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Die beobachteten absoluten specifischen Gewichte harmoniren auch hier sowohl
mit den vom Boote gemessenen Strömungen, wie mit den Bestecksströmungen.
b. Die oberen Isothermen der Curven XVI bis XVII deuten in ihrem
südwestlichen Theile (Curve XVI) auf äquatorialen Strom, wie ihn auch das
Besteck ergiebt und das absolute specifische Gewicht erklärt; in ihrem nord-
östlichen Theile ist der Auftrieb des antarktischen Wassers deutlich erkennbar.
Der Strom konnte bei den Lothungen dieses Theiles vom Boote nicht gemessen
werden, weil zu hoher Seegang war.
Das Besteck ergiebt während der Periode schwache westliche und nord-
westliche Versetzung. Die Oberflächen- Temperaturen gewährten an sich be-
trachtet, keine deutliche Auskunft für das Einsetzen des antarktischen Stromes,
weil sie nur ganz allmälig, scheinbar in Folge der Breitenänderung steigen.
Bei Vergleich der Temperaturen, die auf denselben Breiten 30° und 50° weiter
westlich gemessen sind, kann man indess erkennen, dass der abkühlende Ein-
fluss des antarktischen Wassers sich bereits auf 85° bis 90° Länge bemerkbar
macht. Das Verhalten des absoluten specifischen Gewichts sowohl wie des
Salzgehaltes setzen indess eine mehr markirte Grenzscheide zwischen diese Ge-
wässer von verschiedener physikalischer Beschaffenheit, Diese Grenze liegt
danach auf 30° Süd-Breite in 111° Ost-Lg. Das absolute specifische Gewicht
fällt hier am 20. April in einigen Stunden von 1.0272 bei 19°C. auf 1,0259 bei
22° C., was einer Aenderung des Salzgehaltes von 3.60% auf 3.52% entspricht.
Die für eine polare Strömung hohe Temperatur der Strömung ist nur
dadurch zu erklären, dass dieselbe eine sehr langsame Bewegung besitzt, die
nicht direct nach Nord, sondern nach NW und West gerichtet ist, wodurch die
Sonnenstrahlung Zeit zur Erwärmung der oberen Wasserschichten erhält; aber
eigenthümlicher Weise ist die hohe Temperatur resp. geringe Temperaturdiffe-
vrenz im Vergleich mit den tropischen Gewässern gerade ein Bedingniss für die
Existenz der. Strömung, wie nachher erörtert werden wird. .
Man findet an dieser Küste in allen Stromkarten eine starke Nordströ-
mung verzeichnet. Unter den oben erwähnten physikalischen Verhältnissen ist
eine starke Nordströmung kaum möglich, denn es darf nicht ausser Betracht
bleiben, dass diese Strömung, so weit sie sich als Oberflächen -Strömung
geltend macht, ihren Grund resp. ihre Möglichkeit in dem geringeren Salz-
gehalt des antarktischen Wassers findet, welchem Agens eine starke Temperatur-
differenz entgegenwirken würde. Bei starker Strömung, namentlich wenn sie
nach Nord gerichtet ist, müsste aber eine starke Temperaturdifferenz Platz
greifen, weil das Wasser nicht so rasch die Luftwärme annimm{. nn
Eine starke Nordströmung antarktischen Wassers an der Oberfläche
würde nach physikalischen Gesetzen also einfach unmöglich sein, indess
mögen rein mechanische Einflüsse. mitwirken, wie in der Folge erklärt werden
wird. Sowohl die geringe Temperaturdifferenz, wie der trotz stürmischew Süd-
windes gefundene geringe nordwestliche Strom, welche beide Erscheinungen
mich Anfangs in Erstaunen setzten, befinden sich daher in voller Uebereinstim-
mung mit den physikalischen Erscheinungen und Gesetzen. N
Die ganze Strömung: wird aufzufassen sein als ein mässiges Aufquellen
des leichten antarktischen Wassers an der australischen Küste, wozu neben
dem geringeren absoluten specifischen Gewichte resp. geringen Salzgehalte
dieses Wassers der Abfluss des Oberflächenwassers innerhalb der Tropen in
Folge der Wirkung der östlichen Winde die Veranlassung giebt, welcher Ab-
fluss allein durch die Strömung der Torresstrasse und diejenigen der Strassen
zwischen den Sunda-Inseln nicht genügenden Ersatz findet. Herrscht in diesen
Strassen nun westliche Strömung, wie dies bekanntlich während des SW-
Monsuns der Fall ist, so hört dieser Theil der Wasser-Ergänzung auf, und es
könnte dies möglicherweise eine rein mechanische Veranlassung zu einer Ver-
stärkung der antarktischen Strömung zur Zeit des SW-Monsuns werden.
c. Die oberen Isothermen der Curven V bis XII erhalten sich ziemlich
gleichmässig und geben nur zu wenigen Bemerkungen Anlass, Im Allgemeinen
fliesst im westlichen Theile bis zur Curve IX das wärmere Wasser nach Süd
ab, weil sein absolutes specifisches Gewicht geringer ist, als das der südlichen
Gewässer. Die Curve VI zeigt etwas tiefer. gehende Durchwärmung der
dberen Wasserschichten. Der Strom wurde hier nach dem Besteck stärker wie