Die annähernd gefundenen Hafenzeiten verschiedener Orte an den
Küsten sind:
Cap Börgen (75° 26’
Cap Philip Broke (74° 56‘N) 11 28
Klein-Pendulum (74° 37‘N) 11 21
Jackson-Insel (73°54/ N) 11 3
Cap Broer Ruys (73° 28‘N) 10 51
Eleonoren-Bai (73° 27’N) 10 45
Nubarbik (63° 24‘N) 6 30
woraus ein regelmässiges Fortschreiten der Fluthwelle von Süd nach Nord
unverkennbar hervorgeht, etwa für jeden Grad Breite eine halbe Stunde Ver-
spätung.
P Auffällig ist der genaue Anschluss der durch die Beobachtungen gefun-
denen Werthe der halbmonatlichen Ungleichheit an die mit Hülfe der Ber-
nouillischen Formel berechneten. Dies wird von Koldewey dem Umstand
zugeschrieben, dass wegen des mit Eis bedeckten Meeres, worin kein Seegang
aufkommen kann, atmosphärische Störungen wenig oder gar keinen Einfluss
auf den Gang der Erscheinung ausüben können, ausserdem auch keine wesent-
liche Strömung existirt. Beachtenswerth ist ferner das verhältnissmässig geringe
Alter der Fluthwelle oder die Zeit, welche nach den Syzygien verfliesst, ehe
Springfluth eintritt, nämlich 1!/4 Tag, während an den europäischen und ame-
rikanischen Küsten des Atlantic die Springfluth erst etwa 2 Tage nach Neu-
und Vollmond sich zeigt. Dies scheint darauf hinzudeuten, dass das Polarmeer
eine solche Ausdehnung hat, um die Bildung einer selbstständigen Fluthwelle
zu gestatten, welche auf die Grösse der Constanten von Einfluss ist.
Aus den Resultaten der Araeometer-Beobachtungen, die grösstentheils
von Dr. Börgen und Dr. Copeland angestellt und von ersterem bearbeitet
wurden, ist zunächst die ziemlich grosse Verschiedenheit des spezifischen
Gewichtes des Meerwassers an der Oberfläche für den Nordatlantischen Ocean
vom 60ten Parallel- bis zum Polarkreise und das Polarmeer bis zur Kisgrenze
hervorzuheben; wogegen das Wasser der Nordsee zwischen 55° und 60° Nord-Br.
und ca. 7 und 1° Ost-Lg. nur wenig leichter, als das des Nordatlantischen Oceans
erscheint. XEs ergiebt sich im Mittel aus den angestellten Beobachtungen
und auf 18.75° C. reducirt das specifische Gewicht des Oberflächenwassers
für die Nordsee. . . . . . l.o2545 = B3oö11 °/0
den Nordatlantischen Ocean 1.025904 = B.srs */o
das Polarmeer . . . . . Loss = Buas9 °%
(1869 Juli 7.—16. und 1870 Aug. 24.—29.)
Im Eise . . 0.0.0.0... Lou = 3.326 °/
(1869 Juli 17. — Aug. 4.)
Der Unterschied zwischen dem Nordatlantic und dem Polarmeer trat
übrigens in den beiden Tagen des 6. und 7. Juli so schroff und scharf be-
grenzt auf, dass es fast scheint, als ob man dadurch die Grenze des Golf-
und Polarstromes sicher festlegen könne (in ungefähr 68° Nord-Br. und 6°
West-Lg.), was auch durch die Beobachtungen der Temperatur des Wassers
an der Oberfläche bestätiget wird.
Die schon früher nachgewiesene Zunahme der Dichtigkeit des Meer-
wassers mit der Tiefe ist durch die Beobachtungen an Bord der ‚,Germanta‘*
in den obenerwähnten Meerestheilen bestätiget gefunden worden, und zwar ist
sie stärker im Eise als im Polarmeere und hier um wieder etwas stärker, als im
Atlantischen Ocean. Wenn auch das bis jetzt vorliegende Material über die
Dichtigkeitsverhältnisse der Meere in verschiedenen Tiefen noch zu dürftig ist,
um weitergehende Schlüsse zu gestatten, so kann andererseits nicht bezweifelt
werden, dass gute unter sich vergleichbare aräometrische Beobachtungen über
ein weit ausgedehntes Meer ausgeführt, der Hydrographie manche werthvolle
Aufschlüsse geben würden, wie auch schon in den Hydr. Mitthl. 1874 pag. 295
erwähnt worden ist und auch die Resultate der „Challenger“-Expedition mehr-
fach erwiesen haben.