Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

417 
Die beobachteten absoluten specifischen Gewichte harmoniren auch hier sowohl 
mit den vom Boote gemessenen Strömungen, wie mit den Bestecksströmungen. 
b. Die oberen Isothermen der Curven XVI bis XVII deuten in ihrem 
südwestlichen Theile (Curve XVI) auf äquatorialen Strom, wie ihn auch das 
Besteck ergiebt und das absolute specifische Gewicht erklärt; in ihrem nord- 
östlichen Theile ist der Auftrieb des antarktischen Wassers deutlich erkennbar. 
Der Strom konnte bei den Lothungen dieses Theiles vom Boote nicht gemessen 
werden, weil zu hoher Seegang war. 
Das Besteck ergiebt während der Periode schwache westliche und nord- 
westliche Versetzung. Die Oberflächen- Temperaturen gewährten an sich be- 
trachtet, keine deutliche Auskunft für das Einsetzen des antarktischen Stromes, 
weil sie nur ganz allmälig, scheinbar in Folge der Breitenänderung steigen. 
Bei Vergleich der Temperaturen, die auf denselben Breiten 30° und 50° weiter 
westlich gemessen sind, kann man indess erkennen, dass der abkühlende Ein- 
fluss des antarktischen Wassers sich bereits auf 85° bis 90° Länge bemerkbar 
macht. Das Verhalten des absoluten specifischen Gewichts sowohl wie des 
Salzgehaltes setzen indess eine mehr markirte Grenzscheide zwischen diese Ge- 
wässer von verschiedener physikalischer Beschaffenheit, Diese Grenze liegt 
danach auf 30° Süd-Breite in 111° Ost-Lg. Das absolute specifische Gewicht 
fällt hier am 20. April in einigen Stunden von 1.0272 bei 19°C. auf 1,0259 bei 
22° C., was einer Aenderung des Salzgehaltes von 3.60% auf 3.52% entspricht. 
Die für eine polare Strömung hohe Temperatur der Strömung ist nur 
dadurch zu erklären, dass dieselbe eine sehr langsame Bewegung besitzt, die 
nicht direct nach Nord, sondern nach NW und West gerichtet ist, wodurch die 
Sonnenstrahlung Zeit zur Erwärmung der oberen Wasserschichten erhält; aber 
eigenthümlicher Weise ist die hohe Temperatur resp. geringe Temperaturdiffe- 
vrenz im Vergleich mit den tropischen Gewässern gerade ein Bedingniss für die 
Existenz der. Strömung, wie nachher erörtert werden wird. . 
Man findet an dieser Küste in allen Stromkarten eine starke Nordströ- 
mung verzeichnet. Unter den oben erwähnten physikalischen Verhältnissen ist 
eine starke Nordströmung kaum möglich, denn es darf nicht ausser Betracht 
bleiben, dass diese Strömung, so weit sie sich als Oberflächen -Strömung 
geltend macht, ihren Grund resp. ihre Möglichkeit in dem geringeren Salz- 
gehalt des antarktischen Wassers findet, welchem Agens eine starke Temperatur- 
differenz entgegenwirken würde. Bei starker Strömung, namentlich wenn sie 
nach Nord gerichtet ist, müsste aber eine starke Temperaturdifferenz Platz 
greifen, weil das Wasser nicht so rasch die Luftwärme annimm{. nn 
Eine starke Nordströmung antarktischen Wassers an der Oberfläche 
würde nach physikalischen Gesetzen also einfach unmöglich sein, indess 
mögen rein mechanische Einflüsse. mitwirken, wie in der Folge erklärt werden 
wird. Sowohl die geringe Temperaturdifferenz, wie der trotz stürmischew Süd- 
windes gefundene geringe nordwestliche Strom, welche beide Erscheinungen 
mich Anfangs in Erstaunen setzten, befinden sich daher in voller Uebereinstim- 
mung mit den physikalischen Erscheinungen und Gesetzen. N 
Die ganze Strömung: wird aufzufassen sein als ein mässiges Aufquellen 
des leichten antarktischen Wassers an der australischen Küste, wozu neben 
dem geringeren absoluten specifischen Gewichte resp. geringen Salzgehalte 
dieses Wassers der Abfluss des Oberflächenwassers innerhalb der Tropen in 
Folge der Wirkung der östlichen Winde die Veranlassung giebt, welcher Ab- 
fluss allein durch die Strömung der Torresstrasse und diejenigen der Strassen 
zwischen den Sunda-Inseln nicht genügenden Ersatz findet. Herrscht in diesen 
Strassen nun westliche Strömung, wie dies bekanntlich während des SW- 
Monsuns der Fall ist, so hört dieser Theil der Wasser-Ergänzung auf, und es 
könnte dies möglicherweise eine rein mechanische Veranlassung zu einer Ver- 
stärkung der antarktischen Strömung zur Zeit des SW-Monsuns werden. 
c. Die oberen Isothermen der Curven V bis XII erhalten sich ziemlich 
gleichmässig und geben nur zu wenigen Bemerkungen Anlass, Im Allgemeinen 
fliesst im westlichen Theile bis zur Curve IX das wärmere Wasser nach Süd 
ab, weil sein absolutes specifisches Gewicht geringer ist, als das der südlichen 
Gewässer. Die Curve VI zeigt etwas tiefer. gehende Durchwärmung der 
dberen Wasserschichten. Der Strom wurde hier nach dem Besteck stärker wie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.