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tiefe Dulhi vermeidet. Bei Tage kann man in angemessener Entfernung der
Küste noch weiter folgen, bei Nacht dagegen muss man etwas weiter abhalten,
SOzO steuernd, bis Ras Shakko passirt ist; hierbei hat man zu beachten, dass
man in nicht weniger als 36 Met. Wasser und nicht der Küste zu nahe kommt,
aber auch nicht in tieferes, als 55 Met. Wasser gelangt, um die seewärts liegen-
den Untiefen zu vermeiden. Von hier aus bietet der Kurs längs der Küste bis
zu dem White Quoin Hill sonst keine besonderen Schwierigkeiten und wird man
diesem auch in weniger hellen Nächten folgen können, wenn man sich ausserhalb
der 45-Meterlinie hält. Die schroffen Inseln an der Küste sind auch, wenn kein
Mondschein ist, auf genügende Entfernung zu erkennen. Ras Rakkmah dagegen
erfordert grössere Vorsicht wegen der vorliegenden Untiefen, man muss dasselbe
auf gut 5 Seem. Entfernung passiren, wozu aber auch hier das Loth genügende
Sicherheit gewährt. Nachdem dieselbe passirt ist, ist der Kurs direct auf Ras
Beilul zu setzen und muss man hier in nicht tieferes Wasser als 49 Met, gehen,
um. die Mohabakkah-Inseln und die Insel Sayyal sicher zu passiren, welche bei
Nacht auch auf geringe Entfernung nicht zu sehen sind. KRas Beilul kann man
sich bis auf 1—2 Seem. nähern und thut man gut, nahe heran zu steuern, na-
mentlich während der Nacht, um vor Sayyal sicher frei zu sein, von hier führt
ein OSO-Kurs frei von allen Gefahren nach der Strasse von Bab-el-Mandeb,
Bei dunkeln Nächten und wenn Schiffe keine besondere Eile haben, findet
man längs der Afrikanischen Küste mehrere, namentlich vor Südwind geschützte,
gute Ankerplätze, von denen der eine oder der andere vor Sonnenuntergang zu
erreichen sein würde. Es sind besonders folgende hervorzuheben: 1) nordwest-
lich der Assarka-Inseln; 2) hinter der Insel Ajus; 3) hinter Ras Bakkmah;
4) in der Ras Beilul. Bucht und 5) in der Asab Bucht.
Beitrag zur Meteorologie und Hydrographie der Ostküste von
Grönland.
Als eines der wichtigsten Ergebnisse der in so mancher Beziehung erfolg-
reichen zweiten Deutschen Nordpolarfahrt vom 15. Juni 1869 bis zum
11. September 1870 unter Führung des Capitain Karl Koldewey darf unstreitig
der Beitrag angeschen werden, der durch eine volle Jahresreihe (1. August 1869
bis 31. Juli 1870) genauer meteorologischer Beobachtungen nicht allein zur
Klimatologie Grönlands, sondern auch zur besseren Erkenntniss der Witterungs-
erscheinungen arktischer Gegenden überhaupt geliefert wurde. Die englischen arkti-
schen Expeditionen zur Entdeckung der nordwestlichen Durchfahrt, die vieljäh-
rigen Beobachtungen der Dänischen Colonien in Westgrönland, die Expeditionen
von Kane und Hayes hatten ein einigermassen deutliches Bild der meteorolo-
gischen Verhältnisse Westgrönlands und des amerikanischen arktischen Archipels
gegeben. Ebenso lagen einige Jahresreihen (1833, 1835, 1838 und 1839) guter
Beobachtungen von Nowaja-Semlja (Petermann’s Ergänzungsheft No. 21 pag. 70.)
vor, die indessen zusammen mit den Sommerbeobachtungen Scoresby’s und
den vereinzelten Beobachtungen von Sabine und Clavering fast die einzigen
Anhaltpunkte zu Untersuchungen über die Wärmevertheilung der arktischen Ge-
genden nördlich von Europa gaben. Winterbeobachtungen lagen weder
von Spitzbergen noch von Ostgrönland vor und es konnten deshalb auch die von
Professor Dove auf Grund des vorhandenen Materials construirten Isother-
menkarten nur als ein erster Versuch zur Ermittelung. der Temperatur des
Poles gelten.
Die während dieser zweiten Nordpolarfahrt unter Leitung der Herren
Dr. Börgen und Dr. Copeland ausgeführten und von Capitain Koldewey
selbst discutirten Beobachtungen füllen die erste wesentliche Lücke aus, indem
sie uns über die Witterungsverhältnisse an einer Küste Kunde geben, über welche
bis dahin die widersprechendsten Ansichten bei den maassgebenden Persönlich-
keiten herrschten. Während einige Geographen aus der Nähe des grossen
atlantischen Meeresbeckens auf eine äusserst milde Wintertemperatur und damit in