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Full text: 20, 1897

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S97 No. 2 — 
Die Trift des sommerlichen SW-Monsuns wird nun in der That eine nördlich von Ost liegende Richtung 
einhalten, und es kommt dann unter Land sogar zu NW-Richtung, wofür Flasche No. 379 (Juni, Tafel 2) 
ein Beweis ist. Die seltene SO-Richtung (siehe Tafel 3) fällt besonders bei No. 374 (Sept.) und No. 439 
(August) auf; mit Rücksicht auf die Monate, in denen die Flaschen ausgesetzt sind, wird man eine anfäng 
liche 0- oder NO-Richtung der Trift annehmen, die mit dem Fortschreiten der Jahreszeit und dem Ein 
setzen des NO-Passates in die SO-Richtung überging. 
Interessant ist auch No. 376 (Juni, Tafel 2), weil zur Zeit der Absendung ein ziemlich starker West 
strom (über 3 Knoten) konstatirt wurde; diese Stromfiasche dürfte, wie überhaupt eine sehr grosse Anzahl 
der schliesslich östlich getriebenen Flaschen, anfangs mehr oder weniger grosse Umwege nach SW (wenn 
im NE-Passat) oder nach NW (wenn im SE- Passat ausgesetzt) gemacht haben; nähere Vorstellungen in 
dieser Beziehung sich machen zu wollen, ist aber aussichtslos. 
Das merkwürdigste Vorkommniss, von welchem schon oben S. 10 (Anm.) die Rede war, wird durch das 
am 24. Februar 1893 ganz gleichzeitig in 1'44'N-Br. 27° 16' W-L. ausgesandte Flaschenpaar No. 352 und 424 
repräsentirt, von welchem eine Flasche nach Westindien, die andere nach Sierra Leone gelangte. Die 2 Flaschen 
wurden nebst 8 anderen, nicht aufgefundenen, abgesandt; das Schiff befand sich damals nahe, aber noch 
innerhalb der Nordgrenze des Südostpassat-Gebietes, nordöstlich von St. Paul’s Rock; Wind zur Zeit SE 3. 
Nachdem das Schiff nocli 20 Sm. weiter nordwärts gesegelt war, trat Mallung und Stille ein, die bis 3°30' N-Br. 
anhielt, wo der NE-Passat einsetzte. Die zuletzt, vom 23. bis 24. Februar, beobachtete Stromversetzung war 
NWVjN 22 Sm. Grade dies, dass zur Zeit des Experimentes ein kräftiger Aequatorialstrom nachweisbar 
war, macht das Auffallende des Resultates aus. Wahrscheinlich sind die Flaschen durch den Seegang bald 
von einander getrennt worden; denn wenn auch die Wellenbewegung an sich keinen Transport von Wasser 
massen aus einem Orte zum anderen hin bewirkt, so ist doch anderseits zweifellos, dass trotzdem durch 
ganz lokale Verschiedenheiten der Windstärke und dadurch hervorgerufene Unregelmässigkeiten des See 
ganges, welcher ja iu den seltensten Fällen eine einheitliche Richtung hat, Treibkörper getrennt werden, wie 
es die ad hoc augestellten Versuche Hensen's beweisen. 1 ) 10 mit Blei beschwerte und versilberte Glas-, 
kugeln trieben, an einem Orte der Kieler Bucht ausgesetzt, derart durcheinander, dass die äussersten nach 
24 Stunden etwa eine deutsche Meile von einander entfernt waren. Unter ähnlichen Umständen kann die 
eine Flasche bald die Stromgrenze erreicht haben, während die andere die NW-Riclitung beibehielt. 
Wir lenken endlich die Aufmerksamkeit noch auf die Flaschentrift No. 410 (Tafel 1, Gegend der Kap 
Verden). Kapt. Kröger vom Dampfer „Paranagua“ setzte am 15. Januar 1889 in 13°49'N-Br. und 25°34' 
W-L. 2 Flaschen gleichzeitig aus, welche beide am o. Februar desselben Jahres am Strande von St. Jago 
(KapVerden) gefunden wurden. Distanz 131 Sm. in 21 Tagen, Kurs N0z0 3 /s0. Zweierlei ist dabei l»e- 
merkenswerth: erstens, dass die 2 Flaschen gleichzeitig wieder gefunden worden siud, obwohl die eine mit 
Sand, die andere nicht mit Sand beschwert war. Die Füllung mit Sand scheint, nach diesem Falle zu schliessen, 
kaum nöthig zu sein; auch lieschwerte Flaschen treiben eben nur in der allerobersten Wasserschicht. Zweitens 
ist die NO-Richtung der Trift sehr auffällig, weil, zumal im nördlichen Winter, der Strom hier fast durch 
weg kräftig nach SW, W und NW setzt. Freilich kommen auch in dieser Jahreszeit ganz gelegentlich Ost- 
Versetzungen vor, trotz gleichzeitigem Passat; wir sehen dies z. B. aus dem neuen holländischen Werk „De 
Guinea en Equatoriaal Stroomen“. 2 ) Die Trift der 2 Flaschen No. 410 dauerte, wie gesagt, vom 15. Januar 
bis 5. Februar 1889, und ging in dem Zehngradfeld 10°—-20°N-Br., 20°—30° W-L. vor sich. Für diese 
Gegend und diese 21 Tage Reise stehen uns in den Dampfschiffs-Journalen des Archivs der Seewarte nicht 
weniger als 38 Besteckdifferenzen zu Gebote, welche eine Stromversetzung direkt berechnen lassen. Wir 
finden, dass damals eine östliche Strömung auch bei der Navigirung der Dampfer fühlbar wurde; meist sind 
allerdings mässige West ströme konstatirt, doch in 9 Fällen sowohl nördlich wie südlich der Kap Verden auch 
schwacher Oststrom, obwohl der mässige, manchmal nach ESF drehende Passat nie gestört war. Speziell 
für die Gegend, in welche der kurze Weg der 2 Flaschen fällt, haben wir 2 direkte Schiffsbeobachtungen, 
welche nach NO strömendes Wasser voraussetzen: Strom nach 
1) am 21. Januar in 14°45'N-Br. 24°58'W-L. N67 s O 5 Sm. in 24 Stunden. 
2) „ 22. „ „ 14° 17' „ 25°20' „ N35°0 9 „ ,, „ 
1 ) V. Bericht der Kommission zur wissenschaftlichen Erforschung der deutschen Meere. Berlin 18S7. Seite 2. 
2 ) Nieder!. Meteorol. Institut, Utrecht 1895.
	        
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