Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

473 
Auf die Luft im „Settlement“ der Europäer, in Desima und im Hafen hat dies 
keinen Einfluss; hier wird die Luft durch die südwestliche Seebrise im Sommer, 
durch die nordwestliche im Winter gereinigt und ist daher meistens vorzüglich. 
In Nagasaki ergiessen sich nur unbedeutende Rinnsale.von den Bergabhängen 
herab in die Bucht. Die Japaner vertheilen diese Wasserläufe bei der künst- 
lichen Bewässerung ihres Reisfelderbaues in das Unendliche; dafür aber sorgen 
die sehr bedeutenden Gezeiten für , reichlichen Wechsel des Wassers der 
ganzen Bucht, 
Das Klima Nagasaki’s ist ein noch milderes, wie in den meisten übrigen 
Theilen Japans; Ende December 1874 fanden wir hier Alles grün und eine 
Tages-Temperatur von 15° C. und eine Nachttemperatur von 6° ©. Auf den 
Dezember folgt ein kurzer Winter stellenweise mit leichtem Schneefall und 
einer Minimal - Temperatur von 1—2° C., doch schon Mitte Februar hört ge- 
wöhnlich der kalte, Schnee und Regen bringende Nord- und Nordwestwind 
auf; es wird jetzt schnell grün und warm, und Mitte März herrscht schon eine 
Durchschnitts-Temperatur von 15—20° C. Vom März ab bleibt es warm, doch 
regnerisch bis zum Juli, dann folgt bis Mitte September grosse Hitze, abwech- 
selnd mit Teifunen, und dann ein warmer und klarer Herbst. Der Gesundheits- 
zustand Nagasaki’s, auch der der japanischen Bevölkerung, ist im Allgemeinen 
gut; Infections - Krankheiten sind selten. Die unter den Europäern sporadisch 
vorkommende Dysenterie dürfte ihre Ursache in dem Trinkwasser von Nagasaki 
haben, dessen mikroskopische Organismen zu Entozoen-Krankheiten disponirt 
machen; deshalb wird auch den Schiffsbesatzungen nur destillirtes Wasser vers 
abreicht. Nagasaki bezieht nämlich sein Wasser aus mehreren, an den nahen 
Berglehnen hervorbrechenden Quellen; das Wasser hat allerdings ein schönes 
klares Aussehen und frischen Geschmack, ist aber jedenfalls durch leichte Bei- 
mengungen organischer Zersetzungsstoffe verunreinigt, die sich um so leichter 
beimischen, da der fleissige Japaner die Berg-Abhänge bis zu den Gipfeln hin- 
auf bebaut und es an eifriger Zufuhr von Mist und Jauche nicht fehlen lässt.“ 
„Tschifu (s. S. 61). Die an sich offene Rhede dieses Platzes ist von 
Osten her durch eine Kette kahler felsiger Inseln, von Nordwest durch eine 
lange zum Theil ganz flache Halbinsel flügelartig umfasst, gewährt aber trotz- 
dem gegen den, den Winter über herrschenden Nord- und Nordostwind nur sehr 
mangelhaften Schutz. Diesen von den Schneefeldern Nord-Asiens her wehenden 
Winden entsprechend ist das Klima von Tschifu im Winter rauh und kalt, 
Der November und Dezember ist zwar nur tageweise von bedeutender Kälte 
unterbrochen und zwar zu der Zeit, wenn der Nordwind mit Intensivität ein- 
letzt; dagegen ist der Januar und Februar sehr kalt, bis — 10° C, (Tschifu 
liegt in 37%° Nord-Br., also noch etwas südlicher als Athen und Palermo). 
Wir selbst beobachteten im Januar 1875 — 4° C. 
Die Stadt Tschifu selbst liegt an einem flachen kahlen Strande, der sich 
jedoch zu einer schroffen eben so kahlen Felsenkette erhebt, die östlich von 
Tschifu bis unmittelbar an das Meer tritt und hier schroff abfällt. Der im 
Sommer hier häufig wehende Südostwind mildert die Sommerhitze. "Tschifu ist 
von den chinesischen Plätzen überhaupt noch der gesündeste und wird daher 
vielfach von Kriegsschiffen aller Nationen als sanitärer Erholungsplatz besucht. 
An Europäern leben hier etwa 150 und Chinesen sollen an 25000-in der 
überaus schmutzigen, engen, übelriechenden chinesischen Stadt beisammen 
hausen. Ihr Trinkwasser beziehen die Europäer aus einem östlich von. der 
Stadt gelegenen grossen Brunnen, welcher aber nicht genug Wasser liefert, so 
dass er zugleich als Cisterne zum Auffangen des Regenwassers benutzt wird. 
Das daher stammende Wasser ist etwas trübe und konnte wegen des grossen 
Gehaltes an Chlorsalzen nicht zum Trinken-gebraucht werden. Dagegen gelang 
es, von der Insel Kung-Kung-tau (s. pag. 61) ein mikroskopisch und chemisch 
tadelfreies Wasser zu erhalten. Die Chinesen in Tschifu beziehen ihr Wasser 
aus Brunnen, die sie mitten in ihren von Unrath wimmelnden Strassen gegraben 
haben und ohne Rücksicht auf Unglücksfälle bei Tag und Nacht offen lassen. 
Daher ist auch Dysenterie unter den Chinesen sehr häufig, während sie unter 
den Europäern nicht. vorkommt; hiervon mag wohl auch der Ruf des Ortes 
Tschifu als eines, im Verhältniss zu allen anderen chinesischen Plätzen, sehr ge- 
aunden herrühren.“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.