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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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Bemerkungen über die klimatischen und Gesundheitsverhältnisse 
einiger der von S. M. Schiffe besuchten Häfen Ost-Asiens. 
Der als „Beiblatt zum Marine- Verordnungsblatt No. 17“ (vom 15. Sep- 
tember 1875) veröffentlichte Statistische Sanitätsbericht über die Kaiser- 
lich Deutsche Marine für den Zeitraum vom 1. April 1874 bis 1. April 1875 
(s. Literarisches S. 485) enthält u. A. mehrere höchst werthvolle Notizen 
über die in fremden Häfen und Gewässern an Bord S. M. Schiffe vorgekom- 
menen Erkrankungsfälle, theils nach Krankheits-Gruppen, theils nach den von 
den Schiffen besuchten Meerestheilen und Häfen geordnet, wobei der Einfluss des 
verschiedenen Klimas ete. auf die Schiffsbesatzungen deutlich hervortritt, sodann 
aber auch einige Angaben über die klimatischen und Gesundheitsverhältnisse 
mehrerer der von den Schiffen der Kaiserlich Deutschen Marine besuchten Häfen 
von Japan und China. Diese Angaben ergänzen zum Theil die schon von uns 
in diesen Annalen gebrachten Mittheilungen über die betreffenden Häfen. Wir 
theilen deshalb diese in mehrfacher Beziehung interessanten Angaben (insoweit 
zie nicht rein medieinischer Natur sind) nach den Berichten der für die betref- 
fenden Schiffe commandirten Marine-Aerzte mit, welche in der Form von „Kr- 
läuterungen“ in dem obenerwähnten Statistischen Sanitätsberichte etc. nieder- 
gelegt sind. — 
1. 58. M. S. „Arcona“ Berichterstatter: Stabsarzt Dr. Klefeker, nach 
dessen Erkrankung Stabsarzt Dr. Boehr. 
„Yokohama, Die enggebaute japanesische Stadt und das europäische 
Viertel „Settlement“ sind streng von einander geschieden. KErstere erhält ihr 
Trinkwasser durch eine Leitung von den 10 engl. Meilen entfernten Bergen 
her, das Settlement ist dagegen mit Brunnen versehen und besitzt für seine 
Abfallstoffe eine unterirdische Röhrenleitung, welche theils in den Kanal, theils 
in die Bucht von Yedo mündet. Ausser dem internationalen, auf 40 Betten 
eingerichteten General-Hospital, haben die englische, französische, nordameri- 
kanische und niederländische Marine hier besondere Lazarethe, die fast sämmt- 
lich nach dem Barackensystem construirt sind. Auf Kosten des Deutschen 
Reiches wird daselbst jetzt ein Seemanns- Hospital erbaut, bestehend aus zwei 
hölzernen Pavillons, jeder für 20 Betten. Das Klima von Yokohama (s. S. 176) 
ist ein sehr gesundes, trotzdem die Teifune von Juli bis October mit heftigen 
Regengüssen auftreten. Seit dem Erlöschen der letzten Pockenepidemie im 
Jahre 1871 ist keinerlei Epidemie beobachtet.“ 
„Kobe und Hiogo sind zu einer Stadt vereinigt (s. S. 94). Die Stadt ist noch 
neu, weitläufig und luftig gebaut, hat sehr gutes Trinkwasser,*) welches sie aus 
den verschiedenen, von den nahen Bergen herabrieselnden Quellen empfängt. 
Vorherrschende Winde sind im Sommer südwestliche, im Winter nordöstliche 
oder nördliche, analog den anderen, dem Stillen Ocean zugekehrten Küsten- 
plätzen Japans. Das Klima ist ganz dasselbe wie in Yokohama, im Winter 
sogar etwas milder. KEpidemien sind sehr selten, nur die Pocken sind zu er- 
wähnen, welche im Winter 1873—1874, wie überhaupt in ganz Japan, so auch 
hier sowohl unter den Japanern, wie auch unter den Europäern herrschten.“ 
„Nagasaki (s. S. 237) liegt am Ende einer tief eingeschnittenen, rings 
von 300—400 Met. hohen Bergen umgebenen, schmalen Bucht, so dass man auf 
dem Ankerplatz auf einem allseitig abgeschlossenen Bergsee zu liegen meint. 
Die Stadt selbst (75000 Japanesen und 300 Europäor), dehnt sich in einer drei- 
eckigen Ebene aus, der einzigen, welche zwischen den zahlreichen Bergen vor- 
handen ist. Die Niederlassung der Europäer ist am Strande sowie auf der 
kleinen Insel Desima gelegen. Die japanische Stadt ist sehr winklig und eng, 
aber von einem System zahlreicher Kanäle durchschnitten, welches die Auswurfs- 
stoffe der dichten Bevölkerung aufnimmt. Während der Ebbe werden dieselben 
häufig trocken gelegt und verursachen namentlich im Sommer mephitische Dünste. 
*) Auch der Assistenzarzt Dr. Schotte von S. M. S. „Elisabeth“ Bemerkt in seinem Be- 
richte, dass das Trinkwasser von Kobe als das beste aller japanesischen Häfen gilt.
	        
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