattegat zwischen N und WSW, 4, wenn er unbeständig, und 15, wenn er östlich, jedoch 
liess sich keine für eine Stromprognose brauchbare Regel ableiten. 
Es ist zu dem Zwecke notliwendig, gleichzeitige Beobachtungen der Wind- und Stromrichtungen von 
Punkten an den Ein- und Ausgängen des Kattegat, ähnlich gelegen wie Gjedser-Feuerschiff, sowie am Sunde 
und den Belten zu berechnen. Für solche synoptischen Stromkarten würde es dann natürlich notliwendig 
sein, die einzelnen Angaben für jedes Etmal gesondert zu betrachten, wie Dinklage in der mehrfach an 
gezogenen Abhandlung gethan hat. 
Fasst man nun nochmals kurz zusammen, so hat die Untersuchung gezeigt, dass die Strömungen hei 
Gjedser, also auch in diesem westlichen Tlieile der Ostsee in der Eabrwassermitte gewöhnlich nach SW 
laufen, jedoch, wenn nicht lokale Störungen bisher noch unbekannter Art eintreten, dann nach E setzen, 
wenn ein Aufstau den Abfluss hindert. Die Geschwindigkeit kann über 3 Sm in der Stunde wachsen. 
Es sei zum Schlüsse ein Ausspruch Neumayer’s angeführt, der Strömungskarten und Generalübersichten 
für den Praktiker ein „zweischneidiges Schwert“ nannte, da sich der Lauf von Strömungen, die der Seemann 
an irgend einem Orte anzutreffen erwarten dürfe, niemals mit apodiktischer Sicherheit im Voraus angeben 
lasse. Er erkenne den hohen Werth solcher Angaben vollkommen an, wolle ihn aber nur einen „akademi 
schen“ nennen. 
Ebenso äusserte vor kurzem der Chef des Hydrographischen Amtes in London, Admiral Wharton, 
in einem Vortrage vor der Geographical Section der British Association: 
„Die Winde sind die ersten Motoren, die weitere Ausbildung der Stromsysteme erfolgt unter dem 
Einflüsse der Vertlieilung von Wasser und Land und auch unter der Wirkung anderer vorherrschenden 
Winde, im besonderen derjenigen aus Westen in den höheren Breiten. Obschon sich sehr wohl allgemeine 
und im grossen Durchschnitt thatsächlich auch vorhandene Strombilder entwerfen lassen, so muss doch nach 
drücklich auf die Unzuverlässigkeit aller dieser Darstellungen in dem Sinne aufmerksam gemacht werden, 
dass irgend eine Voraussage der Richtung und Geschwindigkeit der Strömung, die in einem bestimmten 
Meerestheil zu erwarten wäre, mit nur einiger Sicherheit nicht gegeben werden kann.“ 
Hat die vorstehende Untersuchung in Hinsicht einer Strom-Prognose auch nur ein negatives Resultat 
ergehen, so ist die Arbeit deshalb doch nicht nutzlos gewesen. Denn sie bestätigt die alte Meinung, dass 
äusserste Vorsicht die unumgänglich nothwendige Eigenschaft des hier navigirenden Schiffers sein muss. 
Er kann niemals genau wissen, mit welcher Strömung er zu rechnen haben wird, muss aber stets darauf 
gefasst sein, ganz unvermuthet mit oder gegen einen Strom, der bis zu 3 Knoten Fahrt erreichen kann, zu 
segeln, wenn flaue Winde wehen, während er wiederum hei stürmischer Witterung oft garnicht aus seinem 
Kurse versetzt wird, da eben keine Wasseroberflächen-Verschiebung vorhanden ist. 
Ob mm an der Seite des Fahrwassers ein entgegengesetzter Strom vorhanden, als wie bei Gjedser 
läuft, konnte hier nicht ermittelt werden, soll aber Gegenstand einer zweiten Untersuchung sein, sobald 
sich aus Beobachtungen an der Mecklenburgischen bezw. Pommerschen Küste, die mir von bekannten Kapi 
tänen versprochen sind, genügendes Material dafür ergehen hat.
	        
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