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mungen in dem Unterschiede des speecifischen Gewichtes, also der Dichtigkeit,
und in der dadurch hervorgebrachten Verschiedenheit des Boden- und Seiten-
druckes zweier durch enge Wasserstrassen in Verbindung stehender Meere zu
suchen sei. .
Die Abhängigkeit der Oberflächenströmung in den beiden engen Strassen
der Dardanellen und des Bosporus von der herrschenden Windrichtung ist da-
durch erwiesen, dass während der Zeit, wenn der Wind beständig daselbst aus
NO weht, und dies findet während 34 des Jahres statt, auch der vom Schwarzen
Meer in das Azow’sche Meer ausfliessende Oberflächenstrom in Stärke und Be-
ständigkeit seiner Richtung ganz dem herrschenden Winde folgt. An windstillen
Tagen ist dieser Strom gewöhnlich schwach, und weht der Wind, was zuweilen
geschieht, aus SW, so kann der Strom zeitweise aufhören; aber nur ein sehr
lange Zeit anhaltender SW-Wind kann seine Richtung nach NO hin umkehren;
er ist aber alsdann nie so stark, als der ausfliessende Strom (s. diese Nummer
der Hydr. Mitth. pag. 89). Dies gilt sowohl für die Strasse der Dardanellen
als den Bosporus. Da die grösste Tiefe dieser beiden Strassen nicht 91.4 Met.
(50 Faden) übertrifft, so könnte eine Untersuchung der Unterströmungen der-
selben als sehr leicht ausführbar erscheinen. In Wirklichkeit.ist sie es aber
nicht, da sie durch die grosse Geschwindigkeit, welche nahezu die an der Ober-
Aäche erreicht, sehr erschwert wird. Der für diese starke Unterströmung von
Capitain Wharton eigens angewendete Strommesser war so eingerichtet, dass
er vertical blieb, wenn auch die Leine eine schräge Richtung annahm, so dass
der Strom stets rechtwinklig gegen seine Fläche gerichtet war. Mittelst dieses
Strommessers wurde die Existenz eines starken Unterstromes nachgewiesen, in-
dem die über dem Apparate schwimmende Tonne, dem Oberflächenstrome ent-
gegen, nach innen zu in den Bosporus hineingetrieben wurde. Am auffallendsten
war diese Erscheinung am 21. August 1872, wo der Oberflächenstrom mit einer
Geschwindigkeit von 3'/ Knoten die Stunde setzte und der NO-Wind mit der
Stärke 4 wehte. '
. Die Geschwindigkeit des einfliessenden Unterstromes erwies sich in der
Regel als proportional der des ausfliessenden Oberflächenstromes. N
Wind und Wetter. In der Dardanellen- Strasse ist der Wind zur Zeit
der Aequinoctien am veränderlichsten und gewöhnlich tritt eine Aenderung von
Nord nach Süd bei Neu- und Vollmond ein, aber im Sommer hält der Südwind
niemals lange an. Eine schwache südliche Brise tritt zuweilen an Nachmittagen
auf, die gegen Mitternacht nach Norden herum geht und dann. frisch weht.
Die Aenderung wird zuweilen von Regen‘ begleitet, aber häufiger von einer
stillen, klaren Nacht mit starkem Thau.
Wenn zur Zeit der Aequinoetien und im Winter der Wind plötzlich von
NW oder Nord, mit einer Böe und schweren Wolken, einsetzt, geht derselbe
nach NO und weht ungefähr 3 Tage recht stark. Aber sonst im Allgemeinen
weht der NO-Wind nicht länger als einen Tag so stark. .
| Zuweilen treten auch Gewitterstürme auf; . dieselben kommen zwar aus
allen‘ Richtungen, aber am meisten aus NW, begleitet mit sehr heftigen Böen
aus verschiedenen Richtungen.
Segelanweisung. Wenn ein Schiff von SW kommt, um in die Strasse
der Dardanellen einzulaufen, wird es zuerst die Einfahrt der Strasse an den weissen
Abhängen des Cap Helles, welches die Nordspitze der Strasse bildet und auf
welchem ein auffallender weisser massiver Leuchtthurm ist, erkennen. An der Süd-
seite kommen die Abhänge von Sigeum in Sicht, welche an der Mündung der
Strasse mit dem Berge Yeni-shehr, welcher gleichfalls steil abfallend ist, endigen.
Eine andere sehr gut erkennbare Marke auf der europäischen Seite ist der 213
Met. hohe, 9 Seem. NO von Cap Helles liegende, Baum-Pik (Tree-peak)., Der-
selbe erscheint als ein einzeln stehender kegelförmiger Pik mit einem grossen
Baum auf seiner Spitze.
Nachdem man näher herangekommen ist, kommen die beiden kleinen
Städte Yeni-shehr und Seddul-Bahr, an beiden Seiten der Strasse in Sicht. Die
erstere ist auf dem Gipfel des gleichnamigen 70 Met. hohen Berges erbaut; nur
wenige Häuser sind zu sehen, wenn sich das Schiff südlich derselben befindet,
aber sobald die Stadt mehr nordöstlich peilt, kommen die Häuser besser in