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Nach Sonnenuntergang war gewöhnlich Windstille und diese hielt an bis Mitter-
nacht; zu dieser Zeit kam der Wind gewöhnlich leicht aus West durch und
drehte dann bis Mittag allmälig nach Nord und weiter östlich, Die Durch-
schnittstemperatur betrug während dieser Fahrt durch das Rothe Meer von Suez
bis Aden (vom 14, bis 21. Juni) 30° C. und war in der Nacht nur wenig
geringer.
3. Der Hafen von Aden*). Zu der Zeit des Aufenthaltes S. M. Kbt.
„Cyclop“ zu Aden (Ende Juni) war in den Cisternen auf der ganzen Halbinsel
seit Monaten kein Tropfen Wasser; der Preis für das condensirte Trink-
wasser von guter Qualität ist 8 Sh. für 100 Gallonen, derselbe, wie ihn S. M. S.
„Ariadne“ gefunden hatte (s. Marine - Verordnungsblatt, 1875, Nr. 3). Für
Schiffe, welche nicht beabsichtigen, auf der äusseren Rhede zu ankern, empfiehlt
es sich, um in den inneren Hafen zu gehen, trotzdem er ganz klar ist, einen
Lootsen zu nehmen, da nach den dortigen Hafenbestimmungen alle Schiffe ge-
nöthigt sind, sich zwischen den Bojen zu verteien, und zwar in der Art, dass
sie vorn cinen Anker fallen lassen und von hinten eine Trosse nach einer Boje
ausbringen. Jede der verschiedenen Postlinien hat ihre eigenen Bojen, welche
nur für sie allein bestimmt sind. Deshalb ist es für die Schiffe, welche fremd
in diesem Hafen sind, nothwendig, dass ihnen durch eine dort bekannte Per-
sönlichkeit eine Boje bezeichnet werde, an welcher sie festmachen und wo sie
während ihres Aufenthaltes länger liegen bleiben können.
4. Strom im Golf von Manaar. Nach den Segelanweisungen**) soll
im Golf von Manaar innerhalb einer Linie, welche man sich von Cap Caomarin
bis nach Point de Galle gezogen denkt, der Strom in einer Stärke von 1 bis
Ls Seem. die Stunde nördlich setzen. S. M. Kbt. „Cyclop, fand dagegen,
dass der Strom in einer Richtung von S 29° Ost mit einer Stärke von 1.s Seem.
die Stunde setzte.
5. Rhede und Stadt Colombo auf Ceylon***), Am 5. Juli ankerte
S. M. Kbt. „Cyclop“ bei Colombo, auf der inneren Rhede und verblieb dort
bis zum 7, Juli; der Schutz, welchen dieselbe durch das vorliegende Riff er-
hält, ist nur ein äusserst unvollkommener. Herr v. Reiche schreibt hierüber:
„Die durch den SW-Monsun hervorgebrachte Dünung der See wird wenig durch
dieses Riff gebrochen und lässt die dort liegenden Schiffe heftig schlingern und
stampfen. Während auf der äusseren Rhede aber nur 3 Kauffahrer und
12 Dampfer lagen, war die innere gedrängt voll von Küstenfahrzeugen. Die-
selben lagen vor 3, ja selbst vor 4 Anker, während sie nach hinten ebenfalls
L oder 2 Anker ausgebracht hatten. Keines dieser Schiffe hatte Ankerketten,
sondern nur Taue aus coir (Fasern der äusseren Kokosschale); doch brechen
diese Taue sehr oft, deshalb befinden sich bei allen Ankern Bojen, welche die
an sich nicht sehr geräumige Rhede sehr beengen; deshalb ist für ein Schrauben-
schiff beim Ein- und Auslaufen Vorsicht nöthig.“
Seit der Eröffnung des Suez - Kanals soll der Handel und der Verkehr
von Colombo sich sehr gehoben haben; deshalb hat man, wie Herr v. Reiche be-
richtet, noch die Anlage einer Mole begonnen, deren Bau in sieben Jahren beendet
3zein Soll. Durch diese Mole würde Colombo ein vorzüglicher Hafen werden,
welcher die grössten Schiffe aufnehmen und ihnen vollständigen Schutz ge-
währen könnte.
Die in dem Plane von Colombo angegebenen Festungswerke sind nicht
mehr vorhanden. Colombo ist jetzt eine vollkommen offene Stadt; der ehemals von
den Wällen eingeschlossene Raum heisst allerdings immer noch das Fort; die
Strassen desselben sind breit und schön; in ihnen liegen die Palais des Gouver-
neurs, die Casernen und sonstigen Regierungsgebäude, sowie die Waarenlager
and Geschäftshäuser der Kaufleute. Die Stadt der Eingeborenen befindet sich
*) S. Annal. d. Hydrogr., 1875 (Mai-Heft), pag. 164; Taylor-Horsbonrgh India Directory
(1874), pag. 98 ff.; Findlay, Sailing Directory for the Indian Ocean (1870), pag. 644 f£,; The Red
Sea Pilot (1873), pag. 226; The Gulf of Aden Pilot (1872), pag. 82 #.; Rosser-Imray Indian
Dcean ete, (1874), pag. 387 ff.
**) S. Findlay a. a. O., pag. 835, Taylor-Horsbourgh a. a. O., pag. 419.
“23 S. Findlay a. a. O., pag. 845; Taylor-Horsbourgh a. a. 0., pag. 425; Rosser-Imray a. a. O.,
pag. 4238.