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Full text: 20, 1897

Dr. Gerhard Schott: Die Flaschenposten der Deutschen Seewarte. 
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Triften innerhall) einer Monsunperiocle. Nur eine der übrigen 7 Flaschenposten ist dem NE- 
Monsun zuzuweisen, No. 39; sie ist mitten im Arabischen Meere im November 1894 ausgesetzt und wohl 
auf ziemlich direktem Wege, nördlich oder südlich von Sokotra, zum Golf von Aden getrieben, wo sie im 
April 1895 auf der afrikanischen Seite gefunden wurde. Generalkurs ist WSWfAV, die tägliche Versetzung 
etwas über 9 Sm. 1 ) Für diese Trift wie auch die noch zu erwähnenden 6 vergleiche man ..Monthly currents 
charts for the Indian Ocean“ (London 1896), welche in vorzüglicher Weise die wahrscheinlichen Wege der 
Flaschen zu verfolgen gestatten. 6 Flaschenposten der Seewarte sind mit den Wasserbewegungen einer SW- 
Monsunperiode gegangen, und zwar gehören No. 20 und 41 zusammen, indem diese Flaschen, auf Südbreite 
nahe der afrikanischen Küste im August 1887, resp. Juni 1895 ausgesetzt, ein Zeugniss für den an der 
deutsch-ostafrikanischen Küste herrschenden Nordstrom ablegen, welcher als nördliche Hälfte der vom 
indischen SE-Passat getriebenen Aequatorialströimmg bei Kap Delgado abzweigt. Beide Flaschen sind nicht 
gleich gefunden worden, denn die berechnete Versetzung von 2.5 Sm. und 6.2 Sm. pro Tag ist bei der durch 
weg beträchtlichen Geschwindigkeit, die an Bord der Schiffe konstatirt wird, zu gering. 
Ferner gehören No. 19 und No. 34 zusammen, die auf Nordbreite und westlich von Ceylon abgesandt 
sind und beide einen Generalkurs nach OSO eingehalten haben. Flasche 19, bereits im März einige 60 Sm. 
südlich von Kap Comorin ausgeworfen, wird erst nach Süden gegangen sein (NE-Monsun!), wodurch auch 
die Strandung auf einer der Inseln an der Westseite Sumatras erklärlicher wird. Wäre sie ganz direkt in 
das Wirkungsbereich der SW-Monsunströnumg gelangt, so wäre ein NO-Kurs die Folge gewesen. Dies sieht 
man an den östlich von Ceylon abgesaudten Flaschen No. 35 (Südliche Bay von Bengalen) und No. 42 
(China-See). Für No. 35 erhalten wir mit 11 Sm. pro Tag die rechnerisch grösste tägliche Versetzung unter 
den eben besprochenen 7 Flaschentriften. 
Triften während mehrerer Monsunperioden. Bei den übrigen 8 Stück, deren Reise wahrschein 
lich mehrere Monsunperioden umfasst, sind 4 (No. 4, 86, 40 und 48), für deren Generalkurs die Strömun 
gen des SW-Monsuns ausschlaggebend waren; sie sind also von West nach Ost geschwommen, obwohl 3 
davon während einer NE-Monsunperiode, nur eine (No. 36) während des SW-Monsuns selbst ihre Trift be 
gonnen haben. Dabei hat No. 4 das ganze Arabische Meer und auch die Bay von Bengalen durchquert, 
bis sie in der Nähe von Pinang gefunden wurde; die Reise der Flasche No. 40 beschränkt sich auf den 
nördlichen Theil der Bay von Bengalen; es ist zweifellos diese im Februar 1895 abgesandte Post durch die 
grade während des NE-Monsun so charakteristische NO-Strömung unter der Ostküste Vorderindiens direkt 
zum Fundort getrieben. 
Bei 2 dieser 8 Flaschen ergiebt sich ein Kurs nach SW, obwohl beide im SW-Monsun abgegangen 
sind; No. 26 hat auf irgend welchen Wegen (siehe Karte!) innerhalb 550 Tagen von den Malediven aus die 
Küste Ostafrikas an der Tanamündung erreicht, No. 5 von Kap Padaran (Annam-Küste) in etwa 240 Tagen 
die Floressee. 
Die letzten 2 endlich in dieser Gruppe von 8 Stromflaschen sind besonders merkwürdig. No. 8 ist 
nach 2’/4 Jahren im Chagos-Archipel gefunden, die direkte Distanz beträgt nur 800 Sm. nach Osten; die im 
Südosten der Seychellen in einem Mai ausgesetzte Flasche wird, nach dem englischen Stromatlas zu schliessen, 
anfangs westwärts fortgetrieben sein; sehr grosse Umwege sind wahrscheinlich. 
Das Gleiche gilt von N0. 2, bei der besonders die starke Südkomponente der Richtung auffällig ist. 
Die zwischen Malediven und Chagos-Inseln abgesandte Flasche ist nämlich an der Südspitze Madagaskars 
nach l 3 / 4 Jahr gefunden worden; man wird mit Recht annehmen, dass — gemäss der Abgangszeit Juli — 
die Flasche erst ostwärts geschwommen ist, und zwar sehr weit ostwärts, vielleicht bis in die Gegend der 
Sundastrasse, denn von dort an umkehrend und der Trift des SE-Passates folgend, kann sie das südliche 
Madagaskar erreichen, wie dies auch Flasche N0. 37 und 38 zeigen, welche zum folgenden Abschnitt gehören. 
') Uebrigens ist das amerikanische Amt, wie Pilot Chart, Juni 1S95, zeigt, im Besitz zweier Flaschenposten, welche 
mit der Westströmung des indischen NE-Monsuns sehr schnell und über grosse Strecken getrieben sind. Die eine, N0. 5, 
ist von 2°N-Br. 90° O-L., also etwa halbwegs zwischen Padang (Westsnmatra) und Ceylon am 27. Oktober 1S93 ausgesandt 
und auf den Malediven in 5° N-Br. 73° O-L. schon am 6. Dezember desselben Jahres gefunden worden, was die ganz ausser 
ordentlich grosse tägliche Versetzung von 2S.2 Sm. ergiebt; die zweite ist fast an gleicher Stelle, nur 60 Sm. östlicher 
am 7. Januar 1894 über Bord geworfen und nach 160 Tagen au der ostafrikanischen Küste grade unter dem Aequator gefunden 
worden, somit täglich mindestens 18.7 Sm. getrieben.
	        
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