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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1897 No. 4 —
m
Bei Entwicklung der Exponentialfunktion kann man wegen der Kleinheit von p selbst für ziemlich
hohe Werthe von v die Reihe bei dem zweiten Gliede abbrechen und erhält
P,
= 1
mr
oder Pi = P 0 4
mv z
2P 1 2
wenn man, was innerhalb der Grenzen, für welche die abgekürzte Entwicklung gilt, erlaubt ist, P 0
P setzt.
Hieraus erhält man
P-Pi
p m v z
als Ausdruck für die Druckverminderung in der Spitze des Rohres, wobei P—P a durch die Manometer
ablesungen gegeben ist.
Die Druckverminderung im Saugrohr ist also bei den Versuchen mit dem Rotationsapparat nicht wie
im freien Winde unmittelbar durch die manometrische Differenz gegeben, sondern auch durch die absolute
Geschwindigkeit des Rohres bedingt, während für die Saugwirkung natürlich nur die für den Mitwind kor-
rigirte Geschwindigkeit in Betracht kommt.
Man hat also bei der Prüfung in der Gleichung
v = CVP^Pt
für v die korrigirte Geschwindigkeit und für P—Pf den durch die Gleichung
P—P\ = P—P 0 —mv 2
erhaltenen Werth zu benutzen. i
Zur experimentellen Prüfung dieser Ergebnisse und zur Vergleichung eines Aspirationsanemometers
mit einem Robinsonschen Instrument wurden von Dr. v. Hasenkamp Versuche angestellt, die in folgender
Weise angeordnet waren. An der vertikalen Stange des Rotationsapparates, auf welcher das Anemometer
Zschau No. 113, das nach je 500 Umdrehungen des Schalenkreuzes einen Kontakt giebt, in der üblichen
Weise angebracht war, wurde parallel zu derselben in einer Entfernung von 14.1 cm ein in eine feine Spitze
auslaufendes, oben und unten offenes Rohr befestigt. Das Ende desselben war durch einen Kautschuk
schlauch luftdicht mit dem Bleirohr vorbunden, das in den über der Axe des Rotationsapparates befind
lichen, durch Wasser abgesperrten pneumatischen Kessel führt, der seinereits durch ein Bleirohr mit dem
inneren Niveau des Recknagelschen Differentialmanometers 1 ) verbunden ist. Die Aiehung desselben geschah
nach der von Recknagel angegebenen Methode mit Hülfe gewogener Mengen von Petroleum. Für einen
Theilstrich des Skalenrohres ergaben sich dabei folgende Werthe in Millimetern Wasserdruck:
Intervall 40.3—130.5: 0.06263
» 28.5—127.5: 0.06287
* 12.5—124.5: 0.06278
» 30.5-123.5: 0.06270
Mittel: 0.06274
Die Versuche mit dem Rotationsapparat sind für vier verschiedene Stellungen des Saugrohres ausge
führt; bei zweien war die Verbindungslinie zwischen demselben und der Anemometeraxe radial gerichtet,
das Rohr also innerhalb und ausserhalb des Anemometers; bei den beiden andern war die genannte Ver
bindungslinie normal zum Arm des Apparates, das Rohr also vor und hinter dem Anemometer. In jeder
dieser Stellungen befand sich die Spitze des Saugrohres einmal in der Höhe des Schalenkreuzes, einmal
9 cm unter demselben.
Sämmtliche Versuche wurden für beide Rotationsrichtungen gesondert angestellt. Das Verfahren dabei
war folgendes.
Ehe der Apparat in Gang gesetzt wurde, bestimmte man den Nullpunkt des Manometers, sowie den
Barometerstand und die Lufttemperatur. Alsdann wurden in der gewöhnlichen Weise die zur Bestimmung
der Geschwindigkeit und der ihr entsprechenden Kontaktzahl des Anemometers dienenden Beobachtungen
ausgeführt und endlich von 10 zu 10 Sekunden der Stand des äusseren Niveaus des Manometers abgelesen.
Das Mittel aus 30 solchen Ablesungen wurde als Einstellung des Niveaus angenommen. Zum Schluss wurden
der Nullpunkt, Barometer- und Thermometerstand nochmals kontrollirt. Die Versuche, bei denen das Rohr
') G. ßecknagel, Manometrische Methode zur Bestimmung des spezifischen Gewichts der Gase. Wiedemanns Ann.
Bd. 238 (N. F. 2), 291.