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Full text: 20, 1897

Dr. Gerhard Schott: Die Flaschenposten der Deutschen Seewarte. 
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In ähnlicher Weise ging das Hydrographische Bureau der Vereinigten Staaten in Washington vor, das 
selbe sendet auch gelegentlich Abschriften von besonders interessanten Flaschentriften nach Hamburg, wie 
umgekehrt die Seewarte solche nach Washington. 
Die Seewarte hat bisher zwar alle eingegangenen Flaschenpostzettel sorgfältig aufgehoben, auch die 
wahrscheinlichen Triften berechnet und in den „Annalen der Hydrographie“ von Zeit zu Zeit abgedruckt, 
aber „Flaschenkarten“ sind von hier aus noch nicht veröffentlicht worden, wennschon eine bis 1887 
reichende Manuskriptkarte der im Bereich des Nord- und Südatlantischen Ozeans abgesandten Flaschen 
vorhanden ist. Eine Bearbeitung der auf nahezu 600 Stück angewachsenen deutschen Sammlung erscheint 
nunmehr, nach Ablauf von ungefähr 20 Jahren, durchaus nothwendig. 
Die Amerikaner haben 1891 als Beilage zur Juli-Ausgabe der „Pilot Charts of the North Atlantic Ocean“ 
eine Karte der in den Jahren 1889—1891 dem Hydrographischen Bureau zugegangenen Flaschenposten vom 
Bereiche des Nordatlantischen Ozeans herausgegeben, ferner findet man Nachträge dazu auf der Rückseite 
der „Pilot charts“ vom Juni 1895, Januar und August 1896, sowie Juli 1897, ebenfalls mit kartographischer 
Darstellung der Flaschenreisen; die in unseren Karten auffallenden, charakteristischen Grundzüge der Triften 
treten daselbst in genau derselben Weise auf. 
Auch die „ostgrönländische Expedition“ unter dem Befehle des dänischen Seeoffiziers Ryder hat 1891 
und 1892 Flaschenposten abgesandt, von denen einige nach sehr merkwürdiger Reise im europäischen Nord 
meere gefunden worden sind. 1 ) 
Prof. W. Har rington hat sodann 1892 und 1893 zur Erforschung der Wasserbewegungen in den 
grossen 5 Canadischen Seen solche Flaschen in systematischer Weise benutzt, und anscheinend zutreffende 
Resultate erzielt. 2 ) 
Es sind dann ferner in diesem Zusammenhang die mannigfachen und recht verdienstlichen Arbeiten 
des Fürsten Albert von Monaco zu erwähnen, welche derselbe in Verbindung mit Prof. Pouchet während 
der Sommer 1885, 1883 und 1887, ebenfalls im Nordatlantischen Ozean, durchgeführt hat, 3 ) hauptsächlich 
in der Absicht, den Lauf des Golfstromes an der europäischen Seite genauer festzustellen, d. h. zu sehen, 
welche Theile seines Oberflächenwassers nach SO (Azoren - Gegend, Madeira, Canaren u. s. w.) abkurven, 
welche nach 0 (Küsten von Frankreich), welche nach NO (Island, Hebriden, Norwegen) zu fliessen bestrebt 
sind. Er benutzte ausser den gewöhnlichen Flaschen noch Treibkörper besonderer Konstruktion, z. Th. 
Holzfässer, z. Th. Metallkapseln u. s. w. Er setzte am 27. und 28. Juli 1885 auf einem von Corvo (Azoren) 
ausgehenden NNW-Kurse zwischen 40°21'N-Br. und 43°56'N-Br. 169 Schwimmer aus, vom 29. August bis 
5. September 1886 auf dem 20. Meridian W-L. von Paris zwischen 42' 2° N-Br. und 50° N-Br. 510 Stück, 
und endlich im Juni, Juli und August 1887 während einer Reise von den Azoren bis nach Neufundland in 
N Wz W-Richtung zwischen 40° N-Br., 36 C W-L. und 46° N-Br., 49° W-L. 931 Schwimmer, auf der Rück 
fahrt noch 65. 
Von diesen 1675 Treibkörpern waren bis Ende 1889, also bis zu einer Zeit, nach welcher nur noch 
vereinzelt Ankömmlinge erschienen sein dürften, 146 Stück in die Hände des Absenders zurückgelangt, dies 
sind nur etwa 9 %. Dies Ergebniss ist recht interessant, da wir für die Zahl der von Bord der Schiffe von 
Zeit zu Zeit meist doch ganz zufällig abgesandten Flaschen gar keinen Anhaltspunkt haben, und demnach 
auch gar nicht wissen, welchen prozentischen Theil davon die gefundenen Zettel ausmachen. 
Der Prozentsatz der wiedergefunden Flaschen wird natürlich je nach der Art der in Frage kommenden 
Küsten ganz verschieden sein; unbewohnte oder felsige, schwerer Brandung ausgesetzte Küsten sind der 
Wiedererlangung solcher Dokumente ungünstig. So hatte die Ryder’sehe Expedition im Jahre 1891 
71 Flaschen, 1892 30 Flaschen ausgesetzt, von denen 3, resp. 2, im Ganzen also nur 5 oder 5 % dem Ab 
sender wieder zugestellt worden sind. Von rund 60 Flaschen, die Dr. G. Neumayer auf Routen von 
Australien um Kap Horn bis zum Aequator ausgesandt hat, ist nur eine einzige wieder gefunden worden, 
von welcher schon oben, S. 2, die Rede war. 
') Meddelelser om Grönland, 17. Heft: Den ostgrönlaudske Expedition, Förste Del. 
2 ) Nature vom 19. April 1891 (mit Karte); auch im „Globus“ 1891, Band 65, S. 393. 
3 ) S. hierüber Comptes rendus, Tome 101 (18S5) S. 1029; Tome 101 (1S87) S. 130 und 452; Tome 105 (1887) S. 730; 
Tome 10S (1889) S. 1151; Tornelli (1S92) S. 261; ausserdem s. A. von Monaco, Erforschung der Meere, deutsch von Maren 
zeller, Wien 1891, S. 89—105; und Proceed. R. Geogr. Soc. London 1892, S. 619, sowie Geograph. Journal, London 1891 
(voi. Ili) S. 309 und 310.
	        
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