W. Knoche: lieber die räumliche und zeitliche Verteilung des Wärmegehalts der unteren Luftschicht.
*) S. <1. letzten Abschnitt.
**) Woeikoff, die Klimate der Erde, II.
Sein - geringe Differenzen beider Temperaturen, also ein ungenügender Feuchtigkeitsgehalt der Luft, werden
einem reichlichen Pflanzenwuchs hinderlich sein; sind dabei die Temperaturen im gewöhnlichen Sinne selbst
sehr niedere, so haben wir den polaren Typus, sind sie hohe, den Typus der Wüsten. Wir haben hier
durch die äquivalente Temperatur im Verhältuis zur Lufttemperatur eine gewisse Vergleichbarkeit zwischen
Wüste und Polargebiet gegeben, nämlich die eben erwähnte geringe Differenz im Verlauf beider Temperaturen.
Allgemein werden hierdurch Oedländer charakterisiert.
Der Gang der äquivalenten Temperatur, besonders im Vergleich zu der Lufttemperatur, zeigt uns gleich
falls manches, was zur Bestimmung eines Klimas dient (man vergl. die Abschnitte über den jährlichen und
den täglichen Gang der äquivalenten Temperatur). Das Eintreten trockener Land- und feuchter Seewinde
ist scharf präzisiert, damit der für den Europäer immerhin günstige Wechsel zwischen trockener Hitze und
feuchter Kühle. Desgleichen treten die Einflüsse gewisser Witterungserscheinungen*) deutlich hervor, z. B.
die den Menschen bedrückende ausdörrende Trockenheit des Föhns, der Wüstenwinde u. s. f. Es bedürfte
einer weiteren Ausführung, um alle klimatischen Bedingungen aus dem Verlauf der äquivalenten Temperatur
und der Lufttemperatur exakt mittelst eines ausgedehnten Beobachtungsmateriales herzuleiten. Es würde
dann aber wohl möglich sein, danach ein recht getreues Bild der verschiedenen Klimata (Polar-, Wüsten-,
Monsun-Klimata u. s. w.) zu erhalten.
Eine sehr hohe Bedeutung kommt der äquivalenten Temperatur aber noch besonders in thermodyna
mischer Hinsicht zu. Da sie uns ein Maß für den Wärmegehalt bietet, bietet sie für uns auch unmittelbar
ein Maß für den Energiegelialt der Luft. Es ist anzunehmen, daß Kegionen eines hohen Wärmegehalts
auch die Region besonders lebhafter thermodynamischer Vorgänge sein werden, und die Vermutung Herrn
v. Bezolds scheint berechtigt, daß die Zyklonen gerade die Bahnen bevorzugen, wo ein größerer Wärme-
(Energie-) gehalt im Vergleich zu der Umgebung zu finden ist. Hierauf soll im folgenden, wo sich die Ge
legenheit bietet, noch besonders hingewiesen werden. Zu betoneu ist nochmals, daß wir die Kurven äqui
valenter Temperatur unter Berücksichtigung der Gleichung S. 5 auch als Isokaloren oder Isoenergeten
betrachten können.
Allgemeine Betrachtungen über das Verhalten der äquivalenten Temperatur.
Im großen und ganzen gilt der Satz, daß mit der Temperatur auch der Wasserdampfgehalt zunimmt,
und da der Wasserdampf der Hauptfaktor für den Temperaturzu wachs Af ist, so wird auch die äquivalente
Temperatur mit der Temperatur ansteigen, und, wie wir schon erwähnten, bei höheren Temperaturen be
deutend rascher als bei niedrigen. Es werden, falls wir annehmen, daß bei allen Temperaturen Sättigung
herrscht, und wir dann die zugehörigen äquivalenten Temperaturen berechnen, die Differenzen zwischen
dieser und den tatsächlichen Temperaturen um so größer werden, je höher die tatsächlichen Temperaturen sind.
Temperatur und äquivalente Temperatur divergieren stark, wenn die Temperatur bedeutend zunimmt.
Während gesättigte Luft z. B. im Kubikmeter bei —5° 3.3 gr Wasser enthält, enthält Luft von 30° 30.04 gr
Wasserdampf. Die entsprechenden äquivalenten Temperaturen sind also (s. auch Tabelle 1) 1?7 und 97?7,
und die Differenzen äquivalente Temperatur—Lufttemperatur: 6?7 und t>7°7.
Um einen einigermaßen normalen Verlauf der äquivalenten Temperaturen, analog dem eben beschrie
benen, zu haben, unabhängig von lokalen Einflüssen, müssen wir uns eine mit Wasser völlig bedeckte Erd
kugel vorstellen. Es wird dann natürlich die Temperatur gleichfalls vom Aequator bis zu den Polen ab-
nehroen, der Temperaturzuwachs am Aequator aber wäre ein außerordentlich großer, während er an den
Polen fast verschwinden würde. Bei einer Wasserhalbkugel würde nach Woeikoff**) am Aequator eine
Temperatur von ca. 22°, am Pol eine solche von —11° herrschen. Die entsprechende Anzahl Gramm Wasser
wäre, Sättigung vorausgesetzt, 19.4 gr/kbm und 1.9 gr/kbm. Wir hätten daher äquivalente Temperaturen von
33° am Aequator und —7 Ö am Pol. Umgekehrt würde bei einer reinen Landhalbkugel, d. h. einer Erde
von etwa Mondbeschaffenheit, folgen, daß, da / == 0 ist, also auch Af = 0 wird, die äquivalente Temperatur
gleich der tatsächlich dann herrschenden ist, nämlich ca. 45° und —32°. Während also die Differenz der
Lufttemperatur auf einer Wasserkugel 33°, auf einer Landhalbkugel 77° ist, d. li. die Extreme auf letzterer
mehr als doppelt so groß sind, werden die Differenzen ziemlich gleich, wenn wir die die Wärmeverhältnisse
wiederspiegelnden äquivalenten Temperaturen betrachten. Der Unterschied der Extreme wird danach auf