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Auf die Luft im „Settlement“ der Europäer, in Desima und im Hafen hat dies
keinen Einfluss; hier wird die Luft durch die südwestliche Seebrise im Sommer,
durch die nordwestliche im Winter gereinigt und ist daher meistens vorzüglich.
In Nagasaki ergiessen sich nur unbedeutende Rinnsale.von den Bergabhängen
herab in die Bucht. Die Japaner vertheilen diese Wasserläufe bei der künst-
lichen Bewässerung ihres Reisfelderbaues in das Unendliche; dafür aber sorgen
die sehr bedeutenden Gezeiten für , reichlichen Wechsel des Wassers der
ganzen Bucht,
Das Klima Nagasaki’s ist ein noch milderes, wie in den meisten übrigen
Theilen Japans; Ende December 1874 fanden wir hier Alles grün und eine
Tages-Temperatur von 15° C. und eine Nachttemperatur von 6° ©. Auf den
Dezember folgt ein kurzer Winter stellenweise mit leichtem Schneefall und
einer Minimal - Temperatur von 1—2° C., doch schon Mitte Februar hört ge-
wöhnlich der kalte, Schnee und Regen bringende Nord- und Nordwestwind
auf; es wird jetzt schnell grün und warm, und Mitte März herrscht schon eine
Durchschnitts-Temperatur von 15—20° C. Vom März ab bleibt es warm, doch
regnerisch bis zum Juli, dann folgt bis Mitte September grosse Hitze, abwech-
selnd mit Teifunen, und dann ein warmer und klarer Herbst. Der Gesundheits-
zustand Nagasaki’s, auch der der japanischen Bevölkerung, ist im Allgemeinen
gut; Infections - Krankheiten sind selten. Die unter den Europäern sporadisch
vorkommende Dysenterie dürfte ihre Ursache in dem Trinkwasser von Nagasaki
haben, dessen mikroskopische Organismen zu Entozoen-Krankheiten disponirt
machen; deshalb wird auch den Schiffsbesatzungen nur destillirtes Wasser vers
abreicht. Nagasaki bezieht nämlich sein Wasser aus mehreren, an den nahen
Berglehnen hervorbrechenden Quellen; das Wasser hat allerdings ein schönes
klares Aussehen und frischen Geschmack, ist aber jedenfalls durch leichte Bei-
mengungen organischer Zersetzungsstoffe verunreinigt, die sich um so leichter
beimischen, da der fleissige Japaner die Berg-Abhänge bis zu den Gipfeln hin-
auf bebaut und es an eifriger Zufuhr von Mist und Jauche nicht fehlen lässt.“
„Tschifu (s. S. 61). Die an sich offene Rhede dieses Platzes ist von
Osten her durch eine Kette kahler felsiger Inseln, von Nordwest durch eine
lange zum Theil ganz flache Halbinsel flügelartig umfasst, gewährt aber trotz-
dem gegen den, den Winter über herrschenden Nord- und Nordostwind nur sehr
mangelhaften Schutz. Diesen von den Schneefeldern Nord-Asiens her wehenden
Winden entsprechend ist das Klima von Tschifu im Winter rauh und kalt,
Der November und Dezember ist zwar nur tageweise von bedeutender Kälte
unterbrochen und zwar zu der Zeit, wenn der Nordwind mit Intensivität ein-
letzt; dagegen ist der Januar und Februar sehr kalt, bis — 10° C, (Tschifu
liegt in 37%° Nord-Br., also noch etwas südlicher als Athen und Palermo).
Wir selbst beobachteten im Januar 1875 — 4° C.
Die Stadt Tschifu selbst liegt an einem flachen kahlen Strande, der sich
jedoch zu einer schroffen eben so kahlen Felsenkette erhebt, die östlich von
Tschifu bis unmittelbar an das Meer tritt und hier schroff abfällt. Der im
Sommer hier häufig wehende Südostwind mildert die Sommerhitze. "Tschifu ist
von den chinesischen Plätzen überhaupt noch der gesündeste und wird daher
vielfach von Kriegsschiffen aller Nationen als sanitärer Erholungsplatz besucht.
An Europäern leben hier etwa 150 und Chinesen sollen an 25000-in der
überaus schmutzigen, engen, übelriechenden chinesischen Stadt beisammen
hausen. Ihr Trinkwasser beziehen die Europäer aus einem östlich von. der
Stadt gelegenen grossen Brunnen, welcher aber nicht genug Wasser liefert, so
dass er zugleich als Cisterne zum Auffangen des Regenwassers benutzt wird.
Das daher stammende Wasser ist etwas trübe und konnte wegen des grossen
Gehaltes an Chlorsalzen nicht zum Trinken-gebraucht werden. Dagegen gelang
es, von der Insel Kung-Kung-tau (s. pag. 61) ein mikroskopisch und chemisch
tadelfreies Wasser zu erhalten. Die Chinesen in Tschifu beziehen ihr Wasser
aus Brunnen, die sie mitten in ihren von Unrath wimmelnden Strassen gegraben
haben und ohne Rücksicht auf Unglücksfälle bei Tag und Nacht offen lassen.
Daher ist auch Dysenterie unter den Chinesen sehr häufig, während sie unter
den Europäern nicht. vorkommt; hiervon mag wohl auch der Ruf des Ortes
Tschifu als eines, im Verhältniss zu allen anderen chinesischen Plätzen, sehr ge-
aunden herrühren.“