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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1905 No. 3 —
Kurz besprochen sei noch, anschließend hieran, der jährliche Gang der äquivalenten Temperatur zu
Batavia (</> = 5° 8' S, 1 = 106° 50'E), wo dieselbe eine Resultante des Verlaufs der Lufttemperatur und
des der Dampfspannung zu sein scheint. Auch hier haben wir zwei wenig hervortretende Maxima der Luft
temperaturen (im Mai und Oktober t = 26?4), deren ersterem aber ein Hauptmaximum der äquivalenten
Temperatur (AeT. = 72?4) entspricht, während das zweite Maximum der Lufttemperatur nur ein sehr
schwaches sekundäres der äquivalenten Temperatur als Gegenstück hat. Die Minima sind ausgeprägt, und
zwar fällt das Hauptminimum der äquivalenten Temperatur zusammen mit dem sehr schwachen sekundären
der Lufttemperatur (allerdings um einen Monat verspätet, in den August) während das Hauptminimum der
Tabelle 5. Jährlicher Gang zu Batavia.
b
e
t
AeT.
s,-—'
•—v-—‘
'—v
' '
v
Januar
759
20.9
25.3 A
44.6
69.9
Februar ....
59
21.0
25.4
44.9
70.3
März
59
21.2 .
25.8
45.3
71.1
April
53 A
21.5
26.3
46.1
72.4
Mai
58 A
21.4
26.4
45.9
72.3
Juni
59
20.7
26.0
44.4
70.4
Juli
59
19.7
25.7 A
42.3
68.0
August
59
19.2 A
26.0
41.3 A
67.3 A
September..
59
19.6
26.3
42.2
68.5
Oktober ....
59
20.1
26.4
43.2
69.6
November ..
59
20.5
26.1
44.0
70.1
Dezember . .
58
20.6
25.6
44.1
69.7
Mittel
759
20.5
25.9
44.0
70.0
Amplitude..
1
2.3
1.1
4.8
5.1
letzteren zusammenfällt, mit einem ganz schwachen Minimum der äquivalenten Temperatur. Diese besitzt
ein ganz geringes drittes Minimum auch noch im Dezember (siehe Tabelle 5 und Figur 5). Der jährliche
Gang der Dampfspannung, bedingt durch den Einfluß des Wechsels von Sommer- und Wintermonsun sowie
lokaler Windströmungen,*) zeigt einen einfachen Verlauf mit einem Maximum (Seewinde) ungefähr zur Zeit
des ersten Maximums der Lufttemperatur und ein deutliches Minimum (ablandige Winde) zusammenfallend
mit dem der äquivalenten Temperatur. Diese folgt also in bezug auf ihr Hauptmaximum (April) vor allem
der Dampfspannung (in zweiter Linie aber der Lufttemperatur). Infolge eines ganz geringen Fallens der
ersteren und eines ebenso geringen Steigens der letzteren bis zum Mai herrscht bis zu diesem Monat eine
fast vollkommene Konstanz der äquivalenten Temperatur. Ihr Hauptminimum ist ein Abbild des Minimums
der Dampfspannung. Das zweite Maximum ist bedingt durch das Dezember-Minimum, das seinerseits abhängt
von einer Stockung im Ansteigen der Dampfspannung bei fallender Lufttemperatur. Das Januar-Minimum
endlich ist bedingt durch das Januar-Minimum der Lufttemperatur.
Als Beispiel des sehr lehrreichen Verhaltens der äquivalenten Temperatur in einem Monsungebiet ist
Kalkutta (r/> = 22° 33' N, ). = 86° E) gewählt (s. Tabelle 6 und Fig. 6).
Mit dem kräftigeren Ansteigen der Lufttemperatur findet dank der stark wasserhaltigen Atmosphäre
über dem Gangesdelta zunächst ein außerordentliches, fast gradliniges Emporsteigen der äquivalenten Tem
peratur statt. Wenn dann plötzlich nach genügender Erhitzung des Bodens der Sommermonsun einsetzt und
vom Meere her Kühlung bringt, wird einer weiteren Erhöhung der Lufttemperatur ein Ziel gesetzt, und sie
bleibt zunächst bis zum Juni ziemlich konstant, um dann sogar während des stärksten Wehens des Monsuns
im Hochsommer langsam zu sinken. Beim Nachlassen des Monsuns, wenn die Sonne ihren Einfluß direkt
wieder geltend macht, bleibt die Temperatur bis in den Herbst hinein recht konstant und sinkt dann, schließ
lich sogar außerordentlich rasch, unter dem Einfluß des dem abgekühlten Inneren entstammenden Winter
monsuns. Ganz anders ist das Verhalten der äquivalenten Temperatur nach dem Einsetzen des sommerlichen
Windes; sie steigt dann dank der reichen ins Land gebrachten Feuchtigkeit weiterhin bis zu einem Maximum
(Ae T. — 83?5) im Juni, um dann, sich wieder dem Verlauf der Temperatur anschließend, langsam bis zum
Herbst zu sinken. Zu dieser Zeit veranlaßt der trockene Wintermonsun ein noch stärkeres Fallen der
*) Siehe Atlas des Indischen Ozeans der Deutschen Seewarte.