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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S97 Ko. 2 —
zwar auch nahe dem Kap, unter mindestens 25° W-L. — ausgeworfen sind, doch nach Nordbreite gelangten.
In Uebereinstimmung damit steht die auf den britischen Admiralitätskarten No. 2929, 2951—2956 einge
zeichnete Darstellung der Strömungen, indem während eines grossen Theiles des Jahres noch von 10°S-Br.
das Wasser unter Land nach Norden fliesst.
Was die östlichsten Punkte, von denen Flaschen nach Westindien gelangt sind, betrifft, so ist schon
oben Seite 9 erwähnt, dass von Gegenden ganz nahe der portugiesischen Küste Triften zu den westindischen
Inseln nachweisbar sind; die Grenze gegen die in dem Guineastrom ostwärts geschwommenen Flaschen,
welche zwischen 2°S-Br. und 10°N-Br. auf ungefähr 25°—29° W-L. liegt, soll im § 5 genauer angegeben
werden.
Ankunftsgegenden. Gefunden werden diese Flaschen fast an allen westindischen Küsten; doch
sind manche Gestade auffallend bevorzugt, andere fast gar nicht- von solchen Stromflaschen erreicht worden,
sodass, da in der Art der Besiedelung eine Erklärung für diese Verschiedenheit sich nicht finden lässt, that-
sächliche Konzentrationsgegenden für die Flaschen vorhanden sein müssen.
Eine sehr grosse Zahl von Stromflaschen ist von der Ostküste Trinidads eingesandt, und zwar meist
solche, die von SO und OSO kommen; nur 3 kamen aus 0 oder NO, d. h. aus Breiten nördlich von 10° N-Br.
Sämmtliche kleine Antillen werden sodann häufig von Stromflaschen erreicht; hier mischen sich die von
SO und die von 0, resp. NO kommenden Flaschen schon ziemlich gleichmässig. Zahlreich sind auch die
Funde an den Küsten von Nicaragua und im Golf von Honduras, ferner an den Nordküsten der grossen
Antillen, wo fast nur Triften der Nordäquatorialströmung erscheinen; dass aber auch vom Südäquatorialstrom,
aus der Gegend von Fernando Noronha, eine Flasche nacli der Aussenseite der Bahama-Inseln gelangen
kann, offenbar auf dem Wege östlich und nördlich der Antillen, dafür ist der interessante Beweis in No. 363
gegeben (siehe Tafel 2).
Höchst merkwürdig ist ferner die Yertheilung der Flaschenfunde im Golfe von Mexico: zwischen dem
Ilio Grande und der Mississippi - Mündung sind Funde ungemein häufig, besonders an der Texasküste (Gal-
veston u. s. w.); in der SW-Ecke, bei Vera Cruz u. s. w. kommen Flaschenpostmeldungen nur äusserst selten
vor, und vom Nordosten, d. h. von der Westküste Floridas liegt auch nicht ein einziger Flaschenfünd vor,
was ganz in Uebereinstimmung mit den Angaben der oben ') citirten amerikanischen Flaschenkarten steht.
Recht häufig sind dagegen an der Ostseite Floridas Flaschen angetrieben, vereinzelte Funde reichen bis nach
Kap Hatteras, einer bis Irland.
Zu den nicht bevorzugten Gegenden der westindischen Gewässer gehören noch, ausser der schon genannten
SW- und NO-Ecke des Mexicogolfes, die Südküsten der grossen Antillen, und die gesammte Küste des
südamerikanischen Kontinentes, soweit sie nördlich von Kap San Roque liegt; im besonderen ist das An
treiben von Flaschen an der Guiana-Küste ausserordentlich selten. Für diese Gegend gilt, dass die Strö
mung durchaus parallel zur Küste geht, nur sehr selten Neerströme unter Land entwickelnd, durch welche
Flaschen zum Strand geführt werden könnten; dasselbe lässt sich, wenn auch -weniger streng, von dem
Karaibischen Meer östlich einer Linie Honduras—Jamaica sagen.
Triftrichtungen. 1 ) Die in der Trift des NE-Passates schwimmenden Flaschen gelangen, wenn sie
— wie dies meist der Fall ist — ziemlich weit im Osten, auf der Route der Brasilien-Dampfer, über Bord
gesetzt sind, in der Regel an den nördlichen kleinen Antillen oder im Golf von Mexico u. s. w. zum Strand,
entsprechend der WNW-Richtung, welche der Nordäquatorialstrom in Westindien hat. Sehr wenige Flaschen
kommen auf Breiten, die südlich von 10°N-Br. liegen, an; es sind da nur zu nennen No. 233 (Tafel 2), welche,
halbwegs zwischen den Canarischen Inseln und KapVerden ausgesetzt, in 9° 26'N-Br. unter 82° 17'W-L. nach
300 Tagen an der Costaricaküste gefunden worden ist, und die Flaschen No. 164, 279, 281 (Tafel 3): diese 3 sind
südlich von den Kap Verden über Bord geworfen, aber nicht nach NW gegangen, sondern haben in WSW-
Richtung schwimmend die Guiana-Kliste erreicht. Es ist dies ein ganz ausserordentlich auffallendes Faktum,
dass unter den an der Küste von Guiana gefundenen Stromflaschen — es sind überhaupt nur 4 Stück, die
vierte (No. 368, Tafel 2) ist bei St. Paul in rund 2° N-Br. ausgeworfen — 3 von höherer Breite hergekommen
sind, nur eine von OSO her; ferner, dass alle 4 Flaschen, entsprechend der Lage ihres Abgangsortes, den
ganzen breiten Zweig des Südäquatorialstromes an der NO-Küste Südamerikas durchschnitten haben müssen,
was wohl nur unter ganz besonderen Verhältnissen, von denen wir uns aber keine Vorstellung machen können,
■) Siehe Seite 3.