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Full text: 20, 1897

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1897 No. '2 — 
Was die beigegebenen kartographischen Darstellungen anlangt, so war es, weil 70% aller Flaschen 
posten allein im Bereiche des Nordatlantischen Ozeans ausgesetzt und gefunden worden sind, auch bei 
grossem Maasstab der Karte natürlich unmöglich, auf einem Blatt alle Flaschenposten dieses Ozeans ein 
zutragen; irgend ein sachlich zu begründendes Eintheilungsprinzip Hess sich aber auch nicht aufstellen und 
so wurde zu dem Auswege gegriffen, eine Auswahl der in je 4 auf einander folgenden Monaten (einerlei, 
welchen Jahres) abgesandten Flaschen auf je einer Karte zu vereinigen. Es ist dies natürlich eine ganz 
äusserliehe Eintheilung, die absolut nichts weiter als eine Trennung des Stoffes bezweckt; denn bei den 
meist langen Triften von einem halben, einem ganzen Jahr und darüber ist schliesslich der Monat der Ab 
sendung fast gleichgültig, und wir verwahren uns ausdrücklich dagegen, dass z. B. die im Februar abge 
sandten Flaschen etwa die vorwiegenden Wasserbewegungen grade dieses Monats charakterisiren sollten. 
Immerhin war hei dieser Eintheilung der 450 nordatlantischen Flaschenposten wenigstens die Möglichkeit 
gegeben, dass innerhalb gewisser kleiner begrenzter Gebiete, wie z. B. der Biskava-See oder des Guinea- 
Stromes, wenn überhaupt, dann auf diese Weise etwaige jahreszeitliche Unterschiede der Strömungen doch 
erkennbar würden. 
Vollständig sind die Flaschenposten der 3 anderen Ozeane in den Karten verzeichnet. Im Südatlanti 
schen Ozean stellen das weitaus grösste Kontingent die an der brasilianischen Küste und bis zum La Plata 
gefundenen Flaschenposten, es sind — was bei der Lage der Hauptverkehrsrouten dieses Ozeans erklärlich 
ist — meist nur kurze Triften, kurz sowohl der Zeit wie der Distanz nach. Daher schien es möglich, den 
grössten Theil dieser Flaschenposten entsprechend der an der nordbrasilianischen Küste eintretenden halb 
jährlichen Aenderung in den Stromverhältnissen einzutheilen, und auf einem ersten Kärtchen diejenigen Triften 
einzutragen, welche in den südlichen Winter ganz oder doch grösstentheils fallen müssen, auf einem andern 
Kärtchen aber diejenigen Flaschenposten, welche ihren Weg im südlichen Sommer gemacht haben, und end 
lich auf einer dritten Darstellung die jahreszeitlich nicht bestimmbaren Triften zusammenzufassen. 
0. Besprechung der einzelnen Gruppen von Flaschenposten. 
I. Nordatlantischer Ozean. 
Im Bereiche dieses Meeres sind nicht weniger als 452 Flaschenposten abgesandt, dies sind 70% des 
gesammten Materials. Dazu ist jedoch zu bemerken, dass 44 Flaschenzettel, welche auf Süd-Breite im Ge 
biete des Südost-Passates ausgesetzt, aber auf Nord-Breite (in Westindien u. s. w.) wiedergefunden worden 
sind, aus Zweckmässigkeitsgründen sowohl in dem Tabellenschlüssel wie auf den Karten zum Nordatlantischen 
Ozean gerechnet wurden. 
§ 1. Die im Englischen Kanal und in der Nordsee abgesandten Flaschenposten 
umfassen nur die ex-sten 21 Nummern; von den 18 Flaschenzetteln, die innerhalb der eigentlichen Nordsee 
(südlich von 60°N-Br. und östlich von 5°W-Lg.) ausgesetzt worden sind, wurden nicht weniger denn 16 
an der Ostseite dieses Bandmeeres gefunden, <1. h. an den Küsten Hollands, Deutschlands, Jütlands und 
Skandinaviens, nur eine an der schottischen Küste bei Peterhead und eine letzte an der Westküste der 
Shetland-Inseln aufgefischt. Man mag diese sehr ausgesprochene Bevorzugung des östlichen Randes als eine 
unmittelbare Folge der hier „vorherrschenden“ Winde hinstellen: oh mit Recht, bleibt doch sehr zweifel 
haft. Denn erstens überwiegen bekanntlich die Westwinde grade im Nordseegebiet nicht vollständig alle 
andei’en, man müsste eher sagen: es heiTschen veränderliche Winde vor, unter denen die Westwinde die 
häufigsten sind; ausserdem aber stimmt das Antreihen der Flaschen an dem Ostrande dieses Gebietes durch 
aus zu den Vorstellungen, welche man über die von den Gezeiten unabhängigen Strömungen der Nordsee 
gewonnen hat, soweit man hier überhaupt von Trift-Strömungen sjxrechen darf. Es besteht eine Tendenz 
zu einer ganz schwachen Umkreisung der Nordsee in einem der Uhrzeigei’bewegung entgegengesetztem Sinne, 
derart also, dass an der englischen Seite das Wasser südwärts und südostwärts (von Land ab) treibt, an der 
deutschen Noi’dseekiiste und besonders in der Helgoländer Bucht noch Osten und Nordosten, und endlich ist 
der aus dem Kattegat herauskommende, an die schwedische und norwegische Küste sich anlehnende Ostsee 
strom längst bekannt und gesichei't, welcher der norwegischen tiefen Rinne folgt und bis über Trondhjem 
hin als Nordstrom konstatirt ist. 
Diese letztgenannte, im Skagerack als Weststrom fühlbare Wasserbewegung hat für die Strecke Hanst- 
liolm—Skagen häufig eine Neerströmung nach NO zu Folge, welche unter Umständen, bei Weststür men, die
	        
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