Skip to main content

Full text: 20, 1897

-Dr. Gerhard Schott: Die Flaschenposten der Deutschen Seewarte, 
11 
Zu diesen Stromflaschen gehört unter den innerhalb des Westwindgebietes ausgesetzten eine Nummer 
(No. 93, Tafel 2), welche während der Plankton-Expedition auf dem Dampfer „National“, Kapt. He eckt, am 
29. Juli 1889 östlich von Neufundland über Bord geworfen und bereits am 4. Februar 1890, nach 290 Tagen, 
an der Westküste Schottlands, auf der Insel Skye, angelangt ist, was einen Weg von 1515 Sm ergiebt und 
einer täglichen, mittleren Versetzung von 8 Sm entspricht. Dieser Werth ist durchaus entsprechend den 
geringen Stromversetzungen, welche auf der New Yorker Dampferroute im mittleren und östlichen Theil des 
Atlantischen Ozeans in den Schiffsjournaleu angegeben werden; und so kann die Bemerkung des Finders, 
dass die Kasche anscheinend erst mit der letzten Gezeit an das Ufer geworfen sei, wohl zutreffen. Die 
Mehrzahl der sonstigen „mittleren“ Geschwindigkeiten, welche sich aus den Flaschenposten des Westwind 
gebietes ergehen, zeigt viel geringere Beträge, vielfach nur etwa 4 Sm pro Tag, auch 1—2 Sm pro Tag, 
doch sind dies eben Werthe, die nur durch langes Umherirren der Flaschen auf See oder durch lang 
dauerndes Liegen am Strande zu erklären sind. Die grösste tägliche Versetzung nach SO, also in dem 
Azoren-Zweig des Golfstromes, ist nach dem hier bearbeiteten Material 9.1 Sm (No. 24, Tafel 2), der grösste 
entsprechende Werth für den nordöstlichen Stromzweig ist 9.8 Sm (No. 89, Tafel 3). 
Wenn wir damit die Maximalzahlen der Geschwindigkeit in den Aequatorialströmen vergleichen, die 
oft über 20 Sm. im Tag ergeben, so sehen wir, dass auch Stromflaschen sehr wohl entsprechende Werthe 
für Geschwindigkeiten liefern, wenn man sachgemässe Auswahl vornimmt. 
Nach Ausweis der „Pilot Chart for the North Atlantic Ocean“, Juni 1895, ist eine vom deutschen 
Dampfer „Valesia“ am 21. Juli 1894 in 45°N-Br. 51°W-L. auf der Neufundlandbank ausgeworfene Flasche 
nach 5 Tagen in 49°N-Br. 51° W-L. aufgefischt worden, hat also pro Tag 50 Sm zurückgelegt. Ist dies 
richtig, so bietet diese Stromflasche das Beispiel für die bei weitem grösste Geschwindigkeit, die )e in 
irgend einem Meere für eine solche Masclienpost sich berechnen lässt. 50 Sm tägliche Versetzung ist aber 
für diese Gegend (ausserhalb der Golfströmung) ein sehr unwahrscheinlicher Werth. Der Abgangsort ist 
übrigens, wie aus den Schiffstagebüchern der Seewarte sich feststellen liess, richtig; oh und wo ein Versehen 
in Bezug auf Fundort oder Fundzeit vorliegt, muss unentschieden bleiben. 
Von den in den mittleren Breiten des Atlantischen Ozeans abgesandten 120 Stromflaschen sind etwa 
12 Stück, auf der Ostseite des Meeres nach Süden treibend, bis in das Passatgebiet gelangt und schliesslich 
in Westindien gestrandet; sie werden deshalb zum nächsten § gerechnet. 
§ 3. Die im NE - Passatgebiet (5° N-Br. bis 30° N-Br.) abgesandten Flaschenposten. 
§ 4. Die im SE - Passatgebiet (von Siidl. Breite bis 5°N- Bi\) abgesandten, aber im 
NE-Passatgebiet gefundenen Flaschenposten. 
Die Zusammenfassung dieser 2 Gruppen von Stromflaschen rechtfertigt sich, weil, so weit entfernt der 
geographischen Breite nach die Abgangsorte der Flaschen von einander auch liegen können, doch für alle der 
gemeinsame Zug nach Westen, nach den westindischen Gewässern charakteristisch ist. Auf den Karten und 
in den Tabellen sind die im Südatlantischen Ozean über Bord geworfenen Flaschen zum Nordatlantischen 
Ozean gerechnet, wenn sie auf Nordbreite gefunden sind, zum Südatlantischen, wenn sie auf Südbreite stran 
deten. In mancher Beziehung ist diese nothwendige Trennung unnatürlich, denn ob eine im SE-Passat ab- 
gesandte Flasche an der Guianaküste (N-Br.) oder etwa hei Ceara (S-Br.) strandet, ist natürlich, was die 
Stromverhältnisse anlangt, von ganz derselben Bedeutung. 
Es sind im Ganzen 221 Elaschenpostzettel, die uns für die Gegend des Nord- und Südäquatorial 
stromes zur Verfügring stehen; diese Zettel machen also allein schon 35% des gesammten Materials aus, 
und es verdient bemerkt zu werden, dass es besonders die das ganze Gebiet im Osten von Nord nach Süd 
durchschneidenden Dampfer der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft sind, welchen der 
Grundstock dieser 11 aschenversuche verdankt wird. 
Auf Tafel 1 — 8 konnte, wie schon aus der Bemerkung auf Seite 6 hervorgeht, nur 
ein Theil dieser Passattriften eingetragen werden. 
Ausgangsgegenden. Nicht bloss von vergleichsweise hohen nördlichen Breiten (Flasche No. 90 
[Tafel 3] ging von 46°21' N-Br. 19°4' W-L. aus), auch von über 10° S-Br. (Flasche No. 371 [Tafel 2] ging von 
ll°3'S-Br. 31°4' W-L. aus) treiben die Stromflaschen dem gemeinsamen Ziele, Westindien zu; da Kap San 
Boque auf beiläufig 5° S-Br. liegt und man gewöhnlich in diese Gegend die Theilung des Südäquatorial 
stromes verlegt, so ist bemerkenswert!!, dass ungefähr 8 Flaschen, welche südlich von diesem Kap — und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.