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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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Aus den Reiseberichten S. M. Kbt. „Cyclop‘“, Capt.-Lt. v. Reiche. 
Wir haben in dem vorigen Hefte dieser Annalen ete., pag. 365, einige 
Angaben über die verhältnissmässig sehr schnelle Reise S. M. Kbt. „Cyclop“ 
von Kiel über Plymouth durch den Atlantischen Ocean und das Mittelmeer bis 
Port Said, von da durch den Suez-Canal und das Rothe Meer bis Aden und 
dann durch den Indischen Ocean über Colombo nach Ceylon bis Singapore ge- 
bracht, wonach sich für die Gesammtdauer dieser Reise des „Cyclop“ 69 Tage 
(vom 9, Mai bis 17. Juli 1875) ergeben; von diesen ist das Kanonenboot 
57 Tage (exel, der 25stündigen Fahrt durch den Suez-Canal) in See gewesen 
und hat eine durchschnittliche Geschwindigkeit von mehr als 6! Knoten er- 
reicht. Der. Aufenthalt in einigen der von dem „Cyclop“ besuchten Häfen war 
nur ein sehr kurzer, dennoch aber hinreichend, um über dieselben mehrere nicht 
unwichtige Notizen zu sammeln. Diese, sowie die während der Fahrt in Soe 
von Seiten des Commandanten S. M. Kbt. „Cyelop“, Capt.-Lt. v. Reiche, ge- 
machten Beobachtungen von hydrographischem Interesse, theilen wir in nach- 
stehender Zusammenfassung aus den verschiedenen Reiseberichten des Capt.-Lt. 
v. Reiche mit. Zur Ergänzung der pag. 366 angeführten Reisechronik des 
„Cyclop“ bis Singapore erwähnen wir noch, dass „Cyclop“ am 20. Juli Singa- 
pore verliess und über Bangkok, wo er vom 25. Juli Abends bis zum 29. Juli 
1875 blieb, die Reise nach Hongkong fortsetzte, und dass er dort am 9. August 
eintraf, um längere Zeit in den chinesischen Gewässern zu verweilen. 
i. Der Hafen von Port Said*). Die Ansegelung und das Einlaufen 
in den Hafen von Port Said bietet während der Nacht durchaus keine Schwierig- 
keiten dar; eine blosse Ansteuerung der Rhede ist sogar in Folge des hellen, weit- 
hin sichtbaren Lichtes während der Nacht eine leichtere als am Tage. SS. M. Kbt. 
„Cyclop“ steuerte in der Nacht vom 11. zum 12. Juni, als von Westen kom- 
mend, zunächst das Feuer von Damiette an; von dort wurde der Kurs auf das 
Feuerschiff von Port Said abgesetzt. Der signalisirte Lootse kam erst an 
Bord des „Cyclop“, als bis das Schiff dicht vor dem Eingange zur Mole sich be- 
fand. Die Lootsen kommen hier überhaupt nicht eher an Bord der Schiffe, 
als bis diese sich innerhalb der Westmolen befinden. Das helle elektrische 
Licht des Leuchtthurmes, welches „Cyclop“ während des Ansegelns beinahe 
recht voraus hatte, blendet bei dem Einsegeln in sehr unangenehmer Weise, so 
dass man immer die dunkeln Augenblicke benutzen muss, um sich schnell zu 
orientiren, ob das Fahrwasser voraus frei ist. 
Das Feuer des kleinen hölzernen Thurmes im Innern der Rhede, welches 
das eigentliche Leuchtfeuer sein soll, markirt sich dagegen wenig, indessen 
geben die rothen und grünen Feuer an den Seiten des Fahrwassers die Grenzen 
desselben an. Die Schiffe ankern im Hafen quer ab von dem östlichen Ufer 
und werden dann mit dem Heck nach Land zu, an einer auf dem Lande, an 
Stelle der Festmacherpfähle, entlang laufenden Kette verteit. Es empfiehlt 
sich deshalb, vor dem Einlaufen die Trossen am Heck klar zu machen, um die- 
selben, sobald der Anker gefallen ist, ausbringen zu können, 
In Port Said sind alle Ausrüstungsgegenstände bedeutend billiger, als in 
Suez, wo überdies die Rhede von der Stadt auch weiter entfernt ist, als es bei 
Port Said der Fall ist. 
2. Wind und Wetter im Rothen Meere, Am 14. Juni verliess 
„Cyclop“ die Rhede von Suez. Capt.-Lt. v. Reiche wählte für die Fahrt durch 
das Rothe Meer die für diese Jahreszeit kürzeste. und einfachste Route, 
nämlich die mittlere**). In dem Golf von Suez wehten noch frische nördliche 
Winde; nach dem Passiren der Strasse von Yubal wurden sie aber viel 
schwächer und in der südlichen Hälfte des Rothen Meeres traten häußg völlige 
Windstillen ein. Die Richtung des Windes war im Allgemeinen nördlich: am 
Tage gewöhnlich NNE und in der Nacht NNW-—NW und ausnahmsweise West. 
*) S. Hydrogr. Mitth,, 1874, pag. 147; 1875, pag. 14. Findlay’s Sailing Directory for the 
Mediterranean Sea, Part. II (1868), pag. 177; Findlay’s Sail. Dir. for the Indian Ocean (1869); 
pag. 639. Taylor - Horsburgh India Directory, Part. I (1874), pag. 22; Red Sea Pilot (1873), 
pag. 232. . 4 . . . 
. **) Ueber die Routen durch das Rothe Meer s. Hydr. Mitth., 1878, -pag. 94, 1874, pag. 148 
bis 152, 219, 1875, pag. 51.
	        
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