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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 1924. Heft 3.
Diagramm.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1
m/rr
7 62
7S1
760
759
1876/1920 Wilhelmshaven, Bremen
I. Der Luftdruck,
Die Tabelle 1 enthält den Luftdruck in mm Quecksilber verbessert auf 0°, mittlere Erdschwere
und den Meeresspiegel, aus den 45 Jahren 1876 bis 1920.
1. Der jährliche Gang.
Spalte 1 gibt den jährlichen Gang, der zunächst die gewöhnlichen Merkmale des kontinentalen
Typus der mittleren Breiten aufweist, nämlich ein Maximum im Winter, und zwar im Januar, ein
Minimum im Sommer, August, d. h. je um etwa einen Monat verspätet gegen den niedrigsten bezw.
höchsten Sonnenstand.
Daneben sehen wir noch 2 Maxima und 2 Minima, und zwar im Juni und September, bezw. März
und Dezember. Während die Nebenmaxima um ein geringes hinter dem winterlichen Hauptmaximum
Zurückbleiben, senken sich die Nebenminima erheblich unter das sommerliche Minimum, das März-
Minimum ist sogar 1.8 mm tiefer. Die Nebenmaxima schreibt Hann in seinem Lehrbuch den Über
gangsverhältnissen nach dem arktischen und ozeanischen Typus zu. Dem ozeanischen Typus entspricht
demnach das Maximum im Juni bezw. Juli infolge Vorstoßes des südeuropäischen Barometermaximums
nach Südwesteuropa zu mit Minimum im Spätherbst, hier Dezember. Dagegen verursacht der hohe
Luftdruck über Südosteuropa im Oktober und November unser Nebenmaximum im Oktober, dem nach
dem arktischen Typus ein Minimum im März entspricht. Die besonders hervortretende Tiefe beider
Nebenminima läßt sich zwanglos der Einwirkung der im Frühjahr und Herbst in der Nordsee besonders
stark auftretenden Zyklone zuschreiben. Dieselben Verhältnisse zeigt die zur Kontrolle herangezogene,
um etwa 70 km Luftlinie landeinwärts belegene Stadt Bremen, — siehe Diagramm —. Bemerkenswert
ist, daß der Luftdruck in Wilhelmshaven um ein geringes größer ist während der Monate April bis
September, dagegen in dem kalten Halbjahr um ebensoviel etwa geringer. Es liegt nahe, diesen Unter
schied auf die mehr oder weniger entfernte Lage von dem offenen Meer zurückzuführen, da ja die Luft
über dem Meere im Sommer kälter, also schwerer, im Winter wärmer, also leichter ist.
2. Die unregelmäßigen Luftdruckschwankungen.
Die Veränderlichkeit — Spalte 8 und 9 — ist dargestellt als mittlere, gebildet durch die Summen
der Abweichungen der Monatsmittel vom Gesamtmittel, und als absolute Veränderlichkeit, bei der die
größten Abweichungen gegenüber gestellt wurden. Die Zahlen zeigen deutlich die größere Unregel
mäßigkeit des Luftdruckes in den Wintermonaten, die Gegensätze liegen im Februar und Juni. Das
Verhältnis ist etwa 1:8. Eigentümlich ist das Nebenmaximum im Juli.
Spalte 4 und 5 zeigen die mittleren Abweichungen der mittleren Extreme von den Jahres- und
Monatsmitteln, deren Summen die mittleren Schwankungen — Spalte 10 — ergibt. Die Unterschiede
der absoluten Extreme geben unmittelbar die absolute Schwankung in Spalte 11. Auch hier ist
der größte Betrag im Winter, aber etwas zeitiger als bei der Veränderlichkeit, nämlich im Januar. Das
Minimum ist verschoben, auf Juli bezw. August, das Maximum ist etwa doppelt so groß wie das Mini
mum. Ein zweites Maximum tritt hier nicht in Erscheinung.
Tabelle 2 zeigt einen Vergleich der Schwankung mit der in Bremen gleicher Periode. Es zeigt
sich, daß in Wilhelmshaven der Luftdruck bis auf eine Ausnahme größeren Unregelmäßigkeiten unter