W. Knoche: lieber die räumliche und zeitliche Verteilung des Wärmegehalts der unteren Luftschicht.
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zeigt. Diese Oberfläclien-Isothermen des Wassers zeigen aber einen ähnlichen nord-siidlichen Verlauf, wie
die oben erwähnte 70°-Kurve äquivalenter Temperatur; auch Inseln erhöhter Temperatur zeigen sich gleich
falls an der Oberfläche des Wassers {$. 28°-Oberflächen-Isothermen, Anm. S. 10). Eine zweite aber be-
grenztere Erhöhung der Oberflächentemperatur zeigt sich auch an der afrikanischen Westküste; in der Tat
wird diese Erwärmung wiedergespiegelt in dem Wärmegelialt der über dem Meere befindlichen Luftschicht,
den ja die Kurven äquivalenter Temperatur im großen und ganzen darstellen. Zu beachten ist nach alle
dem, daß im Sommer den Kurven äquivalenter Temperatur, wenigstens in dem zuletzt besprochenen Teil
des Atlantischen Ozeans, durch die Luftisothermen keine hervorragende Charakteristik verliehen werden.
Diese zeigen sich nur in den schon berührten Ausbuchtungen des östlichen Teiles des Beckens. (Man ver
gleiche die Kurve äquivalenter Temperatur von 60° mit der Isotherme von 25°.)
Faßt man das Besprochene kurz zusammen, so gelangt man zu folgendem Ergebnis. Die äquivalenten
Temperaturen des nordatlantischen Ozeans hängen ah einerseits von den Lufttemperaturen, insbesondere
in den nördlichen Teilen; in der Hauptsache und überall ist aber ein bedeutender Einfluß der Temperaturen
des Oberflächenwassers zu konstatieren, da hier für die Anreicherung der Atmosphäre mit Wasserdampf je
nach den Umständen günstige oder ungünstige Verhältnisse geschaffen werden; also wird ein Steigen der
äquivalenten Temperatur überall da folgen — auch abgesehen von einem etwaigen Steigen der Lufttemperatur
— wo wir z. B. geschlossene Meeresbecken haben, die gründlich durchwärmt werden, desgl. über warmen
Meeresströmungen. Ein Fallen der äquivalenten Temperatur dagegen werden Polarströmungen bewirken.
Ferner wird im Winter (natürlich vorzugsweise nach N hin) die allgemeine Tendenz vorhanden sein, zu einem
Ansteigen der äquivalenten Temperatur ähnlich, aber ausgeprägter wie bei den Lufttemperaturen; während
des Sommers dagegen werden diese Unterschiede zwischen Land und See sich mehr verwischen, da dann
eine stärkere Erwärmung des Bodens die Wasserdampfverteiluug gleichmäßiger macht, d. h. diese sich nicht
nur auf das Meer beschränkt. Zudem würden eine höhere Temperatur des Landes und ein eventuell hier
auftretender Mangel an Wasserdampf sich die Wage halten. Uebrigens ist anzunehmen, daß in den nörd
lichen Breiten, auch im Sommer, da, wo der Golfstrom die Küsten verläßt und wieder in freies Meer tritt,
der Energiegehalt der Luft über ihm ein größerer sein wird als der der Umgebung.
Im Anschluß hieran ist vielleicht zu bemerken, daß die barometrischen Minima, welche nach Herrn
v. Bezold die Stellen größten Wärme- (resp. Energie-) gehalts bevorzugen, gerade im Winter, wo das Meer
im Verhältnis zum Lande eine höhere äquivalente Temperatur aufweist, am häufigsten sind, und daß ihre
Zugstraßen über dem nördlichen atlantischen Ozean in der Richtung von SW Dach NE, also in der Richtung
des größten Wärmegehalts fortschreiten. Ihr Verhalten an der europäischen Küste soll später erörtert
werden. Hier sei noch auf die sommerlichen tropischen Wirbelstürme hingewiesen. Diese Zyklonen, die
häufig in der Nähe der Kap Verden entstehen (also einem Gebiete großer Erwärmung), bewegen sich zu
nächst nach W auf die Küste Amerikas zu, um im Gebiete des Karaibischen Meeres ihre Richtung (ähnlich
wie eine Parabel an ihrem Wendepunkt) zu ändern und sich dann häufig der Balm der Minima nach E
anzuschließen. Sehen wir von allen übrigen Ursachen der Entstehung und des Verlaufes dieser Stürme ab,
so ist doch jedenfalls bemerkenswert, daß dieser merkwürdige Wendepunkt der Zyklonen, die übrigens das
relativ kühle amerikanische Festland vermeiden, gewissermaßen vorgezeichnet ist durch die Kurven äquivalenter
Temperatur (man vergl. auf Karte Ib die Lage der angedeuteten 75°-Insel und den rechten Winkel der 70°-
Kurve östlich der Bermudas mit dem Verlauf der Zyklonen.*) — Ferner ist auffallend, daß die ganze nord
afrikanische Küste einerseits frei von allen solchen Erscheinungen ist, daß sie andererseits gegenüber den
umliegenden Meeresteilen einen viel geringeren Energiegehalt aufweist.
Die Wärmeverteilung über dem Lande.
Ehe wir die Verteilung der äquivalenten Temperatur über einer großen Kontinentalfläche untersuchen
sei es gestattet, einen Blick auf die Wärmeverhältnisse unter einfacheren Bedingungen zu werfen, wie sie
uns beispielsweise die skandinavische Halbinsel bietet. Zur Konstruktion der Kurven äquivalenter Tempe
ratur sind die Angaben von H. Mohn, „Klima-Tabeller for Norge' 1 (1895) und Hamberg, „Oefversigt af
Sveriges Klirnat“ benutzt. Alle Angaben wurden reduziert auf das Meeresniveau, der Dampfdruck nach der
Kaminski’sehen Formel
6h
( I + 0 - 04 io)
*) S. Hann, Lehrbuch der Meteorologie.