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W. Knoche: lieber die räumliche und zeitliche Verteilung des Wärmegehalts der unteren Luftschicht.
Winter notgedrungen verschwinden, im Sommer aber einen geringen Wert erreichen. Folgende Angaben
von Fort Conger*) (</> — 81°44'N, X = 64°45' E), an der Westküste Grönlands im äußersten Norden
gelegen, mögen genügen (vergl. auch die nördlichsten Breiten Asiens in Anlage und Karte III).
b
e
t
Ai
AeT.
' v—'
■ v
v y—*
’ v '
' v '
Januar
755
0.1
—38.4
0.2
-38.2
Juli
58
4.4
2.8
9.3
13.7
Mittel
759
0.8
-19.8
1.8
-18.0
Amplitude..
4
4.3
41.2
9.1
51.9
Angebracht wäre an dieser Stelle vielleicht eine kleine theoretische Erörterung über die Frage, bei
welcher Lufttemperatur unter dem Gefrierpunkt, bei welchem Wasserdampfgehalt die äquivalente Temperatur
noch gerade 0° erreichen kann. Unter Voraussetzung, daß b = 760 mm ist, haben wir die Gleichung
(siehe Seite 2)
AeT. = i + Ai - t
(606.5 4- 0.305 t) f
307
a
a + t
= 0.
Daraus folgt
t (307
V a + tr
606.5 + 0.305 t
Setzt man der Reihe nach für t seine negativen Werte ein, so ei'hält man die dazu gehörigen Wasser
dampfmengen, deren latente Wärme eine Erhöhung der Lufttemperatur auf die äquivalente Temperatur 0°
zur Folge hätte. Trägt man die Werte —1°, —2°, —3° u. s. f. auf der Abszisse ab, so sind die Ordinaten
der zugehörigen Werte des Wasserdampfs in gr/kbm 0.50, 1.00, 1.49, 1.99, 2.47, 2.96 gr oder abgerundet
0.5, 1.0, 1.5, 2.0, 2.5, 3.0 gr. — Da aber mit 3.0 gr Wasser für —6° die Sättigung erreicht ist, so ist der
Grenzwert der Lufttemperatur gefunden, bei dem überhaupt die äquivalente Temperatm- noch auf 0° steigen
kann. Für die dazwischen liegenden Lufttemperaturen 0° bis —6° ergibt sich folgende sehr einfache Relation:
Die äquivalente Temperatur wird 0° für / = —. Ist z. B. t = —4.8°, so wird (bei f = 2.4 gr Wasser
tL
pro kbm) die äquivalente Temperatur AeT. = 0° (vergl. übrigens den Verlauf der 0°-Kurve auf Karte Ila
und lila).
Der tägliche Gang der äquivalenten Temperatur.
Was über den jährlichen Gang der äquivalenten Temperatur gesagt wurde, gilt entsprechend modifiziert
auch für ihren täglichen Gang. Da, wo die tägliche Amplitude der Lufttemperatur eine geringe ist, wird
auch hier, wenn nicht bestimmte Windrichtungen Störungen verursachen, die äquivalente Temperatur der
ersteren ziemlich parallel verlaufen, während bei großen Amplituden, etwa auf Hochflächen, gegen Mittag
gleichfalls starke Divergenzen der äquivalenten Temperatur gegen die Lufttemperatur auftreten werden. —
In den tropischen Gebieten, insbesondere am Meer gelegenen, wird in der Regel die Differenz beider Tem
peraturen eine große sein, aber wegen der Kleinheit der Amplitude der Verlauf ein ziemlich überein
stimmender. — Im Winter (höherer Breiten) wird die Differenz kleiner als im Sommer; insbesondere wird
der Unterschied der Differenzen M auf den Kontinenten fühlbar werden. Nicht nur, daß die täglichen
Temperaturextreme hier im Sommer besonders ausgeprägt sind, sondern vor allem, weil im Winter durch
die größtenteils ablandigen Winde die Kontinente einen Mangel an Wasserdampf aufweisen, und ferner der
lokalen Verdunstung durch das Gefrieren von Seen, Sümpfen u. s. w. ein Ziel gesetzt ist. Im Sommer da
gegen wird im großen und ganzen überall, infolge der meist landeinwärts wehenden Winde, die Feuchtigkeit
gleichmäßig verbreitet werden; die lokale Verdunstung ist begünstigt, der Wasserdampf relativ reichlich
vorhanden. Die Divergenz in nördlichen Gebieten wird eine kleine sein, da die täglichen Amplituden gegen
über der jährlichen weit Zurückbleiben; wir werden hier also, abweichend vom jährlichen Verlauf, eine
ziemliche Parallelität der Kurven erwarten können. — Es wird vorteilhaft sein, diese Verhältnisse an einigen
*) hl. Z. 1890. (Meteorolog. Ergebnisse der Lady Franklinbai - Expedition. Fort Conger 18SI/S3.)