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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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Wind am 11. September nach SSW und Süd drehte und mit Stärke 7 bis 8 
wehte. Den uns so widrigen südlichen Wind behielten wir bis zum 14. September, 
an welchem Tage derselbe nach SW und WSW drehte und uns erlaubte, einen 
südlicheren Kurs zu steuern. 
Am 15. September setzten auf ca. 40° Süd-Br. starker Nebel und Regen- 
wetter ein, wobei der Wind auf kurze Zeit nach SE ging, jedoch bald darauf 
am 16. mit stark fallendem Barometer durch Ost nach NE und NW drehte. 
Das Wetter blieb dabei dicht bezogen und der zeitweise sehr dichte Nebel 
löste sich nur hin und wieder in starken Regen auf. Nach Angabe des von 
Valparaiso aus für die „Arcona“ als Lootsen durch die Magellan-Strasse enga- 
girten Capitain Jung erstreckt sich eine Zone von permanentem Nebel- und 
dickem Regenwetter zwischen 40° und 46° Süd-Br. bis nach der Küste hin, so 
dass ein Ansegeln derselben sehr schwierig sein soll. In den Segeldirectionen 
ist davon nichts erwähnt und wäre es von Interesse, diese Erscheinung durch 
mehrfache Beobachtungen festzustellen. Wir fanden die Angaben des Capitain 
Jung vollständig richtig, da wir vom 15. September bis zum 17. Mittags, von 
40° bis 46° Süd-Br., fortwährend dick bezogenen Himmel hatten und keine 
Observationen erhalten konnten. Erst am 17. September Nachmittags klärte 
das Wetter sich auf und gestattete wenigstens hin und wieder eine Observation. 
Am 17. September nahm der Wind Nachmittags sehr an Stärke zu, die 
See lief hoch und das Barometer fiel ungewöhnlich schnell und tief. Es war 
am Abend sehr interessant, das Umspringen des Windes nach SW zu beob- 
achten, welches so sicher durch das Barometer angezeigt wurde, Die Segel- 
directionen sagen darüber Folgendes: „Wenn es bei stark fallendem Barometer 
aus NW weht, so muss man auf ein Umspringen des Windes nach SW mit 
gleicher Stärke gefasst sein, sobald das Barometer anfängt zu steigen. Fällt 
das Barometer unter 29.00‘ oder 28.80‘ engl. (735.s9”"" oder 731.sı“""), so kann 
mit ziemlicher Sicherheit auf dieses Umspringen des Windes und auf einen 
SW-Sturm gerechnet werden.“ Ich habe nun am 17. September die folgende 
Beobachtung gemacht: Das Barometer, welches innerhalb 14 Stunden von 755" 
auf 735”"- fel, erreichte um 9!/2* Abends — als der Wind aus mw. NW (rw. 
NNW) mit Stärke 9 bis 10 wehte — seinen niedrigsten Stand von 732,5” und 
zeigte um 10* eine Neigung zum Steigen. Zu dieser Zeit drehte der Wind nach 
WNW und setzte mit Regen ein, kurz nach 10* jedoch — als das Barometer 
etwas gestiegen war — sprang der Wind plötzlich nach SW und wehte mit der 
Stärke 9 bis 10, Da ich darauf vorbereitet war, so hatten wir die Raaen be- 
reits genügend angebrasst und konnten nach SO liegen; für ein Schiff aber, 
welches mit nordwestlichem Sturm über Backbord beiliegt, dürfte ein solches 
Umspringen leicht gefährlich werden können. Das an Bord der „Arcona“ be- 
fndliche Aneroid hatte schon vorher durch Ausschlagen der Nadel (nachdem 
der obere Zeiger genau über dem unteren eingestellt war) die Neigung zum 
Fallen angezeigt und damit rechtzeitig gewarnt, Das Aneroid ist für das An- 
zeigen derartiger Veränderungen des Luftdrucks vor und bei stürmischem Wetter 
an Bord der Schiffe besser geeignet, als ein noch so gutes Quecksilber-Baro- 
meter, an welchem bei stürmischem Wetter und starken Bewegungen des Schiffes 
ein genaues Ablesen schwierig ist. Doch ist zu beachten, dass ein Aneroid bei 
hohem Luftdrucke einen höheren und bei geringerem einen niedrigeren Stand 
zeigt, als ein zuverlässiges Quecksilber-Barometer. In dem vorliegenden Falle 
war das Aneroid bis auf 728.5" gefallen, während der niedrigste Stand des 
Quecksilber-Barometers 732.5" betrug. 
Am 18, September drehte der Wind wieder zurück nach West und WNW 
und nahm etwas an Stärke ab, während das Barometer auf 747” stieg. Das 
Schiff arbeitete ziemlich stark bei dem hohen Seegang, welcher theils aus NW 
und theils aus SW aufgekommen war. 
Am 19. September wehte der Wind Vormittags aus mw. WNW mit ‘der 
Stärke 9—10 und änderte ich den Kurs direct auf den Eingang der Magellan- 
Strasse zu (deren Passirung, wie oben erwähnt, zur Abkürzung der Fahrt nach 
Montevideo anfangs in Aussicht genommen war). Ich hoffte,. dass das Wetter 
ein Ansteuern der Strasse möglich machen würde, da wir Vormittags noch 
einige Observationen erhielten. Um 12* Mittags erhielten wir gerade noch eine 
allerdings nicht ganz zuverlässige Breitenbeobachtung, von da aber nahm das
	        
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