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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S97 So. 4 —
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geraden Potenzen von in obigen Reiben verschwinden. Direkte Versuche von Dohrandt 1 ) haben aber
gezeigt, dass diese Abweichung so klein ist, dass sie meistens innerhalb der Grenzen der unvermeidlichen
Beobachtungsfehler fallt, ein Resultat, das von Thiesen 2 ) durch theoretische Untersuchungen bestätigt
worden ist.
Hiermit erledigen sich die von Robinson 3 ) aus seiner nachweislich von unrichtigen Gesichtspunkten
ausgehenden Theorie geschöpften Einwände gegen diese Art der Reduktion auf die geradlinige Bewegung
von selbst. Seine eigene Methode, die Anemometeraxe horizontal in der Verlängerung des rotirenden Armes
anzubringen, vermeidet allerdings diese Reduktion und ist insofern einfacher, als theoretisch nur die Drehung
in einem Sinne nothwendig erscheint; allein es macht sich dann eine von der bei dem Gebrauch statt
findenden abweichende und kaum zu bestimmende Reibung geltend, die noch dadurch vermehrt wird, dass
sich die Lage der Rotationsebene des Schalenkreuzes kontinuirlich ändert, wodurch seine Bewegung noth
wendig eine Verzögerung erfahren muss.
Ein einzelner Versuch Dohrandt’s 4 * ) mit horizontal liegendem Anemometer ergab sehr verschiedene
Resultate für die beiden Rotationsrichtungen, was sich dadurch erklärt, dass die Schalen des Anemometers
sich der Decke des Saales sehr nahe befanden.
Ein in dem für diesen Zweck viel günstigeren Lichthofe der Seewarte Angestellter Versuch 6 ) ergab
eine vollkommene Uebereinstimmung der Angaben für beide Rotationsrichtungen, aus denen folgende Inter
polations-Gleichungen abgeleitet wurden:
N-O-S-W N-W-S-0
v = 0.753 4- 0.2420 c v — 0.758 + 0.2402 c,
worin v die Geschwindigkeit in Metern per Sekunde, c die Anzahl der Kontakte des elektrisch registriren-
den Anemometers in der Stunde bedeutet.
Für die Vertikalstellung waren folgende Gleichungen gefunden:
N-O-S-W N-W-S-0
v = 0.880 + 0.2546 c v = 0.298 + 0.2436 c,
deren Vergleichung mit den beiden vorhergehenden die Unzulässigkeit dieser Methode genügend darthut,
wenn man berücksichtigt, dass bei grösseren Anemometern als dem angewandten Recknagel’sehen weit
grössere Differenzen eintreten müssen.
Die kreisförmige Bewegung bringt noch einen anderen Umstand mit sich, der störend auf die Ergeb
nisse einwirkt, nämlich den durch die Zentrifugalkraft bewirkten stärkeren Druck der Anemometeraxe gegen
ihre Lager und die dadurch verstärkte Reibung. Dieselbe müsste streng genommen bei der Reduktion auf
die geradlinige Bewegung mit berücksichtigt werden, wird aber gewöhnlich vernachlässigt, da zur Bestimmung
ihres Einflusses besonders konstruirte Anemometer und andere Vorrichtungen erforderlich sein würden, wie
sie Robinson, 6 ) der diesen Einfluss besonders betont, thatsächlich angewandt hat.
Uebrigens zeigt die von Dohrandt 7 ) vorgenommene Vergleichung der auf dem Rotationsapparate ge
prüften Anemometer im freien Winde eine so befriedigende Uebereinstimmung derselben, dass der Einfluss
der Zentrifugalkraft trotz der verschiedenen Grösse, die er bei den einzelnen Instrumenten gehabt haben
muss, nur sehr klein gewesen sein kann.
Dasselbe geht aus den schon erwähnten Versuchen Dohrandt’s betreffs der Reduktion auf die gerad
linige Bewegung hervor, bei denen die Mittel aus den Registrirungen für N-O-S-W und N-W-S-0 bei
Anwendung des Radius 2.253 m nur wenig kleiner sind als die entsprechenden Werthe bei dem Radius 3.823.
Die Abweichungen sind meist von derselben Ordnung wie die unvermeidlichen Beobachtungsfehler. Dasselbe
Ergebniss zeigen auf der Seewarte angestellte Versuche 8 ) mit vier verschiedenen Radien; die Abweichungen
') Dohrandt, Rep. für Met. IV, No. 5, pag. 27.
2 ) Thiesen, Rep. für Met. V, No. 11, pag. 24.
3 ) Robinson, Proceedings R. Irish Acad., ser. II, Vol. II, No. 5, 432.
4 ) Dohrandt, a. a. 0., 25.
6 ) v. Hasenkamp, Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. Jahrg. XIII, 1890. No. 3. 17, 23—24.
6 ) Robinson, Philosophical Transactions. Vol. 169. 777.
7 ) Dohrandt, a. a. 0., 45.
8 J v. Hasenkamp, a. a. 0., 21.