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Full text: 20, 1897

Dir. Fr. Schulze-Lübeck: Die Oberfläckenströmuiigen bei Gjedser-Riff. 
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des Schiffes in bedeutendem Maasse verändern. Wenn die Strömungen von Ost oder Nord kommen, so 
wird das den richtigen Kurs steuernde Schiff auf die Küste von Langeland getrieben. Eine solche Strö 
mung hat hier stattgefunden. Das ist um so gewisser, als bald darauf ein starker Nordost-Sturm aus 
gebrochen ist.“ 
Spruch No. 228. Brigg „Der Adler“ ist am 7. November 1880 durch „unbekannte östliche Strom 
versetzung“ dem Lande bei Leba an der Pommerschen Küste zu nahe und dadurch in gefähi’liche Lage 
gebracht. 
„Der Schiffer konnte einen Zweifel gegen die Richtigkeit (seines Schiffsortes) um so weniger hegen, 
als ihm wohl ein westlicher, in die Bucht gehender Strom bekannt war, nicht aber der damals ganz ab 
weichend hiervon gehende östliche Strom.“ 
Spruch No. 229. Strandung des Gaffelschooners „Heinrich & Anna“ am 31. Oktober 1880 vor dem 
Hafen zu Stolpmünde, 
„den das Schiff auch glücklich erreicht haben würde, wenn es nicht kurz vor der Einfahrt von der dort 
herrschenden, zu der gedachten Zeit in Folge des westlichen Sturmes aber ganz besonders starken west 
lichen Strömung ergriffen und östlich von der Ostmole auf Grund geworfen wäre.“ 
Spruch No. 238. Ebenda verunglückte am 31. Okt. 1880 die Schaluppe „Neptunus“, obwohl der Schiffer 
„von früher her die Verhältnisse der Hafeneinfahrt zu kennen glaubte, namentlich den gewöhnlich west- 
östlichen Strom.“ .... „Er hielt sein Schiff beim Einsegeln zum Schutze gegen den Oststrom, dem 
Winken der Lootsen folgend, scharf auf die Westmole . . . ., wurde aber nun von Brandung und Strömung 
erfasst .... und endlich östlich hinter der Mole auf den Strand getrieben, wo die Besatzung theils auf 
die Mole übersprang, theils durch eine Leine an Land gerettet wurde.“ 
Spruch No. 254. Ivuff „Johanna“ strandete am 11. Dezember 1880 bei Warnemünde. 
„Die Brandung und eine nach Osten zu laufende Strömung machten das Ruder wirkungslos.“ „Bei 
WNW-Sturm läuft hier regelmässig ein starker Strom längs der Küste von West nach Ost gerade vor 
der Hafenmündung.“ 
Spruch No. 11 von 1881. Räderdampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ führ am 29. Dezember 1880 
von Kiel nach Korsör ab. 
„Es wehte eine frische Brise aus SW bei starker südlicher Strömung.“ „Da der Schiffer von Lange 
land an den gewöhnlichen Kurs steuerte unter Berücksichtigung einer von S kommenden Strömung“ .... 
so lässt sich der Unfall .... „nur durch eine aussergewöhnlich starke Stromversetzung erklären.“ 
Auch bei den folgenden Untersuchungen hat Strömung allein den Unfall verschuldet, oder doch zum 
grossen Theil dazu beigetragen: u 
Jahrg. 1881. Spruch 12. Schraubendampfer „Der Blitz“ vor dem Hafen von Colberg am 1. November 1880. 
» » »32. Korvette „Stein“ bei der Ueberfahrt vom Vulkan-Stettin nach Kiel, 23. Mai 1880. 
» » » 39. Dän. Yacht „Kirstinis Hab“, Strandung bei Hiddensee, 9. Dezember 1880. 
» » »43. Schooner „Nicolaus“, Unfall an der Nordküste Rügens am 21. Oktober 1880. 
Diese, nur wenige Monate eines einzigen Jahres umfassende Spanne Zeit ergiebt für die Ostsee eine 
Menge derartiger Schiffs-Unfälle und -Verluste. Gellt man aber die folgenden Jahrgänge jener Veröffent 
lichungen durch, so finden sich bei nur flüchtiger Musterung noch viel mehr solcher Beispiele. 
Jedoch würde eine solche Vervollständigung der Liste neben sehr eintöniger Wirkung die lange Reihe 
der verunglückten Fahrzeuge einzig und allein vermehren, ohne Neues zu beweisen. 
Es tritt durch Erweiterung des Belegmaterials allerdings noch überzeugender hervor, dass — wie im 
Segelhandbuch für die Ostsee, Reichsmarineamt, Berlin, 1891, 2. Auflage, Th. I, Heft 1, betont ist — „die 
Oherflächenströmungen der Ostsee sehr veränderlich und fast allein vom Winde abhängig sind und zwar 
derart, dass mit jedem Windwechsel auch eine Aenderung in der Richtung und Stärke des Stromes eintritt. 
Kpt. Dinklage von der Deutschen Seewarte hat dies aus den Beobachtungen des Adlergrund-Feuer 
schiffes für jenen Theil der Ostsee zwischen Rügen und Bornholm nachgewiesen (Annalen der Hydrographie 
1888, p. 1 ff.) und folgert daraus, dass die Strömungsverhältnisse aller ebenso, wie Adlergrund-Feuerschiff, 
unbeeinflusst von der Küstennahe gelegenen Punkte der Ostsee aller Wahrscheinlichkeit nach dieselben sind. 
Erfahrene Ostsee-Kapitäne wollen dies jedoch für den westlichen Theil dieses Meeres nicht zugehen, 
sondern behaupten, dass die Strömungen westlich der Linie Falster—Darserort nicht immer mit dem Winde,
	        
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