W. Knoche: Uebev die räumliche und zeitliche Verteilung des Wäimegehalts der unteren Luftschicht.
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der darüber ruhenden Luft von großer Bedeutung ist, indem der Dampfdruck mit der Temperatur des Ober
flächenwassers wächst. Es scheint fraglich, ob nicht gerade auch hierbei, wie bei der Verteilung der Luft
temperatur, die nördliche Hemisphäre gleichfalls begünstigt ist. Ferner ist zu erwägen, daß der Wasser
dampf auch über weite Ländergebiete getragen wird, sodaß die Luft über ihnen auf weite Strecken hin
ebenso dampfreich sein kann als über dem Meere. Kombiniert mit dem Vorhergesagten ergibt sich sogar,
daß in tropischen Gebieten oder überhaupt Gebieten, wo die Sommertemperatur ausschlaggebend ist, der
Dampfdruck, und damit auch der Wärmegehalt, nach dem Inneren hin zunehmen wird. Die Kontinente
können physikalisch wärmer als das Meer sein; der Einfluß des Landes kann sich nur darin zeigen, daß
der Temperaturzuwachs nicht so wächst, als der rasch zunehmenden Temperatur entsprechen würde. Aus
nahmen hiervon bilden die Wüsten, die allerdings auf der Nordhemisphäre größere Gebiete einnehmen als
auf der Südhalbkugel. Sollte dieser geringe Wärmeausfall aber nicht dadurch wett gemacht, ja noch iiber-
troifen werden, daß gerade die lokale Verdunstung (und mit ihr der Gehalt an Wasserdampf) insbesondere
in niederen Breiten, über Wäldern, Sümpfen etc. eiue sehr starke sein kann, viel stärker als über jedem
tropischen Meere!? Diese Fragen sollen noch berührt werden; es wurde dies nur vorweg genommen, um
zu zeigen, daß es durchaus plausibel ist, wenn die nördliche Halbkugel, trotz ihrer weit größeren Land
bedeckung auch die wärmere in bezug auf Kalorieengehalt wäre.
Die Wärme Verteilung über dem Meere.
Um ein ungefähres Bild über die Verteilung der äquivalenten Temperatur eines größeren Meeresteiles
zu erlangen, war es nicht möglich, ein wirklich einwandfreies Beobachtungsmaterial zu erhalten; insbesondere
war der Mangel an Feuchtigkeitsbeobachtungen fühlbar, während die Luftdruck- und die Temperaturangaben
zahlreicher waren. Um aber doch eine vorläufige graphische Darstellung im Winter und Sommer (Januar
und Juli) zu erhalten, wurde das Material benutzt, das ich in den „Resultaten meteorologischer Beob
achtungen von deutschen und holländischen Schiffen für Eingradfelder des Nordatlantischen Ozeans“, heraus
gegeben von der Deutschen Seewarte, und daran anschließend für die Aequatorialgegenden in den
„Monthly Charts of Meteorological Data“ des Meteorological Office fand. In der deutschen Publikation
sind behandelt die Gradfelder zwischen 20° N und 50° N, in den englischen die zwischen 20° N und 10° S.
Da aber die Beobachtungen innerhalb der Eingradfelder doch zu spärlich schienen, um zwecks Darstellung
der Kurven äquivalenter Temperatur verwendet zu werden, und da es hier auf große Genauigkeit nicht au-
kommen konnte, so wurden die Eingradbeobachtungen von 5° zu 5° (bei den englischen von 10° zu 10°)
zusammengefaßt, die äquivalenten Temperaturen danach berechnet und in den Mittelpunkt des betreffenden
o°- Quadrates eingetragen (s. Anlagen Ia und Ib).*)
Trotzdem ist natürlich auch jetzt noch das Gewicht nach der Anzahl der Beobachtungen in den ver
schiedenen 5°- (resp. 10°-) Feldern ein sehr variierendes. Um einen Anhalt dafür zu haben, ist die Anzahl
der Einzelbeobachtungen (für Temperatur und Feuchtigkeit), aus denen die Mittelwerte bestimmt wurden,
mit in die Anlage I aufgenommen. Von Vorteil ist hierbei, daß auf den Meeren, insbesondere südlicher und
mittlerer Breiten, die Amplituden verhältnismäßig geringe sind, sodaß man eine gewisse Konstanz voraus
setzen kann, insbesondere in den Einzelmonaten. Diese geringe Abweichung der Einzelwerte von den Mittel
werten kann auch als Entschuldigung dafür dienen, wenn aus den Mittelwerten der Temperatur und der
relativen Feuchtigkeit die des Dampfdrucks berechnet wurden. Dies ist zwar streng physikalisch unzulässig,
da letzterer bekanntlich keine lineare Funktion der Temperatur ist. Durch Berechnung einiger Dampfdruek-
Einzelwerte und der Bildung des Mittels hieraus und dann durch Berechnung auf die oben beschriebene
Weise wurde aber festgestellt, daß der Fehler ein verschwindender ist. In der englischen Publikation, wo
die Mitteltemperaturen des feuchten und trockenen Thermometers angegeben werden, konnte man den Dampf
druck natürlich direkt bestimmen, nur mußten alle englischen Maße in die internationalen umgewandelt
werden. Außer dem Material der genannten Publikationen wurden noch einige Beobachtungen von Insel-
und Küstenstationen verwendet, die in der Anlage mit angegeben sind. — Betrachten wir jetzt den Veidauf
der Kurven äquivalenter Temperatur (die von 5° zu 5° C ausgezogen sind), zunächst für den Monat Januar.
(Siehe Karte Ia.)
Im Gesamtbilde herrscht eine große Uebereinstimmung mit der Temperaturverteilung, d. h. es macht
sich vor allem der Einfluß der warmen Golfströmung auch hier deutlich bemerkbar in einem Ansteigen der
*) Die Anlagen befinden sich am Schlüsse der Abhandlung.