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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S97 No. 4 —
Die gesuchte mittlere Geschwindigkeit während der Zeit T ist dann durch den Ausdruck gegeben:
+
ul\
" in)
( —L _| L
T/ - i-'l t\ + >-'l (■> + ■ ■ +V n t H . 7 U V t\ t-i
f = h+h+ ....+(» =«+i>r+< T
wo U — U\ + it-i -j- • ■ ■ ■ u n ist.
Die Berechnung der mittleren Geschwindigkeit geschieht aber nach der Formel:
Es ist also:
, , u (UV
v — ab-j; c y-jj J •
y _ _c_ i Ql + »2 + ■ ■ ■ ■ Un) 2 _ / jG + «I + + «« '\ \
T ( ti +1-2 + ... t n \ #1 G t n ))
Dieser Ausdruck kann bei nicht verschwindendem c nur dann gleich Null werden, wenn
Const ■
u t Uz_ _ Uh
ti ^2 t n
d. h. nur bei vollkommen gleichförmiger Bewegung des Anemometers und des Windes giebt eine quadratische
Formel die mittlere Windgeschwindigkeit. Die vorstehende Betrachtung ist zwar rein formeller Natur; in
dessen führt eine tiefere, auf das Wesen des Vorganges eingehende theoretische Untersuchung zu demselben
Resultate.
Die Aufgabe der Anemometer-Prüfung besteht also darin, für eine Anzahl möglichst weit auseinander
liegender Windgeschwindigkeiten V die zugehörigen Schalengeschwindigkeiten v zu bestimmen und aus diesen
Beobachtungen die beiden Konstanten a und b der linearen Gleichung
V — a + bv
nach der Methode der kleinsten Quadrate zu berechnen.
Auf den ersten Blick könnte es am einfachsten scheinen, zur Lösung dieser Aufgabe das Anemometer
einem künstlichen Luftstrom von konstanter, genau bestimmter Geschwindigkeit auszusetzen, indem man
dasselbe in einem Rohr anbringt und ein gegebenes Luftvolum, etwa den Inhalt eines Gasometers, in einer
bestimmten Zeit hindurchstreichen lässt, ein Versuch, der von Althans *) thatsächlich ausgeführt ist, der
aber deshalb zu keinem befriedigenden Resultat führen kann, weil die Luft in der Axe des Rohres sich
schneller bewegt, als nach der Wandung hin, und weil das Instrument immer einen erheblichen Theil des
Rohrquerschnitts einnimmt, wodurch eine genaue Bestimmung der Geschwindigkeit sehr erschwert, wenn
nicht unmöglich gemacht wird.
Man hat deshalb zu dem entgegengesetzten Verfahren gegriffen, indem man das Anemometer mit be
kannter Geschwindigkeit durch ruhende Luft sich bewegen lässt. Versuchen mit geradliniger Bewegung
stellen sich erhebliche Schwierigkeiten entgegen, in geschlossenen Räumen namentlich der Kostenpunkt, im
Freien der Einfluss des Windes, wie bei der von Wild unternommenen Fahrt mit einer Lokomotive.' 2 ) Aus
diesem Grunde werden die Prüfungen durchweg mit einem Rotationsapparate unternommen, wie er oben
beschrieben ist.
Die Anwendung des Rotationsapparates führt aber auch verschiedene Umstände mit sich, die die un
mittelbaren Resultate mehr• oder weniger mit Fehlern behaftet erscheinen lassen, deren Betrag genau zu
bestimmen äusserst schwierig ist.
Vor allen Dingen scheint es nothwendig, derartige Versuche immer in einem geschlossenen Raum vor
zunehmen, da im Freien der Wind selten oder nie so schwach ist, dass sein Einfluss vernachlässigt werden
kann. Eine Korrektion der Resultate wegen desselben lässt sich nur für einen nach Richtung und Stärke
völlig konstanten Wind anbringen, der aber niemals vorkommt, so dass alle mit einem Rotationsapparate
im Freien angestellten Versuche, wie die vor mehreren Jahren vom windforce-commitee der Royal Meteoro
logical Society veranlassten, 3 ) mit einem mehr oder weniger grossen Fehler behaftet sind, dessen genaue
Ermittelung unmöglich scheint.
*) A11 h a ]i s, Physikalische Untersuchungen an einem Gasometer der städtischen Gasanstalten zu Breslau. Anlagen
zum Hauptbericht der preussischen Schlagwetter-Kommission, Bd. V. Berlin, 1887.
-) Dohrandt, Repert. für Meteorologie, IV. No. 5, pg. 4.
3 ) G. M. Whipple and Vv. H. Din es, Quart. Journ. XIV, 253. — W. H. Dines, Quart. Journ. XVI, 26.