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werden. Diese Befestigungen stammen zum Theil aus der Zeit her, wo die
Portugiesen hier Colonien hatten und aus der Zeit, wo alle Küstenplätze noch
Seeraub trieben und deshalb jeden Augenblick Angriffe von aussen her er-
warten mussten; zum Theil sind sie aber erst in neuerer Zeit wegen der noch
jetzt dort herrschenden Unsicherheit angelegt. Aus der portugiesischen Zeit
stammen auch noch viele andere stattliche Bauwerke her, unter diesen ein In-
quisitionsgebäude in Mazaghan, welches vor dem Verlassen des Orts von den
Portugiesen mit Schutt ausgefüllt und vermauert wurde und seitdem nicht
geöffnet und untersucht worden ist. Die Mauern der Forts sind aber überall
schon ziemlich schlecht und die alten eisernen Geschütze auch durch die
Witterung schon sehr angegriffen.“
Allgemeines über Marokko. Die Zeitschrift „Das Ausland“ ent-
hielt in No. 43 und 44 des Jahrgangs 1872 einige Aufsätze über „Land und
Volk in Marokko“, denen wir zur Ergänzung und Vervollständigung der. von
Herrn Corv.-Capt. Zembsch neuerdings gesammelten und oben mitgetheilten
Notizen folgende Angaben entlehnen. «
Das Hauptwerk über Marokko, welches Land, obwohl den europäischen
Küsten so nahe gelegen, doch zu den am wenigsten besuchten und daher auch
unbekanntesten Gebieten des nördlichen Afrikas gehört, ist E. Renou’s De-
seription ggographique de l’Empire de Maroc. Paris 1846. Ausserdem
ist Marokko durch den berühmten Afrika-Reisenden, Hofrath Gerhard Rohlfs,
welcher 1861 zum ersten Male in das Innnere des marokkanischeu Reiches
allein — schutz- und waffenlos — einzudringen gewagt hat, näher erforscht
worden.
Wenige Länder von Afrika haben im Verhältnisse zum Binnenlande eine
so grosse Küstenentwickelung. Die Gestadelänge Marokko’s im Atlantischen
Ocean beträgt 1265, die an der Meerenge von Gibraltar 60 und am Mittelmeer
425 Kilomet., während die Landgrenze nur eine Länge von 250 Kilomet, hat.
Die Küsten fallen nach dem Mittelmeer steil ab mit unzähligen Buchten, die
aber zu klein sind, um einen guten Hafen zu bilden; doch sind einige gute
Ankerplätze vorhanden, so bei Couta.
Die ganze in südwestlicher Richtung streichende Küste im Atlantischen
Ocean von Ceuta bis Mogador ist vollkommen flach und sanft in das Meer ab-
steigend. Sie ist äusserst gefährlich für die Schifffahrt, besonders bei nebeliger
Witterung, indem man durchschnittlich erst in einer Entfernung von 30 Seem,
183 Met. (200 Faden Wasser) hat. Hohe Sanddünen hat das Meer an dieser langen
Küste ausgeworfen, die einen eigenthümlichen Anblick gewähren, weil sie nach
der Landseite, oft auch nach der Seeseite zu nicht kahl, sondern mit Lentisken
bewachsen sind. Gute Häfen würden allerdings mit leichter Mühe herzustellen,
doch ihre Unterhaltung wegen des immer stark vom Meere ausgeworfenen
Sandes kostspielig sein.
Andererseits haben, wie oben erwähnt, fast alle Mündungen der grösseren
Flüsse, die wohl gut zu Häfen eingerichtet werden könnten, sehr starke Barren.
Bei Cap Gher, nordwestlich von Agadir, stürzt sich die Hauptkette des
Atlas in das Meer; alle übrigen auf den Karten verzeichneten Vorgebirge, wie
Cap Blanco und Cap Cantin, nördlich vom Gher-Vorgebirge, oder Cap Nun,
südlich davon, spielen in der Formation der Küste keine Rolle.
Das Atlas-Gebirge durchzieht Marokko von SW nach NO. Alles Land,
von der nördlichen Kante des Atlas bis zu dem Atlantischen Ocean und dem
Mittelmeere, ist vollkommen culturfähig. Marokko ist überhaupt dasjenige Land
von Nord - Afrika, welches den breitesten Gürtel von culturfähigem Lande
hat. Wo nur der feuchte Niederschlag; reichlich ist und zur rechten Zeit er-
folgt, hat man überall den Boden in Acker umgewandelt. Als Beispiel der
Bodenertragsfähigkeit führt Herr Corv.-Capt. Zembsch in seinem obigen Be-
richte an, dass er auf einem Grundstücke des Dolmetschers des Deutschen
Consuls in Rabat Ende Juni eine reiche Ernte Mais stehen sah, nachdem der-
selbe Acker vorher eine sehr gute Kartoffelernte gegeben hatte. Nach dem
Mais können auf demselben Acker noch nach Belieben ein oder zwei Früchte
folgen; ausserdem standen auf dem Felde noch in gewissen Abständen Wein-
atöcke, welche dauernd stehen bleiben sollten. Auch die Viehzucht und die
Ausnutzung der mineralischen Schätze Marokko’s. (welche letztere bei den