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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1924. Heft 3.
im Sommer. Die „mittlere“ Veränderlichkeit, d. h. die mittleren Abweichungen der Monatsmittel vom
45jährigen Mittel, mittlere Anomalie nach Dove, — Spalte 8 —, zeigt eine deutliche doppelte Periode:
Hauptmaximum im Januar, Nebenmaximum im Juli, Hauptminimum im Oktober, Nebenminiimum im
Mai. Das Jahresmittel mit 0.54 ist recht günstig, auch das Verhältnis vom Winter zum Sommer un
gefähr 2 zu 1 erscheint erklärlich. Das Nebenmaximum im Juli entspricht dem Nebenmaximum in der
Veränderlichkeit des Luftdrucks in demselben Monat.
In den Spalten 9 und 10 sind die mittleren Extreme der Temperatur für jeden Monat und das
Jahr nach den Extremthermometern zusammengestellt. In jedem Jahr kann daher die größte Wärme
im Juli 26.7 Grad erreichen, während man im Januar minus 8.9 Grad erwarten muß. Die Amplituden
— Spalte 11 — sind am größten im Frühjahr; der Mai zeigt die höchste Veränderlichkeit, dagegen der
November die geringste, beide verhalten sich etwa wie 1*4 zu 1. Die mittlere Jahresschwankung mit
39.17 Grad erreicht fast den von Kremser 5 ) für den Küstensaum festgestellten Betrag von 40 Grad, wie
auch die anderen Werte sich um die dort angeführten Zahlen bewegen.
Die absoluten Extreme — Spalte 12 und 13 — sowie ihre Amplituden — Spalte 14 — sind ent
sprechend größer. Diese steigen von 24.6 Grad im August auf 32.1 im März. Bei den Jahreszeiten be
weist die kleinste Schwankung im Sommer, daß die Extreme durch die ausgleichende Meereskühle
abgeschwächt werden, im Frühjahr dagegen, wo der höchste Wert ist, treffen größte Einstrahlung auf
dem Lande am Tage und größte Abkühlung des Nachts zusammen.
3. Die täglichen Temperaturänderungen.
Hierzu dienen die Tabellen 6 bis 8. Leider konnte die periodische Temperaturschwankung nicht
untersucht werden, weil der tägliche Gang nicht ausgewertet vorliegt. Somit wurde die Arbeit ein
geschränkt auf die aperiodische Schwankung, deren Mittel aus den monatlichen Veröffentlichungen in
Tabelle 6, Spalte 1 bis 3 zusammengestellt sind. Die Extremtemperaturen treten naturgemäß im Juli
und Januar ein, dagegen ist die Schwankung am größten im Mai, am kleinsten im Dezember, ent
sprechend den mittleren Jahresextremen, nur mit verschobenem Minimum. Die Jahreszeiten zeigen
hier das Maximum der Veränderlichkeit im Sommer, das Minimum im Winter, das Jahresmittel schwankt
um 5.8 Grad.
Spalte 4 enthält die mittleren Abweichungen der Tagesmittel aus Tabelle 4 vom vieljährigen Mo
natsmittel und gibt damit ein Maß der mittleren Zu- und Abnahme der Temperatur während des
Monats. Wir sehen den geringsten Betrag im Juli, der also durch die gleichmäßigste Temperatur
ausgezeichnet ist, Nur wenig größeren Änderungen ist der August unterworfen, auch Juni, sowie
Ianuar und Februar fallen durch verhältnismäßig geringe Beträge auf. Dagegen ist der Wert hoch im
Mai und Oktober, die demnach die Monate der ungleichmäßigsten Temperatur darstellen.
Aus den größten und niedrigsten Tagesmitteltemperaturen der Spalten 5 bis 8 ergibt sich die
absolute Veränderlichkeit derselben in Spalte 9. Es zeigt sich hier ein ähnlicher Verlauf wie bei der
absoluten Veränderlichkeit der Temperatur in Abschnitt 2, nur die Phasen sind etwas verschoben. Der höchste
Wert liegt im November mit 24.8 Grad, der kleinste im August mit 13.4 Grad. Demnach ist hier das
Verhältnis der Abweichungen der kalten Monate zu denen der warmen Monate etwas kleiner wie dort,
etwa wie l'A zu 1, und dürfte als gering zu bezeichnen sein. Die größte Schwankung zwischen dem bis
her beobachteten kältesten Tage am 5.1.1894 mit minus 14.20 Grad und dem wärmsten am 29. 7. 1911 mit
plus 25.02 Grad beträgt 39.22. Dieser Wert stimmt wiederum mit der von Kremser a. a. O. fest
gelegten mittleren Jahresschwankung der küstennahen Gebiete von 40 Grad überein.
Besondere Aufmerksamkeit wurde auf die zwischentägige Veränderlichkeit, hergeleitet aus diesen
täglichen Temperaturmitteln, gelegt, um als Grundlage für die Beurteilung des Klimas in hygienischer
Beziehung zu dienen. Weitere Anregungen hierzu gab der Aufsatz „Der Einzelwert“ von Topolanzky").
Die allgemein übliche Mittelbildung der Änderungen von Tag zu Tag liefert die Spalte 10. Es zeigt
sich eine schwache doppelte Periode mit Hauptmaximum im Dezember und Hauptminimum im August,
*) Die klimatischen Verhältnisse des Weser- und Emsgebietes, Berlin, Keimer 1901.
«) Das Wetter 1923, Seite 87.