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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1905 No. 2
Vergleich zu haben, zwei Orte desselben Breitengrades (X = 40° N), die eine Längendifferenz von nur 10 tt
aufweisen. Einer in der Wüste Kara-Iium (X = 60°), der andere am Westufer des Kaspisees (s. Tabelle
7 a und b und Fig. 7 a und b).
Tabelle 7 h.
Jährlicher Gang zu </> — 40° N, X — 50° E (Westufer des Iiaspi-Sees).
b
e
t
Ae T.
——*
*
' ••• '
v '
v
Januar
767
4.2 A
2.6 A
8.8 A
11.4 A
Februar ....
66
5.2
2.9
10.9
13.8
März
64
6.3
6.6
1.3.2
19.8
April
62
7.8
11.0
16.6
27.6
Mai
61
11.3
18.0
24.2
42.2
Juni
58
15.0
22.0
32.4
55.3
Juli
57 *
16.5
25.8
35.9
61.7
August
59
47.7
25.8
38.2
64.0
September..
62
14.7
21.6
31.5
53.1
Oktober ....
65
12.0
16.4
25.3
41.7
November ..
66
8.5
10.8
17.8
28.6
Dezember ..
66
6.3
6.2
13.2
19.4
Mittel
763
10.6
14.8
22.4
37.2
Amplitude ..
10
13.5
23.2
29.4
52.6
Vergleichen wir zunächst die Lufttemperaturen, so zeigt natürlich die Wüste mit ihrer starken Aus
strahlung im Winter, der großen Erwärmung des Bodens im Sommer größere Differenzen zwischen Maximum
und Minimum; letzteres erreicht trotz der südlichen Lage —2° (Amplitude = 31?6). Der am Kaspisee ge
legene Punkt hat ein durch das Wasser relativ gemäßigtes Klima (Amplitude = 23?2). Maximum und Minimum
erreichen nicht das der Wüste. Im Verlauf sind die beiden Kurven der Lufttemperatur ähnlich, desgleichen
die der äquivalenten Temperatur, nur daß das Maximum am Kaspisee um einen Monat verspätet in den
August fällt, da dann die Erwärmung über dem See erst ihren Höhepunkt erreicht. Die großen Unterschiede
der beiden durch eine verhältnismäßig nur geringe Entfernung getrennten Punkte tritt hervor, wenn man die
Differenzen der äquivalenten Temperatui-—Lufttemperatur betrachtet. Es ist deutlich ersichtlich, daß das
Seeufer während aller Monate einen größeren Temperaturzuwachs erhält als die Wüste. Dies würde in jedem
Falle im Winter stattfinden, da bei der niederen Lufttemperatur der Wasserdampfgehalt an sich geringer im
Landinnern als an der Küste ist. Der besondere Charakter der Wüste tritt erst in den Sommermonaten
hervor, wo doch einer höheren Temperatur ein höherer Wasserdampfgehalt und darum eine höhere äqui
valente Temperatur entsprechen sollten. Hier aber sehen wir, daß einem hohen Maximum der Lufttemperatur
im Vergleich zur Kaspiseeküste ein niederes der äquivalenten entspricht. Sichtbar wird der Unterschied,
wenn man die Zunahme der Differenzen Af beider Punkte vergleicht, ■ die während des Winters ziemlich
konstant, im Sommer ein starkes Steigen (Mai—August) erkennen lassen, um dann wieder zu sinken.
Januar Febr. März
2?7 3?1 2%
April
Mai
Juni
1?3
5?3
11°3
Juli August Sept.
15?3 17°9 14?8
Okt.
Nov.
Dez.
13?7
8?5
5°0
Die Amplitude der äquivalenten Temperatur ist aus demselben Grunde (trotz des weniger exzessiven Mini
mums) am Kaspisee eine größere (= 52?6) als in der Kara-Kum (Amplitude = 46?1); die Amplitude der
äquivalenten Temperatur beider Orte verhält sich also umgekehrt wie die der Lufttemperatur. — In anderen
Wüsten, die noch typischer sind, wie z. B. die Gobi, wird der Temperaturzuwachs wahrscheinlich noch weit
geringer sein, insbesondere, wenn hohe Randgebirge die Winde zu einer außerordentlich starken Abgabe
ihrer Feuchtigkeit zwingen, und lokal gar keine Verdunstung stattfindet. Hinweisen möchte ich auch hier
wieder auf das Verhalten der Depressionen, welche die „wärmearmen“ Wüsten und Stejipen vermeiden und
im Gegenteil auf kürzestem Wege nach Gegenden erhöhten Energiegehalts (wasserreichen Gebieten) zu gelangen
streben.
Ein jährlicher Gang in Polarländern, der keine Besonderheit irgend welcher Art bietet, dürfte zu
geringes Interesse haben, um hier noch erörtert zu werden. Die Differenz beider Temperaturen wird im