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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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Die Feststellung der Verschiedenheiten im specifischen Gewichte und das 
Abfliessen der Guinea-Strömung an ihren Grenzen nach SO und Süd, d. h. ge- 
gen den herrschenden Wind, genügt aber schon, um neuere Ansichten engli- 
scher Physiker (Laughton und Wyville Thomson) zu widerlegen, welche, 
wie besonders Laughton, der Differenz in den Temperaturen und dem speecifi- 
schen Gewichte der Flüssigkeiten die Kraft absprechen, fühlbare, oder messbare 
Strömungen zu erzeugen, während der Quinea-Strom gerade dort, wo er gegen 
den Wind läuft, wo also nur die Differenz im speeifischen Gewicht und der 
Temperatur die bewegende Kraft ist, stärker als vorher gefunden wurde. 
Der Verlauf der Isotherme von 12° von der Curve I (12° 29‘ Nord-Br. 
und 20° 16‘ West-Lg.) bis zur Grenze der Guinea-Strömung zeigt an, dass das 
Wasser bis zu dieser Tiefe an der Guinea - Strömung Theil hat, während der 
Verlauf der Isothermen von 10° und darunter die Zugehörigkeit zu der nach 
Nord setzenden antarktischen Strömung erkennen lässt. 
Der Verlauf der Isothermen der oberen Schichten bei der Insel Ascension 
(s. Diagramm II) ergiebt, dass hier das Wasser langsamer fliesst und aus 
einer Richtung kommt, welche eine allmälige Erwärmung gestattet; in Ueber- 
einstimmung damit wurde hier geringer südlicher Strom gefunden. 
Die Isothermen des Wassers unter 10° lassen durch ihren Verlauf er- 
kennen, dass der antarktische Strom zwischen der Insel Ascension und dem 
Acquator auf Hindernisse stösst, die wohl ausschliesslich auf Bodenerhebungen 
zurückzuführen sind. Der Verlauf der Isotherme von 4°, fast parallel mit der 
auf 1° Süd-Br. gefundenen Bodenerhebung, ist eine eigenthümliche und inter- 
essante Erscheinung, welche zu dem Schlusse berechtigt, dass dort, wo einem 
Strome eine nicht plötzlich ansteigende Bank von grösserer Ausdehnung ent- 
gegentritt, die Temperatur des unteren Wassers sich mit der Bank hebt und 
senkt. Da die Insel Ascension und die Afrikanische Küste bei der Lothung in 
10° 13‘ Nord-Br. und 17° 25‘ West-Lg. einen derartigen Einfluss nicht ausübt, 
so kann man zu der Ansicht gelangen, dass da, wo die Küste steiler aufsteigt, 
oder wo der Strom längs der Küste setzt, ein solcher Gang der Temperatur 
des Bodenwassers nicht eintritt (s. Diagramm II). 
Diese Schlüsse erhalten eine Bestätigung durch den Verlauf der Isotherme 
von 4° in Diagramm III. Das dieser Erscheinung zu Grunde liegende Gesetz ist 
insofern beachtenswerth, als man durch seine Anwendung in den Stand gesetzt 
sein würde, aus blossen Temperaturmessungen unter Berücksichtigung des ge- 
wöhnlich der Hauptsache nach bekannten Bodenstromes auf die Bodenformation 
zu folgern; jedenfalls kann man sich hiernach der Ueberzeugung nicht ver- 
schliessen, dass die Bodenformation des Oceans einen nicht gering zu schätzen- 
den Einfluss auf die Strömungen ausübt. 
Die gefundene Bodenerhebung hat übrigens höchst wahrscheinlich eine 
nicht unbedeutende Ausdehnung; zunächst wird sie schon durch die oben er- 
wähnte Stromstörung angedeutet, dann aber auch durch die östlich von Ascen- 
sion in 6° 15‘ Süd und 12° West gefundene Tiefe von 2647 Met. oder 1450 
Faden (Loth. No. 28 und Diagr. III) bestätigt. Auch weisen die bei der Curve 
II und HI (Lothungen No. 20 und 21 und Tabelle 11,2) gefundenen Bodentem- 
peraturen, welche anstatt niedriger etwas höher sind, als die bei Curve I (Lo- 
thung No. 16), darauf hin, dass die kälteste Schicht des antarktischen Boden- 
wassers einen Umweg zu machen gezwungen ist und vermuthlich noch östlich 
von dem Orte der Temperaturcurve II (10°%6 West- Lg.) nach Nord und 
West setzt. - 
Ganz Aehnliches lässt sich aus den Temperaturen, welche der „Challenger“ 
auf der Strecke von 3° Nord- Br. und 14'/2° West- Lg. fast parallel mit dem 
Aequator nach St, Pauls Felsen genommen hat, schliessen, soweit wenigstens bei 
dem nicht gekannten Unterschiede in den beiderseitigen Thermometerständen 
ein Vergleich gestattet ist. Auch ist nicht zu übersehen, dass der „Challenger“ 
bei denjenigen Lothungen geringere Tiefen des Oceans fand, bei welchen er sich 
mehr dem Aequator näherte. . 
In derselben Breite, in welcher die „Gazelle“ die Tiefe von 3000 Met. 
oder 1640 Faden fand, in 0° bis 1° Süd-Br., aber ungefähr 312° weiter west- 
lich, sind in einzelnen Karten noch die Tritons Bank und Bouvest Sandy Isle 
verzeichnet, deren Existenz indessen nach den in der Nähe auf der amerikani-
	        
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