1923
am die Calmen möglichst schnell zu durchschneiden. Am Nachmittag desselben
Tages jedoch kam der südliche Wind mit Regenböen stärker durch, und konnten
wir mit gesetzten Schratsegeln nur SO herunterliegen. Wir waren am 22. Mit-
tags gerade auf der in den Stromkarten angegebenen Grenze des Aequatorial-
Gegenstromes, welcher uns während der nächsten Tage stark nach Osten ver-
setzte.
Am 23. Juli blieb der Wind SzE, Stärke 4—5, während eine unangenehme
steile und kurze See ein Aufdampfen gegen dieselbe unmöglich machte. Am
24, Juli war der Wind südlich, Stärke 5-—6, und drehte Abends nach SSW,
Stärke 4— 6, so dass wir um 12* Nachts die Schraube lichteten und Segel
setzten. .
Am 25. Juli befanden wir uns auf 5° 40‘ Nord-Br. und 112° 26‘ West-Lg.
und glaubten nunmehr, die südliche Grenze des Calmengürtels überschritten zu
haben, da dieselbe nach den englischen Windkarten auf circa 6° Nord - Br.
liegen soll. Der Wind drehte jedoch nicht nach SSE oder SE, sondern wehte
aus südlicher Richtung mit Stärke 4 -— 6, unvermindert fort, so dass wir nur
wenig in der Breite gewinnen konnten. Am 26. Juli auf 5° 13‘ Nord-Br. und
109° 37’ West - Lg. hatten wir eine Stromversetzung nach N 60° O 44.5 Seem,
in 24 Stunden, so dass wir, obschon der Kurs durch das Wasser rechtweisend
0SO gewesen war, nur wenige Minuten südlicher gelangt waren. Dabei ver-
hinderte eine ziemlich hohe See ein günstiges Aufkreuzen, und wenn der Wind
auch zuweilen SzE war, und ich in der Hoffnung, dass derselbe nun endlich
weiter nach Osten drehen würde, über Stag ging, so drehte er nach kurzer
Zeit wieder nach Süd und S'AW Techtweisend, wodurch der östliche Bug immer
noch der günstigere war. ;
Am 27. Juli Abends drehte der Wind endlich nach SSE, so dass wir
über Stag gehen konnten, um nach SW hin zu liegen, mit der Hoffnung, dass
der Passat jetzt aus südöstlicher Richtung einsetzen würde, Der Wind blieb
jedoch stets südlicher als SE, so dass wir nicht recht vorwärts kamen und den
Aequator erst am 31. Juli auf 116!/2° West-Lg. schneiden konnten, Wir haben
in Wahrheit jeden Zoll aufkreuzen müssen, denn vom 24. Juli auf 7° Nord-Br.
und 115° West- Lg. bis zum 30. Juli auf 1%4° Nord-Br. und 114! 4° West-Lg.
sind wir nach rechtweisend S!/2W nur-310 Seem. in 6 Tagen vorwärts gekom-
men und haben dazu 917 Seem. über den Grund machen müssen.
Vom 28. Juli ab versetzte der Aequatorialstrom das Schiff stark nach
Westen und WNW, und zwar setzte derselbe am 29. nach N 55° W 68 Seem.,
am 30. nach N50° W 60 Seem. und am 31. Juli nach N 83° W 44 Seem,
Der Calmengürtel soll sich nach den Wind- und Stromkarten der eng-
lischen Admiralität in dieser Jahreszeit von 5° bis circa 12° Nord-Br. ausdeh-
nen, und geben sowohl Maury, wie die Segeldirection von Findlay den Rath,
den Aequator nicht östlicher als in 115° West-Lg. zu schneiden, da der Calmen-
gürtel nach dem Fostlande hin an Breite zunehme. Nach der Segeldirection
soll der Kurs der Schiffe, die nach Valparaiso bestimmt sind, folgendermassen
genommen werden:
Kurs der Segeldirection.
30° Nord-Br. auf 126° West-Lg. schneiden
20° » „ 124° » $
10° » „ 11814° ,„ »
Aequator - , 115° # s
10° Süd-Br. 118° “
Kurs der „Arcona“,
30° Nord-Br., auf 126° West-Lg. geschnitten
20° » „ 1231° »
10° » » 117° »
Aequator „ 116%° »
10° Süd-Br. 1221°
_ Es bleibt hierbei unverständlich, wie die Schiffe es möglich machen
sollen, den Aequator auf 115° West- Lg. zu schneiden, wenn sie den Parallel
von 10° Nord-Br. auf 1181/2° West-Lg. passiren, da der Acquatorialstrom so enorm
nach Westen versetzt. Hätten wir nicht vom 22. Juli an während 2'/@ Tagen
gedampft. und dadurch noch viel an Breite gewonnen, so hätten wir noch sehr
viel länger kreuzen können und. wären noch weit westlicher gekommen. Es mag
sein, dass wir aussergewöhnliche Windverhältnisse getroffen haben, . da wir nur
zwei Stunden lang flaue Brise. und- sonst stets starken Südwind, statt der Cal-
men, vorfanden; ich glaube aber doch, dass man den Parallel von 10° Nord
östlicher schneiden muss, als wie dieses die Segeldirectionen. anrathen.